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„Bin ein Gestirn am Firmament“

Mit viel Herzblut organisiert Joachim Diessner an der Versöhnungskirche die Konzertreihe Ehrenfelder Abendmusiken. „Dass wir einmal das 75. Konzert feiern würden, hätte ich am Anfang nie gedacht“, freut sich der Kirchenmusiker. Zum Jubiläum präsentierte er mit seinen musikalischen Gästen ein außergewöhnliches Programm aus dem 13. Jahrhundert.

„Ohne Musik wärʼ alles nichts“, soll Mozart einmal gesagt haben, und ohne die Abendmusiken wäre Ehrenfeld weniger – mit diesen einleitenden Worten und einem großen Blumenstrauß bedankte sich Gemeindepfarrer Martin Dielmann bei Joachim Diessner für 75 Ehrenfelder Abendmusiken. „Sonst gibt es den Strauß ja immer erst nach dem Konzert“, amüsierte sich dieser – und bewies anschließend, dass Vorschusslorbeeren nicht immer schaden müssen! Gemeinsam mit Stefanie Brijoux (Gesang und Harfe), Markus Belmann (Organetto) und der Frauenschola seiner Ehrenfelder Kantorei brachte er für eine gute Stunde Musik aus der Zeit Friedrichs II. zu Gehör.

Ein klingendes Abbild des Mittelalters
Das Konzert bot ein klingendes Abbild der Welt des berühmten Staufers, der von 1194-1250 lebte und im Jahre 1220 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen gewählt wurde. Französische und deutsche Minnelieder und das bekannte „Palästinalied“ von Walther von der Vogelweide waren ebenso vertreten wie gregorianische Gesänge und ihre damals neu aufgekommenen Bearbeitungen. Im frühen 13. Jahrhundert breitete sich die Mehrstimmigkeit erst nach und nach aus; die Zeit Friedrichs II. ist also nicht nur historisch, sondern auch musikalisch eine spannende Periode. Da diese 800 Jahre alte Musik spezielles Können erfordert, stand das Konzertprojekt unter der Leitung der Sopranistin Stefanie Brijoux, einer ausgewiesenen Spezialistin für Mittelaltermusik.

Alte Musik mit Expertise aufgeführt
Schon vor zwei Jahren hatte Stefanie Brijoux in Ehrenfeld ein Frauenchorprojekt durchgeführt, in dem die Aachener Karlsmesse erarbeitet worden war. „Für dieses Projekt habe ich ganz verschiedene Stücke aus der Zeit Friedrichs II. ausgewählt“, erzählt die Sängerin, die stolz auf ihr achtköpfiges Damenensemble ist: „In nur drei Proben haben wir das Programm erarbeitet, das die Sängerinnen allein schon durch die alten Notationsformen vor besondere Herausforderungen gestellt hat. Bei dieser Musik ist es außerdem wichtig, dass sich jeder im Ensemble in den Rhythmus einfühlt – deshalb ist die kleine Besetzung ideal.“ Unterstützung erhielten die Damen und Countertenor Joachim Diessner von Markus Belmann, der den Gesang am Organetto begleitete. Bei diesem heute fast unbekannten Instrument werden die Pfeifen über einen Balg mit Luft angeblasen, den der Spieler mit dem linken Arm bedient – allein die rechte Hand spielt die Tasten. „Wir sind es gewohnt, dass die Orgel unendlich lange Töne spielen kann – das geht bei diesem Instrument nicht“, erzählt der Kirchenmusiker aus der Düsseldorfer City. Stefanie Brijoux ergänzt: „Das Organetto muss atmen wie die Sänger. Dadurch eignet es sich ideal als Begleitinstrument.“

Große Stars in der kleinen Kirche
Mit Chorstücken, Duetten und Sologesang, mal in Begleitung von Harfe und Organetto und mal a cappella, füllte die kleine Gruppe den gut besuchten Kirchenraum. Die besonders für Vokalmusik hervorragend geeignete Akustik der Neuehrenfelder Versöhnungskirche konnten sich die Sängerinnen und Sänger kunstvoll zunutze machen und ernteten beim anschließenden Sektempfang von allen Seiten wohlverdientes Lob. Ganz besonders galt dieses dem Initiator der Ehrenfelder Abendmusik, Joachim Diessner, dem man Jubiläumsstolz und Freude ansehen konnte. Mit großem Einsatz (und deutlich weniger großem Budget) stellt er seit 14 Jahren diese Konzertreihe auf die Beine, die über die Gemeindegrenzen hinaus großen Anklang findet. Neben regionalen Ensembles und der eigenen Kantorei hat das Publikum Joachim Diessner auch die Besuche bekannter Musikerinnen und Musiker zu verdanken – mehrfach war beispielsweise Dame Emma Kirkby zu Gast, eine der renommiertesten Sopranistinnen unserer Zeit. „Als ich hier anfing, musste ich mich an den schlichten 60er-Jahre-Bau erst einmal gewöhnen“, erzählt der studierte Sänger, „aber ich wollte bleiben und etwas auf die Beine stellen, und inzwischen gefällt es mir an der Versöhnungskirche richtig gut.“

Weihnachtskonzerte „A Countertenor’s Christmas“
Die Keimzelle der Ehrenfelder Abendmusiken war 2002 Joachim Diessners Weihnachtskonzert „A Countertenor’s Christmas“, das inzwischen zu einer eigenen Reihe innerhalb der Abendmusiken geworden ist. Seine 16. Auflage (mit europäischer Weihnachtsmusik aus drei Jahrhunderten) erlebt „A Countertenor’s Christmas“ am Sonntag, 11. Dezember, 19.30 Uhr – der Tradition entsprechend mit Glühwein und Gebäck in der Pause. Gäste sind herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.

Wer sich über die Konzertreihe informieren, eine Chronik mit einer Best-of-CD bestellen oder die Konzertreihe durch eine Spende unterstützen möchte, ist eingeladen, die Internetseite der Ehrenfelder Abendmusik zu besuchen.

Text: Kristina Pott
Foto(s): Kristina Pott