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Barlach-Plastik „Lehrender Christus“ verbleibt dauerhaft in der Kölner Antoniterkirche!

„Es war eine einmalige Gelegenheit“, erinnert Markus Herzberg. Dass sie genutzt werden konnte, erfüllt nicht nur den Pfarrer an der evangelischen Antoniterkirche und deren Gemeinde mit großer Freude: Aufgrund vieler glücklicher Umstände ist seit August sichergestellt, dass ein Abguss der Bronzeplastik „Lehrender Christus“ des Künstlers Ernst Barlach dauerhaft in der gotischen Kirche an der Schildergasse zu sehen ist. Ermöglicht haben das insbesondere zahlreiche Klein- und Großspender, Privatpersonen wie Institutionen. Dafür sagte nun die Kirchengemeinde in einem sehr gut besuchten, bewegenden Gottesdienst Dank. Stimmlich unterstützt wurde sie dabei durch den Chor der St. Peter-Kirche im englischen Nottingham.

Ensemble begeisterte Gemeindeglieder
In der Antoniterkirche hängt seit 1952 der Zweitguss von Barlachs „Güstrower Ehrenmal“, auch „Schwebender“ genannt. Von Frühjahr bis Sommer 2011 „gastierten“ dort zwei weitere Barlach-Werke: der besagte „Lehrende Christus“, einer von 14 posthum realisierten, nicht nummerierten Güssen vom 1931 angefertigten Gipsmodell, sowie ein Abguss des 1918 geschaffenen „Kruzifix II“. Dieses Ensemble begeisterte Gemeindeglieder und Besuchende. Etliche regten an, es am Ort zusammenzuhalten. Früh entschieden war der Verbleib des Kruzifixes. Es handelt sich um eine Schenkung des Ehepaares Dr. Mariana und Professor Henrik Hanstein.

Vorfinanzierung, „die nicht aus Kirchensteuern gespeist ist“
Für den Ankauf des „Lehrenden“ legte ein Gemeindeglied den Grundstock in Form einer hohen Teil-Spende. „Das war die Initialzündung“, so Annette Scholl, Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Gemeinde Köln. Die Gemeinde unterstützte den Ankauf durch die Vorfinanzierung aus einer Rücklage, „die nicht aus Kirchensteuern gespeist ist“. Einher ging dies mit der Maßgabe, das Projekt durch weitere Spenden zu refinanzieren.

Spendenanteil beläuft sich auf 75.000 Euro
„Wir sind einfach nur glücklich, dass wir das zustande gebracht haben“, würdigt Pfarrer Herzberg die gelungene Verzahnung von Gemeinde, Bürgerschaft und Institutionen. Der Prozess des Erwerbs des „Lehrenden“ sei innerhalb der Gemeinde angestoßen worden und basisdemokratisch gelaufen. Den Erfolg schließlich verdanke man dem Engagement vieler Menschen in Köln und darüber hinaus. Sie hätten kleine wie große Spenden aufgebracht – bis hin zu mehrstelligen Beträgen. Unterschiedliche Aktivitäten seien durchgeführt, etwa Geburtstags- und andere Feiern genutzt worden, um den „Spendentopf“ zu füllen. Auf 75.000 Euro belaufe sich insgesamt der Spendenanteil. Die zur Deckung der 100.000 Euro-Gesamtkosten notwendigen 25.000 Euro habe die Gemeinde aus der genannten Rücklage selbst aufgebracht.

Kölner Leben soll „lebenswert und vielfältig bleiben“
Mit je 10.000 Euro haben die RheinEnergie AG und die Sparkasse KölnBonn die Aktion unterstützt. „Es war unser beider Anliegen“, betont Dr. Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie AG, auch im Namen von Dr. Joachim Schmalzl, Vorstandsmitglied des Geldinstituts.
Beide dankten in erster Linie den vielen Menschen, die ihr Scherflein zum Erwerb der Plastik beitragen haben. „Unser Unternehmen ist seit über 140 Jahren für die Kölnerinnen und Kölner da, nicht nur bei der Versorgung mit Energie und Trinkwasser. Wir sind mit der Stadt gewachsen. Und wir möchten mit dafür sorgen, dass das Leben in ihr lebenswert und vielfältig bleibt“, begründet Steinkamp. „Dort, wo wir es können, engagieren wir uns über unsere Stiftungen oder auch unmittelbar. Wir freuen uns selber, wenn neben dem Stiftungsvermögen noch was geht.“

Intensive meditative Ausstrahlung der Plastik
Als regionales Kreditinstitut verstehe sich die Sparkasse KölnBonn als guter Nachbar für die Bürgerinnen und Bürger in Bonn und Köln, so deren Vorstandsmitglied Dr. Joachim Schmalzl. Daher fördere sie ebenfalls die Kunst und Kultur in der Region. Die Barlach-Plastik „Lehrender Christus“ bezeichnet er als „im besten Sinne ein Kunstwerk für alle Kölner Bürger und auch alle anderen Passanten auf der Schildergasse“. Es freut ihn, „dass wir damit auch in der Kölner Innenstadt etwas haben machen können, für einen Ort der Einkehr“. Schmalzl hofft darauf, „das viele den ´Lehrenden Christus´ betrachten“ und „von der intensiven meditativen Ausstrahlung der Plastik berührt werden“. Auch Steinkamp empfindet die AntoniterCitykirche als einen Ort der Ruhe inmitten des hektischen Treibens der Schildergasse. Zu dieser geschäftigen Umgebung bilde der Sakralbau einen markanten Gegenpol. Dort begegnete Steinkamp erstmals in seiner Studentenzeit dem „Schwebenden“. Nun freut ihn, dass die RheinEnergie einen Beitrag für den Verbleib eines weiteren bedeutenden Barlach-Werkes in der gotischen Kirche hat leisten können.

„Kraft für ihren weiteren Weg schöpfen“
Mit dem Dankgottesdienst habe man ebenso ausdrücken wollen, dass es für Kirchengemeinden heute nicht selbstverständlich ist, Geld für bildende Kunst auszugeben, so Herzberg. Dabei habe Kirche immer auch mit Kunst zu tun, mit alter wie moderner und zeitgenössischer. „Es gibt wahrscheinlich keinen Ort, wo die Plastik ´Lehrender Christus´ so gut wirkt, wie im sakralen Raum.“ Ihre Position in der Antoniterkirche sei auch theologisch bedacht worden, erläutert Herzberg. Man habe den „Lehrenden“ dem „Kruzifix II“, das über dem Taufbecken hängt, gegenüber gestellt: „Denn das eine ist ohne das andere nicht zu sehen.“ Mit dem „Lehrenden“ verfüge die täglich geöffnete Antoniterkirche nun dauerhaft über drei ausdrucksstarke Barlach-Arbeiten, an denen „Gäste und Gläubige aus aller Welt innehalten und Kraft für ihren weiteren Weg schöpfen“ könnten.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich