„Die perfekte Kirche soll Bedürfnisse erkennen und möglichst viele sollen mitmachen können“, erklärt Pfarrer Rainer Schmidt dem Amt für Presse und Kommunikation (APK). Der Dozent am Pädagogisch-Theologischen Institut (PTI) in Bonn hat die Orientierungshilfe „Da kann ja jede(r) kommen – Inklusion und kirchliche Praxis“ mit verfasst und bei der diesjährigen Landssynode der Evangelischen Kirche im Rheinland vorgestellt. Für Kirchengemeinden ist Inklusion heute ein zentrales Thema, sie wollen möglichst allen Menschen den Zugang zu ihren Kirchen und Gemeindehäusern ermöglichen. Viele Gebäude wurden jedoch in Zeiten gebaut, in denen man sich bei ihrem Entwurf wenig Gedanken über Inklusion gemacht hat. Die meisten Kirchengemeinden haben deswegen nachgerüstet und umgebaut. Das APK hat nachgefragt, welche Kirchen und Gemeindehäuser in Köln und Region barrierefrei zugänglich sind, und ob in den Räumen barrierefreie Toiletten vorhanden sind.
Stufenlos in die Kirche
Von den mehr als 180 Gebäuden – Gemeindehäuser, Kirchen und Kapellen – die erfasst wurden, sind fast alle für Rollstuhlfahrende zugänglich, entweder über Rampen oder mittels Aufzügen. Lediglich 15 der Gebäude sind nur bedingt, wenige gar nicht barrierefrei. Oft liegt das daran, dass es sich um alte Kirchen handelt, oder weil Gemeindesäle im ersten Stock liegen. Über barrierefreie Toiletten verfügen die meisten Gemeinden. Wenn nicht in den Kirchen selbst, dann in den Gemeindehäusern, manchmal sogar in allen Gebäuden. In einigen Gemeinden ist an dieser Stelle jedoch noch Handlungsbedarf, von einigen sehr wenigen fehlten die Angaben leider noch bis zum Redaktionsschluss. Viele Gemeinden, die nicht optimal barrierefrei ausgestattet sind, haben jedoch bereits Pläne für Umbaumaßnahmen. „Oft ist es schwierig für die Gemeinden, die erforderlichen baulichen Maßnahmen umzusetzen, weil ihnen die finanziellen Mittel fehlen“, so Rainer Schmidt. In einigen Gemeinden gibt es auf speziellen Plätzen in den Kirchen zusätzlich Hörschleifen für Menschen mit Hörbehinderung.
Die Optimal-Kirche
Auf die Frage, wie gut eine Kirche eigentlich ausgestattet sein muss, um die Teilhabe aller zu gewährleisten, antwortet Rainer Schmidt mit einer Geschichte, die er gern bei seinen Vorträgen erzählt: „Als ich aufs Gymnasium gekommen bin, hat mich mein Direktor gefragt: 'Was müssen wir tun, damit du hier bei uns Abitur machen kannst?'“ Schmidt appelliert an die Gemeinden, bevor man Kirchräume und Gemeindesäle umbaue, müsse man zunächst die Frage stellen, was getan werden könne, damit sich möglichst alle wohlfühlen. "Eine Party kann komplett barrierefrei und behindertengerecht sein, sie ist dennoch langweilig, wenn keiner mit einem spricht.“ Für Rainer Schmidt bedeutet Inklusion auch, dass man gemeinsam Barrieren überwindet. Ob durch bauliche Maßnahmen oder helfende Hände. „Das ist die Optimal-Kirche für mich. Inklusion beginnt im Kopf und im Herzen und beinhaltet die Bereitschaft, sich zu öffnen und gemeinsam zu lernen“, weiß Schmidt.
Foto(s): Sandra Kaufmann/Engelbert Broich