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Oberkirchenrätin Barbara Rudolph (links), hier neben Pastor Chu Yiu Ming, zusammen mit Bettina Kurbjeweit (2. v. r.) beim Besuch 2017 in Hongkong

Aufatmen über Bewährungsstrafe für Pastor Chu Yiu Ming

Mit großer Erleichterung haben Kirchenvertreterinnen und Kirchenvertreter aus Köln auf die Bewährungsstrafe von Pastor Chu Yiu Ming reagiert. Chu ist einer von insgesamt neun Führungspersönlichkeiten, die in Hongkong aufgrund ihres Engagements in der sogenannten „Umbrella“ – Bewegung vor Gericht standen.

Weltweite Solidaritätsbekundungen

„Wir sind sehr erleichtert, dass Pastor Chu Yiu Ming nicht ins Gefängnis muss“, sagte Pfarrer Rolf Domning, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Mitte, zu der Nachricht aus Asien. „Wir standen das ganze Jahr mit Pastor Chu und seiner Mitarbeiterin in engem Kontakt. Der Richter hat in seiner Urteilsbegründung die weltweiten Solidaritätsbekundungen für Pastor Chu als Grund für die Aussetzung der Strafe zur Bewährung benannt. Damit hat auch das Engagement unseres Kirchenkreises geholfen, dass er nicht ins Gefängnis muss.“ Das Gericht in Hongkong hatte den Pastor zwar zu einer Haftstrafe von 16 Monaten verurteilt, diese ist aber zur Bewährung ausgesetzt.

Haftstrafe für die Widerstandsaktion „Occupy Central with Love and Peace“

Der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte hatte im Jahr 2016 die Georg-Fritze-Gedächtnisgabe an Pastor Chu Yiu Ming für seinen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte verliehen. Als einer von drei Führungspersönlichkeiten der sogenannten Regenschirm-Bewegung war er seit Anfang April 2018 in drei Punkten angeklagt und musste mit einer hohen Haftstrafe rechnen. Dieses Strafmaß traf zwei der drei Mitbegründer der gewaltfreien Widerstandsaktion „Occupy Central with Love and Peace“ von 2014. Juraprofessor Benny Tai gilt als Kopf der 79-tägigen Widerstandsaktion von 2014 und sitzt nun in einem Hochsicherheitsgefängnis. Soziologieprofessor Kin Man Chan musste ebenfalls umgehend eine 16-monatige Haftstrafe antreten. Außer ihnen wurden noch zwei weitere Demokratieaktivisten zu Gefängnisstrafen von je acht Monaten verurteilt.

Ungebrochen

Wenige Tage nach der Verkündung des Strafmaßes gegen die „Umbrella Nine“ gingen am vergangenen Sonntag in Hongkong erneut viele Menschen gegen ein von China gefordertes neues Auslieferungsgesetz auf die Straße. Bei diesen Demonstrationen war auch Pastor Chu wieder aktiv. „Wir bewundern seinen Mut“, sagte Pfarrerin Bettina Kurbjeweit. „Wir sind mit unserer Partnerschaft mit der Kirche in Hongkong nah dran an den Fragen und Konflikten, die sich durch die unerbittliche Machtpolitik Chinas gegenüber Hongkong ergeben. Der Kampf für das Recht auf freie Meinungsäußerung, Pressefreiheit und Menschenrechte fordert auch unsere Aufmerksamkeit und unser Engagement. Wir werden uns als Kirchenkreis Köln-Mitte weiterhin an Solidaritätsaktionen beteiligen.“

Solidarität

Auch verschiedene Menschenrechtsorganisationen haben die Verurteilungen in Hongkong scharf kritisiert. Der Prozess und die Urteile sind auch aus ihrer Sicht ein Signal, dass die Freiheit der politischen Meinungsäußerung in Hongkong zunehmend eingeschränkt wird und rufen wie die Kirchen zur Solidarität mit den Demonstrantinnen und Demonstranten in Hongkong auf.

Georg-Fritze-Gedächtnisgabe

Die Georg-Fritze-Gedächtnisgabe wird vom Evangelischen Kirchenkreis Köln-Mitte vergeben. Georg Fritze (1874-1939) war Pfarrer der Kölner Kartäuserkirche und wurde von den Nationalsozialisten verfolgt, gegen die er offenen Widerstand leistete. Er verurteilte das Schweigen der Evangelischen Kirche zur Judenfrage und weigerte sich, den geforderten Eid auf Adolf Hitler zu leisten. In Folge wurde er seines Amtes enthoben. Im Gedenken an ihn verleiht der Evangelische Kirchenkreis Köln-Mitte seit 1981 alle zwei Jahre die mit 10.000 Euro dotierte Georg-Fritze-Gedächtnisgabe an Personen und Institutionen, die sich gegen Unrecht und Gewalt einsetzen.

Text: APK
Foto(s): privat