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Aufruf zur Diakoniespende 2010 / 2011

Jedes Jahr ruft der Evangelische Kirchenverband Köln und Region zu einer Diakoniespende auf. In den Jahren 2010/2011 geht die Spende von August bis August an die Evangelische Telefonseelsorge – am besten ist es, bei einer Spende den Verwendungszweck deutlich zu benennen. Das Besondere an der Aktion: Jeden Cent, jeden Euro, der der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln gespendet wird, verdoppelt der Kirchenverband noch einmal. Deshalb richtet sich Stadtsuperindent Rolf Domning in einem vierseitigen Diakoniespendenaufruf des Verbands persönlich an alle Spendenwilligen:


„Sehr geehrte Damen und Herren,
haben Sie schon einmal erlebt, wie gut es sich anfühlt, wenn ein Mensch Ihnen
zuhört? Ohne Unterbrechung, konzentriert, voller Verständnis. Besonders, wenn Sie mit einem kleineren oder größeren Problem nicht klar kommen. Haben Sie erfahren, was es bedeutet, ernst genommen zu werden, wichtig zu sein, einzigartig zu sein? Die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln hören zu, wenn Menschen verzweifelt sind und vielleicht keinen Ausweg mehr wissen. Wenn die Einsamkeit so erdrückend ist, dass ein persönliches Gespräch dringend nötig ist. Wenn eine lebensentscheidende Operation bevorsteht oder wenn die Schulprobleme nicht mehr zu bewältigen sind. Das Besondere an den ehrenamtlich Mitarbeitenden der Evangelischen TelefonSeelsorge ist, dass sie nicht nur aus Liebe zum Nächsten diese Arbeit machen, sondern, dass sie auch gut ausgebildet werden. In der Grundausbildung treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer alle zwei Wochen und darüber hinaus an einigen Wochenenden. Und erst nach einem Jahr Ausbildung beginnen sie ihre Arbeit – unter der Leitung einer Theologin. Hinzu kommen noch regelmäßige Weiterbildungen und Supervisionen. Um diese anspruchsvolle Arbeit weiterhin gewährleisten zu können – Tag und Nacht! – hat sich die Verbandsvertretung des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region entschieden, die diesjährige Diakoniespende für die Ausbildung der Ehrenamtlichen der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln zu erbitten. Auch in Zukunft sollen gut ausgebildete und geschulte Männer und Frauen am Telefon oder am Computer sitzen, zuhören, beraten und an geeignete Einrichtungen weitervermitteln können. Mit Ihrer Spende tragen Sie dazu bei, dass die TelefonSeelsorge Köln auch in den nächsten Jahren qualifiziert Hilfe leisten kann.“ So weit der Stadtsuperindent.

Aber: Was genau ist eigentlich die Telefonseelsorge? Was tut sie, wie arbeitet sie?

Die Nächte sind lang in der Evangelischen TelefonSeelsorge (TS). Eine Nachtschicht dauert neun Stunden. „Telefonseelsorge ist ein intensives Geschäft“ weiß Pfarrerin Gabriele Koye, Leiterin der TS und fährt fort: „Wir sind das Nachtgesicht der Kirche. Und wir sind ein Baustein der psychosozialen Versorgung der Menschen.“ 62 ehrenamtlich Mitarbeitende sind derzeit am Telefon für die Menschen da, die sich Tag und Nacht an 365 Tagen im Jahr mit ihren Sorgen und oft großen Nöten unter der kostenlosen Rufnummer 0800/111 0 111 melden. In der Evangelischen TelefonSeelsorge Köln waren es im vergangenen Jahr 17.000 Anrufe, in denen Menschen Hilfe suchten.

Ein Fünftel litt unter psychischen Erkrankungen. „Oft werden Patienten aus der Psychiatrie entlassen mit dem Hinweis der Ärzte, die TelefonSeelsorge anzurufen, wenn sie an einem Wochenende Probleme bekommen“, sagt Koye. Viel Verantwortung für die Ehrenamtlichen, der sie versuchen gerecht zu werden, unterstützt durch eine exzellente Aus- und Weiterbildung.

Zur Grundausbildung treffen sich die Teilnehmenden alle 14 Tage sowie an fünf Wochenenden. Nach dem ersten Jahr der Ausbildung steigen sie dann in die Beratung ein. Und nach der Ausbildung werden die Ehrenamtlichen natürlich nicht allein gelassen. Im Gegenteil. Sie werden kontinuierlich von Supervisoren professionell begleitet. Dies dient auch der Entlastung, damit das Privatleben der Mitarbeitenden nicht unter den Problemen leidet, mit denen sie konfrontiert werden. Dazu kommen regelmäßige Weiterbildungen.

Das alles ist nicht billig, aber unabdingbar notwendig für die herausragende Qualität dieser anspruchsvollen Arbeit. Die wurde kürzlich attestiert durch einen unabhängigen Test der Zeitschrift „Guter Rat“. Deren Testerinnen und Tester hatten sich anonym in vermeintlich seelischen Notlagen per Telefon oder E-Mail an verschiedene, kostenpflichtige psychologische Beratungsangebote gewandt und mit den gleichen Problemen an die TelefonSeelsorge. Fazit der Zeitschrift: Die Mitarbeitenden der TelefonSeelsorge berieten eindeutig am Besten, sowohl am Telefon als auch per E-Mail.
Die Themen am Telefon und immer öfter auch per E-Mail sind so bunt, anrührend und manchmal verstörend wie das Leben selbst. Sprunghaft gestiegen ist zum Beispiel die Zahl der Anrufe bei der TS nach dem Einsturz des Historischen Stadtarchivs. „Viele Menschen erinnerten sich an den Zweiten Weltkrieg, an Hauseinstürze und Verschüttungen“, berichtet Koye.

Überhaupt spielen aktuelle Themen bei den Anrufen eine Rolle: Nach dem Suizid des Fußball-Nationaltorhüters, der unter Depressionen litt, stand diese Krankheit im Fokus der Öffentlichkeit. Die Suizid-Prävention gehört zu den Bereichen, in denen die Mitarbeitenden der TS sehr intensiv geschult werden. „Man kann schon vermuten, dass die Zahl der Suizide größer wäre ohne die TelefonSeelsorge“, sagt Koye. Für diese wichtige Arbeit, bei der viele neue ehrenamtlich Mitarbeitende gesucht und ausgebildet werden müssen, erbittet der Evangelische Kirchenverband Köln und Region im Jahr 2010 Ihre Diakoniespende.

Den vierseitigen Spendenaufruf – auch zum Ausdrucken – mit vielen Stimmen von Menschen, die mit der Arbeit der TS vertraut sind (Kölns OB Jürgen Roters, Altpräses Manfred Kock sowie die Kölner Krimiautorin Gisa Klönne und ein Interview mit einer ehrenamtlichen Mitarbeiterin, sowie statistisches Material) finden Sie hier.

Die Diakoniespende kann von der Lohn- und Einkommensteuer abgesetzt werden. Einzahlungen werden auf das Konto des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region erbeten: Kreissparkasse Köln, Konto Nr.: 4404, BLZ 370 502 99.

Text: Rahmann/Knapic
Foto(s): Jürgen Schulzki