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Bericht von der Kreissynode Köln-Rechtsrheinisch

106 Synodale begrüßte Superintendentin Andrea Vogel bei der Herbstsynode des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch im Haus der Evangelischen Kirche in Köln. Zum ersten Mal dabei war Pfarrer Herwig Mauschitz, der gemeinsam mit den Krankenhauspfarrerinnen Elisabeth Lehmann und Gabriele Wissmann-Winkelmann und der Presbyterin Gisela Salm den Abendmahlsgottesdienst zum Auftakt in der Kartäuserkirche gestaltete.

„Paulus – herausfordernd anders“, unter diesem Titel stand die Predigt von Pfarrer Mauschitz, der sich dabei auf den zweiten Korintherbrief des Apostels Kapitel 12 Vers 10, bezog. „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ – der Eingangssatz von Paulus eröffnet für Mauschitz „eine andere, eine hilfreiche Sicht auf das Christsein“. Die Herausforderungen, denen sich Paulus damals durch selbstbewusst auftretende Wanderprediger gegenübersah, verglich Mauschitz mit Auseinandersetzungen in heutigen Gemeinden. In beiden Fällen ginge es oft nur vordergründig um „die volle Wahrheit, das volle Evangelium“, sondern auch um Macht und um Eitelkeiten. Paulus erkannte, dass das Prahlen mit außergewöhnlichen spirituellen Erlebnissen keinem helfe. „Wir leben hier unten.“ Stattdessen räumte der Apostel eigene Schwächen und Defizite ein, gestand eine chronische Krankheit. „Das Eingeständnis der Schwäche schärft den Realitätssinn“, so Mauschitz und verstelle nicht den Zugang zu Gott. Er sei „dankbar“ für die paradoxe Erkenntnis von Paulus: „Das Unvollendete erweckt die Sehnsucht!“

„Engagement und Indifferenz“: Erkenntnisse aus der EKD-Studie zur Kirchenmitgliedschaft 2014 diskutiert „keine Handlungsempfehlungen“
Weniger um Spiritualität als um Zahlen ging es im Referat von Dr. Martin Horstmann von der Melanchthon-Akademie. Er stellte eine Vorabveröffentlichung der fünften Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vor. Die stand diesmal unter dem Titel „Engagement und Indifferenz – Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis“. Mit der repräsentativen Umfrage unter allen Mitgliedern der evangelischen Kirche, nicht nur den institutionellen oder organisierten, wird seit 1972 alle zehn Jahre die Einstellung evangelischer Menschen gegenüber „ihrer“ Kirche empirisch untersucht. Und der aktuelle Titel akzentuiert eine wichtige Erkenntnis der Studie: „Die Einstellung der Menschen ist polarisierter geworden. Sowohl der Anteil derjenigen, die sich der Kirche stark verbunden fühlen, als auch derjenigen, die ihr gleichgültig gegenüberstehen, hat zugenommen. Dafür ist die Mitte deutlich eingebrochen.“ Dazu gehören die evangelischen Menschen, die sich der Kirche nicht sonderlich verbunden fühlen, einen Kirchenaustritt aber nicht in Erwägung ziehen. Und es war lange Zeit diese Mitte, die, neben den stark Verbundenen, den Anspruch der evangelischen Kirche legitimierte, eine „Volkskirche“ zu sein. Bei denen, die der Kirche kaum verbunden sind, ist der Verbleib in der Kirche vor allem traditionell begründet: „Der Wunsch nach kirchlicher Bestattung, weil die Eltern in der Kirche waren oder weil es sich so gehört“, zählte Horstmann drei Gründe auf.

Soziales Engagement von der Kirche erwartet
Werte wie innerer Halt oder die Gemeinschaft „sind nicht nur egal, sondern wirken fast schon abschreckend“. Selbstverständlichkeit sei demnach einer der Hauptgründe für die Mitgliedschaft. Daher hält Horstmann den Rückgang der Taufen „langfristig für dramatischer als die Zahl der Austritte“. Auf der anderen Seite werden religiöse Themen und soziales Engagement von der Kirche erwartet und gewünscht – auch bei denen, die sich ihr wenig verbunden fühlen. „Politisches Engagement bei wichtigen Fragen wünschen sich weniger als die Hälfte“, stellte Horstmann fest. Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie sei das Beteiligungsverhalten der Kirchenmitglieder: „Beim Engagement in der Gemeinde, beim Mitwirken in Chören und selbst beim Besuch von Konzerten in Kirchen: Immer gibt es eine starke Korrelation, ob die Menschen den Pfarrer persönlich kennen oder nicht.“ Besteht persönliche Bekanntschaft, fallen die Zahlen höher aus als im anderen Fall. Und die Konsequenzen aus der Studie? Horstmann betonte noch einmal, dass es sich um eine Vorabveröffentlichung handele und viele wissenschaftliche Erkenntnisse erst noch erarbeitet werden müssen. „Die Bedeutung als Volkskirche ist ins Wanken geraten. Das sollte nicht gleichgültig machen. Andererseits bestehe auch kein Grund zu „Alarmismus“: „Die Zahl der stark engagierten Mitglieder ist ebenfalls gestiegen.“ Und grundsätzlich biete die Studie viele empirische Daten, die Aufschluss über die derzeitige Situation vermitteln. „Die Studie gibt aber keine Handlungsempfehlungen. Die müssen Sie in Ihren Gemeinden und Gremien erarbeiten.“ Der Link zur „KMU5“ im Netz: http://www.ekd.de/EKD-Texte/kmu5.html.

Rückblick und Ausblick: Bericht der Superintendentin
Mit einem Rückblick und einem Ausblick begann Superintendentin Andrea Vogel ihren Bericht über das abgelaufene Jahr. Sie schaute noch einmal auf die gelungenen Jubiläumsfeiern zum 50. Gründungstag des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch zurück, um anschließend den Blick auf das nächste Jubiläum zu werfen: den 500. Jahrestag der Reformation. Dieses besondere Ereignis wird auch im Kirchenkreis und seinen Gemeinden mit unterschiedlichen Veranstaltungen gefeiert und gewürdigt. Derzeit laufen bereits viele Gespräche und Vorbereitungen, sowohl auf der Ebene des Kirchenverbandes als auch auf der Ebene des Kirchenkreises, und Vogel appellierte an die Synodalen, Ideen für das Reformationsjubiläum zu entwickeln und zu diskutieren.

Vogel mahnte „Augenmaß und Vernunft“ an
Unter dem Begriff „Kirche und Veränderungen“ fasste Vogel die Reformprozesse und Entwicklungen der vergangenen Monate zusammen. Auf landeskirchlicher Ebene war die Haushaltskonsolidierung das alles beherrschende Thema. Trotz prinzipieller Zustimmung mahnte Vogel Augenmaß und Vernunft an: „Wir dürfen nicht übersehen, dass auch kleine Summen für die Betroffenen in den konkreten Arbeitsbereichen schmerzlich und folgenreich sind.“ Auf kreiskirchlicher Ebene stellte sie das neue Referat für Jugend, Frauen und Männer in den Mittelpunkt, dessen organisatorische Umgestaltung vorangeschritten sei. Dennoch sei zu spüren, dass „es länger dauert und mehr zu bedenken und im Kleinen auszuhandeln gibt als erwartet“.

Der Glaube darf nicht zu kurz kommen
Das Freizeithaus Stolzenberg und die Frage, ob es verkauft oder baulich und konzeptionell modernisiert wird, wurde ebenfalls diskutiert, konkrete Vorschläge gebe es aber noch nicht. Umfassender fiel der Rückblick auf die zahlreichen Gespräche zur Verwaltungsstrukturreform aus. „Es gehören viel Mut und Nerven und vor allem viel Zeit von Haupt- und Ehrenamtlichen dazu, diese angemessen für unseren Kirchenkreis zu planen und sich an den Prozess der Umsetzung zu geben“, betonte Vogel, und fügte an: „Es wird an uns liegen, wie wir diesen Prozess gut gestalten.“ Etwas weiter sei man da mit dem Personalrahmenkonzept, das vorliege und der Kreissynode zur Abstimmung vorgelegt werde. Damit könne eine Baustelle geschlossen werden, wenngleich das Konzept nicht in Stein gemeißelt sei: „Dieses Konzept ist der Beginn eines Prozesses. Wir wollen dieses Konzept fortschreiben und den jeweiligen aktuellen Gegebenheiten anpassen.“ Vogel mahnte, dass neben allen inneren Prozessen, Reformen und Veränderungen der Blick auf den Glauben nicht zu kurz kommen dürfe. „Es ist der Geist der Gemeinschaft, der uns auf einen Weg zu Solidarität und Einheit ruft.“

Andrea Vogel: „Gemeinden im Kirchenkreis engagiert für Flüchtlinge“
Nach den innerkirchlichen Prozessen und Diskussionen richtete Andrea Vogel den Blick auf das Schicksal von Flüchtlingen, die derzeit zahlreich nach Deutschland kommen. „Ich freue mich, dass sich in unseren Gemeinden viele Menschen in vielfältiger Weise engagieren, dass sie durch Beratung und Begleitung, durch Mitarbeit an Runden Tischen und Aktionen auf die Situation der Flüchtlinge aufmerksam machen.“ Die Ursache für den Flüchtlingsstrom, die zahlreichen Krisenherde in der Welt, erwähnte Vogel ebenfalls und stellte fest: „Wir nehmen eine neue Welle der Verfolgungen von Christen wahr.“

Lange Jahre aktiv in der Frauenarbeit: Karin Bertram (l.) nahm zum letzten Mal an der Synode teil und wurde von Superintendentin Andrea Vogel verabschiedet.
Bedeutung des Ehrenamtes gewürdigt
„Der Schatz kirchlicher Arbeit“, das sind laut Superintendentin Vogel auch und vor allem die Ehrenamtlichen, die ihr Wissen und ihre Zeit zur Verfügung stellen. Auf dieses Wissen werde noch stärker zurückgegriffen werden müssen, da neben vielen anderen Reformen auch noch eine IT-Reform angegangen werde, um den Erfordernissen des Datenschutzes und der Datensicherheit zu genügen.

Verwaltungsstrukturreform auf der Zielgeraden
Der Umbau der Verwaltung beschäftigte auch diesmal wieder die Synodalen. Der schon auf der Herbstsynode 2013 gestellte Ausnahmeantrag, der bei der beabsichtigen Neustrukturierung der kirchlichen Verwaltung zum 1. Januar 2017 mehr Handlungsspielraum in Köln und Region als das von der Landeskirche vorgegebene Grundmodell bieten soll, wurde zwischenzeitlich von der Landeskirche gebilligt. Allerdings sind die zusätzlichen Freiheiten nicht so umfangreich, wie die Synodalen gewünscht und gehofft hatten: Befürchtungen, dass die Verwaltungsarbeit mehr finanzielle und personelle Ressourcen auf Kosten der eigentlichen kirchlichen Arbeit benötigt, sind nach wie vor im Kirchenkreis vorhanden. Dennoch votierte die Kreissynode mehrheitlich dafür, den eingeschlagenen Kurs weiter zu verfolgen. Jetzt kann die Satzung für den neuen Gemeinde- und Kirchenkreisverband erarbeitet werden, die auf der nächsten Synode 2015 vorgelegt werden soll. Der Kreissynodalvorstand erhielt außerdem das Mandat, Immobilienentscheidungen zu treffen, da ein Standort für das zukünftige Verwaltungsamt im Bereich des Kirchenkreises gesucht werden muss. An diesem Standort, so ein weiterer Beschluss, soll dann auch das Referat für Jugend, Frauen und Männer untergebracht werden.

Haushalt 2015
Finanzkirchmeisterin Anne Akkerman erläuterte den neuen Haushaltsplan für das Jahr 2015, der nach den Bestimmungen des Neuen Kirchlichen Finanzwesens (NKF) erstellt wurde: Er gibt ein umfassendes Bild über die Finanz- und Ertragslage des Kirchenkreises sowie eine neue Sicht auf das Ressourcenaufkommen in den Bereichen Personal, Finanzen, Immobilien, Liegenschaften und Sachvermögen. Der Haushalt musste durch Rücklagenentnahme in Höhe von 45.656 Euro ausgeglichen werden, er beläuft sich auf 1.011.265 Euro in Erträgen und Aufwendungen und wurde von der Kreissynode genehmigt.

Personalrahmenkonzept verabschiedet
Die Vielfalt kirchlicher Berufe in auskömmlichen Stellen mit mindestens 50 Prozent Dienstumfang zu sichern, das ist das Ziel eines Personalrahmenkonzeptes, das die Kreissynode beschlossen hat. 544 Mitarbeitende sind in den Gemeinden des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch, im Kirchenkreis selbst sowie bei den beiden Verwaltungsämtern beschäftigt. Angesichts sinkender Gemeindegliederzahlen und Kirchensteuereinnahmen soll die Personalsituation vor allem durch Kooperationen und verbesserte Kommunikationsabläufe zwischen den Gemeinden stabilisiert werden – ein Modell, das nach Ansicht der Synodalen am ehesten die bereits bestehenden Bestrebungen der Zusammenarbeit im Kirchenkreis widerspiegelt. Mit Blick auf die laufende Verwaltungsstrukturreform soll das neue Personalrahmenkonzept nach der Neuorganisation der Verwaltung, frühestens ab 2018, den dann aktuellen Gegebenheiten grundlegend angepasst werden. Dazu Superintendentin Andrea Vogel: „Wir wollen das Konzept fortschreiben und den jeweiligen aktuellen Gegebenheiten anpassen. Das ist der Beginn eines Prozesses.“

Rahmenkonzept für den Pfarrdienst zur Kenntnis genommen
Die Umsetzung des Rahmenkonzepts für den Pfarrdienst im Kirchenkreis wurde von der Synode zur Kenntnis genommen und wird nun aktualisiert. Insgesamt ergibt sich nach wie vor bis zum Jahr 2015 eine Unterdeckung für den gesamten Kirchenkreis von 2,37 Pfarrstellen.

Haushaltskonsolidierung mit Augenmaß: Jugendarbeit und Arbeitslosenfonds sollen geschont werden
Die von der Landeskirche angestoßenen Pläne zu umfangreichen Einsparungen in den kommenden Jahren beschäftigten auch die Kreissynode Köln-Rechtsrheinisch. Die grundsätzliche Bereitschaft zum Sparen, um auch in Zukunft handlungsfähig zu bleiben, ist da, allerdings mahnten die Synodalen mit Beschlüssen zu konkreten Anträgen Augenmaß an. So befürworteten sie einen Antrag des synodalen Jugendausschusses, der sich gegen die Kürzung in Höhe von 420.000 Euro bei der landeskirchlichen Jugendarbeit wandte. Die Kürzung soll in den Sparplänen der Landeskirche nicht mehr als „konkrete Maßnahme“, sondern als Vorschlag, der noch weiterentwickelt werden muss, behandelt werden. Ebenfalls von Kürzungen verschont bleiben soll nach Meinung der Kreissynode der Arbeitslosenfonds der Evangelischen Kirche im Rheinland. Mit den Mitteln des Fonds wird vor allem der Eigenanteil verschiedener Initiativen gewährleistet, die zur Einwerbung von Drittmitteln erforderlich sind. Kürzungen hätten demnach eine weitaus höhere Auswirkung und gefährdeten die Arbeit für Menschen am Rande der Gesellschaft enorm. Keine Mehrheit dagegen fand in der Synode ein Antrag zum Erhalt des „Hauses der Stille“ in Rengsdorf. Das Gebäude soll nach den Plänen der Landeskirche verkauft werden.

Personalien
Personelle Veränderungen gab es im Kreissynodalvorstand: Pfarrerin Wilma Falk-van Rees als zweite stellvertretende Skriba sowie der zweite Synodalälteste Ekkehard Schmidt und sein Stellvertreter Jörg Schröder schieden aus dem Gremium aus. Zu ihren Nachfolgern wählte die Kreissynode Pfarrerin Kerstin Herrenbrück als zweite stellvertretende Skriba sowie Uta von Lonski als zweite Synodalälteste. Zu ihrer Stellvertreterin wurde Manguela [redaktionelle Anmerkung: korrekte Schreibweise!] Fokuhl bestimmt. Für das Amt des Stellvertreters des sechsten Synodalältesten, das bislang Uta von Lonski innehatte, wurde Jürgen Gnest gewählt. Zu neuen Mitgliedern im Finanzausschuss wurden darüber hinaus Christoph Stappert und Werner Lütje bestimmt. Neue Synodalbeauftragte für Seelsorge, Beratung und Supervision wurde Pfarrerin Irmgard Ann MacDonald. Ihr Vorgänger, der Krankenhausseelsorger Pfarrer Wolfgang Jacobs, begann seinen Ruhestand. Er war ebenso wie Karin Bertram, die sich als Berufene in der Frauenarbeit engagierte, zum letzten Mal bei einer Kreissynode dabei. Superintendentin Vogel verabschiedete beide und dankte ihnen für ihre ebenso kritische wie konstruktive Mitarbeit bei zahlreichen Beratungen und Gesprächen.

Termine
Die Kreissynode Köln-Rechtsrheinisch tagt im kommenden Jahr am Freitag, 29. Mai 2015, sowie am Samstag, 14. November 2015.

Stichwort: Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch
Dieser Kirchenkreis bildet mit 18 Kirchengemeinden im rechtsrheinischen Köln, Altenberg, Bergisch Gladbach, Kürten, Lindlar und Rösrath den größten Zusammenschluss innerhalb des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. In seinen Gemeinden leben mehr als 99.000 Mitglieder, deren Interessen im „Parlament“ des Kirchenkreises, der Kreissynode, von 126 Synodalen vertreten werden.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer