You are currently viewing Begegnungen zwischen Köln und Liverpool – Praxis der „Interreligiösen Beziehungen“. Ein Bericht von Hannelore Morgenstern-Przygoda

Begegnungen zwischen Köln und Liverpool – Praxis der „Interreligiösen Beziehungen“. Ein Bericht von Hannelore Morgenstern-Przygoda

Begegnung in Liverpool 12. bis 14. September 2007
Zu einem Austausch zwischen den Städtepartnern Köln und Liverpool trafen sich in Liverpool aus Köln: Pfarrer i. R., Dr. Hans-Georg Link, Vorsitzender des Ökumenischen Städtepartnerschaftsausschusses Köln-Liverpool; Hannelore Morgenstern-Przygoda, Pfarrerin Dorothee Schaper, beide von der Melanchthon-Akademie; Dr. Sonja Sailer-Pfister vom Katholischen Stadtdekanat, und Mary Wirths von der anglikanischen Gemeinde Köln-Bonn. Von der englischen Linkgroup nahmen während des dreitägigen Treffens ständig teil: Reverend a. D. Bob Andrews, Alison Micklem/URC, und Martyn und Linda Newman, John Smith/Council of Faith.

Auszeichnung für „Offene Kirche“
Zunächst erfuhren wir, was sich hinter dem Stichwort „Faith-Tourism“ verbirgt: Es ist die Idee der „Offenen Kirche“, die tagsüber zugänglich ist und in der eine Kontaktperson das Kulturgut und die Leistungen dieser Kirchengemeinde für den Stadtteil darstellen kann, und, wenn nötig, weitere Kontakte vermitteln kann. Ein Angebot vor Ort also, das primär kein missionarisches Angebot ist. Für diese Leistungen werden Kirchengemeinden ausgezeichnet und zeigen dies mit einer Plakette an ihrer Kirchenfassade. Darüber hinaus finden sich besondere Veranstaltungen der Kirchengemeinde auch im Veranstaltungskalender des Touristik-Büros.

Interreligiöse Beziehungen
Auf Gastgeberseite berichteten Michael Wolfe, ehemaliger Ökumene-Pfarrer, über die Anfänge und John Smith über die Jetzt-Zeit dieser interreligiösen Beziehungen. Mohamed Ali Agbar erweiterte das Blickfeld um die Arbeit des Council of Faith. Berichte gab es auch von Kölner Seite: Von Sonja Sailer-Pfister, seit Mai 2006 im „Rat der Religionen“, von Pfarrerin Dorothee Schaper, die über den Moschee-Bau sprach, und von Dr. Hans-Georg Link über die Kölnische Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Der Austausch war leicht, denn alle Anwesenden sind in diesem Arbeitsfeld hoch engagiert. Ein Hindu-Gesprächspartner empfahl nachdrücklich, Kontakte zur breiten Bevölkerung zu knüpfen bei Sport, Essen, Unterhaltung, Mode und Musik. Ausführungen über „Walk of Faith“ ließen bei einigen den Gedanken aufkommen, einen Pilgerweg zur Grundsteinlegung der viel diskutierten DITIB-Moschee zu gehen.

Pflichten für den ökumenischen Dialog
Erster Tagungsort der gemeinsamen Gruppe war das Gurdwara der Sikhs, wo es ein Mittagessen mit dem Seniorenclub gab (Gemüse nur mit grünem Chili). Das Sikh-Zentrum befindet sich in einer ehemaligen Kirche der Methodisten; diese wiederum nutzen heute das nebenan liegende Gemeindehaus. Die Gastgeber führten uns im Gebetsraum in die Grundzüge dieser jüngsten monotheistischen Religion ein, die im nord-indischen Panjab entstand.
Patrick Kelly hielt einen erfrischenden Vortrag über seine Pflichten für den ökumenischen Dialog, die er als römisch-katholischer Bischof seit dem 2. Vaticanum hat. Seine theologischen Ausführungen erläuterten Kernpunkte mit den Stichworten „Dialog“, „Trinität und Treue“ und in allem „das freudige Erstaunen“.

Zu Gast in einer Moschee
Am folgenden Tag war die Kölner Gruppe zu Gast in der Moschee, in der Ali Agbar mit Stolz von den Anfängen der islamischen Gemeinschaft, dem Moschee-Bau, der Beruhigung des Stadtteils Toxteth durch muslimischen Zuzug und dem heutigen Gemeindeleben berichtete. Von den knapp 500.000 Einwohnern in Liverpools sind ca. 20.000 Muslime. Für eine kurze Besichtigung wurde uns auch von einem Bauarbeiter die griechisch-orthodoxe Kirche geöffnet.

Verabredungen für ein Treffen in Köln
Die drei gut einstündigen, internen Arbeitstreffen fanden im Quäker Meeting House im Council of Faith-Büro und im modernen methodistischen Gemeindezentrum Princes Park statt. Neben einem Rückblick auf die Aktivitäten zwischen September 2006 und September 2007, insbesondere auf den Kölner Kirchentag, ging es um den Reformationstag in Köln und um die Feier des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region am Mittwoch, 31. Oktober, 18 Uhr, in der Trinitatiskirche. An diesem Gotttesdienst wird, so wurde verabredet, auch eine Liverpooler Delegation teilnehmen. Offen ist und bleibt vorerst allerdings noch, ob der neue Ökumenepfarrer Ian Smith von der United Reformed Church und Canon Justin Welby, Dean der Liverpool Cathedral, sich wieder an der ökumenischen Partnerschaft beteiligen werden. Abends wurden wir von Kate und Bob Andrews zu einem üppigen Abendessen für 12 Personen in deren Privathaus eingeladen. Alle Gäste waren – wie üblich – privat untergebracht.

Abschied nach 40 Jahren
Am zweiten Abend wurde Reverend Martyn Newman, zuletzt Ökumene-Pfarrer für Churches together in the Merseyside Region, in der Metropolitan Cathedral nach 40 Berufsjahren in den Ruhestand verabschiedet. Zunächst mit einem Gottesdienst unter liturgischer Leitung von Bischof Patrick Kelly und begleitet von einem Chor, danach bei einem Empfang in den Gesellschaftsräumen der Kathedrale. Die deutsche Gruppe schenkte ihm und seiner Frau Linda eine Reihe von interssanten Unternehmungen für seinen Privatbesuch in Köln im Jahr 2008.

Text: Hannelore Morgenstern-Przygoda
Foto(s): Morgenstern-Przygoda