Das Katholische Stadtdekanat Köln, der Katholikenausschuss in der Stadt Köln und der Evangelische Kirchenverband Köln und Region rufen gemeinsam zu einem Schweigegang zum Jahrestag der Pogromnacht vor 86 Jahren (9. November 1938) auf.
„Ich stelle mir vor, wie es unseren Nachbarn jüdischer Herkunft zur Zeit in Deutschland und in Köln geht“, sagt Bernhard Seiger, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. „Sie nehmen die unsichere gesellschaftliche Entwicklung aufmerksam wahr und beobachten und spüren, wie weltweit mit falschen Narrativen über das Judentum gedacht und gesprochen wird. Ich nenne die Zahl von bis zu 24% von Bürgerinnen und Bürgern in NRW, die nach der jüngsten Antisemitismusstudie des Landes vom September in unterschiedlicher Weise antisemitische Einstellungen äußern. Daher ist mir wichtig, deutlich zu sagen: Unsere Kirchen stehen fest an der Seite der jüdischen Geschwister, teilen ihre Sorge und zeigen unsere Verbundenheit mit ihnen. Ich bin dankbar für das klare Agieren der staatlichen Behörden und unserer verantwortlichen Politikerinnen und Politiker, die einen klaren Kompass gegen Antisemitismus in unserem Land haben. Ich finde, alle Bürger sind heute mit ihrer Zivilcourage gefragt, bei dieser kritischen Zeitfrage die Zeichen der Zeit zu erkennen und Stellung zu beziehen.“
„Mich bedrückt es zu sehen, wie sich die Stimmung in Deutschland, aber auch in unserer Domstadt Köln mit Blick auf unsere jüdischen Brüder und Schwestern verändert“, sagt Msgr. Robert Kleine, Stadtdechant des Katholischen Stadtdekanats Köln. „Judenfeindliche Übergriffe haben seit dem islamistischen Angriff der Hamas auf Israel am 07. Oktober 2023 zugenommen. Um Solidarität mit allen Menschen auszudrücken, die unter diesen gesellschaftlichen Veränderungen leiden, möchten die beiden großen Kirchen in Köln ein stilles, aber lichtvolles Zeichen setzen – mit einem Schweigegang ohne Reden, sondern mit der Kraft und Hoffnung des Lichts. Und es freut mich sehr, dass unser Aufruf von so vielen Organisationen und Gruppierungen aus unserer Stadtgesellschaft breite Unterstützung erfährt und mitgetragen wird. Das ist ein wichtiges Zeichen – nicht nur für unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger, sondern für unsere ganze Zivilgesellschaft.“
„Mit großem Befremden mussten wir mit ansehen, dass Menschen auf der Straße feierten, als auf unschuldige Menschen in Israel Raketen geschossen und Gräueltaten verübt wurden“, sagt Gregor Stiels, Vorsitzender des Katholikenausschusses in der Stadt Köln. „Mit dem Schweigegang wollen wir ein menschliches Zeichen unseres Mitgefühls an alle senden, die von Terror, Krieg und Antisemitismus betroffen sind.“
Start: Donnerstag, 7. November 2024, 19 Uhr, Jüdisches Museum (Kreuzung Obenmarspforten/Unter Goldschmied)
Wegstrecke: Jüdisches Museum, Alt St. Alban, Cäcilienstraße, Neumarkt, Habsburgerring, Synagoge
Ziel: Synagoge an der Roonstraße 50, Ende des Gangs gegen 20.15 Uhr
Unterstützt wird der Schweigegang in Köln von den Kirchen, dem Rat der Religionen, muslimischen Verbänden, gesellschaftlichen Organisationen und Netzwerken sowie Vertreterinnen und Vertretern der Stadtgesellschaft.
Schweigend möchten wir der Opfer von Krieg und Terror gedenken und ein starkes Zeichen der Anteilnahme und Verbundenheit für unsere jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn setzen, die von anhaltendem Antisemitismus betroffen sind. Wir wollen gemeinsam schweigen und verzichten auf Reden. Wir bitten darum, keine Transparente und Fahnen mitzuführen.
Den Aufruf finden Sie auch auf der Internetseite www.oekumenischer-schweigegang.de. Dort finden Sie auch die Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer, die laufend aktualisiert wird.
Stadtsuperintendent Bernhard Seiger
Stadtdechant Robert Kleine
Vorsitzender Katholikenausschuss Gregor Stiels
Foto(s): APK