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Auf nach Mülheim am Rhein

Nach 25 Jahren als Gemeindepfarrerin in Höhenberg-Vingst folgt die Chefin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch jetzt dem Ruf der über 400-jährigen „Muttergemeinde“.

Abschied nach 25 Jahren in der Gemeinde
Pfarrerin Andrea Vogel wechselt die Stelle. Die Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch folgt einem Ruf der Evangelischen Kirchengemeinde Mülheim am Rhein und verlässt nach 25 Jahren die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Höhenberg-Vingst. Aus dem Pfarrstellenrahmenplan, den die Kreissynode 2009 verabschiedete, ging hervor, dass im Evangelischen Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch sechs Pfarrstellen abgebaut werden müssen. Der Kirchenkreis ist damit aufgerufen, der demografischen Entwicklung Rechnung zu tragen. Dazu die – in diesem Prozess besonders geforderte – Superintendentin: „Wir sind jetzt dabei, frei werdende Pfarrstellen kirchenkreisintern neu zu besetzen. Angestrebt sind intelligente Verschiebungen mit Blick auf den Bedarf und die Möglichkeiten der einzelnen Gemeinde.“ Wie im Fall von Pfarrerin Andrea Vogel selbst: In ihrer bisherigen Gemeinde in Höhenberg-Vingst muss wegen der zurückgegangenen Zahl der Gemeindeglieder eine Pfarrstelle wegfallen. Da kam der Ruf aus Mülheim gerade recht.

Viel aufgebaut mit „Herz und Hand“ im „HöVi-Land“ und für „50+“
Doch für Andrea Vogel bedeutet das auch einen Abschied mit Wehmut, denn 25 Jahre schüttelt man schließlich nicht einfach so aus den Kleidern. „Wir haben viel aufgebaut“, sagt die Pfarrerin und erinnert an die Gründung von „Herz und Hand“, einer Initiative, deren ehrenamtlich arbeitende Mitglieder ältere Menschen beispielsweise bei Einkäufen und Arztbesuchen unterstützen. Oder an die beiden Gruppen „50+“ und „60+“. „In denen entdecken Menschen die Gemeinde neu.“ Die Begegnung mit Menschen war der Pfarrerin über die Jahre immer am wichtigsten: „Die haben wir in unterschiedlichen Formen gefördert, vom Kindergottesdienst über liturgische Nächste für Jugendliche bis zu Themengottesdiensten, die mit immer einem festen Team vorbereitet und gestaltet wurden.“ Auch das „HöVi-Land“ zählt die Pfarrerin mit zur Bilanz – „ein zutiefst ökumenisches“ Projekt, wie sie betont.

Mit 75 Prozent bleibt sie Superintendentin
Viele Erfahrungen, die sie gesammelt hat, wird Andrea Vogel natürlich auch in Mülheim einbringen. Dort wird sie ihre Stelle mit 25 Prozent in der Gemeindearbeit einbringen, mit 75 Prozent ist und bleibt sie ja als Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch tätig „und als solche auch weiterhin mit meiner alten Gemeinde verbunden bleiben“, verspricht sie. Ihre neue Gemeinde wird nun die so genannte Entlastungspfarrstelle, welche Vogel ihren Dienst als Superintendentin ermöglicht, in Kürze ausschreiben. In Mülheim sind dann rechnerisch zwei Pfarrstellen mit drei Personen besetzt. Andrea Vogels Kollege vor Ort ist Pfarrer Klaus Müller. Ihre neue Gemeinde hat die neue Pfarrerin während der 400-Jahr-Feier im vergangenen Jahr sehr beeindruckt: „Die Aktivitäten haben mir sehr gefallen. Die Gemeinde hat mit großen Mut und Engagement diese historische Feierlichkeit gestaltet. Meine Vision ist: Gemeinde soll ein Ort im Leben sein, an dem Menschen wieder zu Atem kommen. Ein Ort, an dem sie sich frei und offen äußern können. Ein Ort, an dem es mal um ‚etwas anderes‘ geht als um das Übliche. Und wo es auch ‚anders zugeht‘. Ein Ort, an dem das Suchen nach Gott Gestalt annimmt und neu entfacht wird.“ Superintendentin Andrea Vogel will sich auch selbst als Person einbringen, wenn es gilt, „Positionen unserer evangelischen Kirche in der Öffentlichkeit klar zu vertreten.“ Beispielsweise in der Diskussion über den Schutz des Sonntags: „Wir müssen nicht immer einkaufen können. Es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass sehr viel verloren geht, wenn wir den Sonntag quasi abschaffen und den Rhythmus von Arbeit und Ruhe zerstören. Im Übrigen ist der Sonntag als Tag der Gottesdienste, der Ruhe und der Besinnung zu erhalten.“

„Das Suchen nach Gott neu entfachen“ – schon aus Familientradition
Andrea Vogel wurde in einem Dorf in der Nähe von Detmold in Ostwestfalen geboren und wuchs in Siegburg in einer Pfarrersfamilie auf. Nach dem Abitur studierte sie Theologie in Göttingen und Bonn. Gleich nach ihrem Abschluss trat sie ihre Stelle in Vingst an. Vor ihrer Wahl zur Superintendentin war sie als Skriba im Kreissynodalvorstand des evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch tätig. Seit 1998 ist sie Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland, von 1996 bis 2006 arbeitete sie im Vorstand des Diakonischen Werkes Köln und Region. Die 54-Jährige ist verheiratet, ihr Sohn ist 21 Jahre alt. Demnächst wird sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn im Pfarrhaus an der Regentenstraße wohnen.

Abschied und Neubeginn
Die neue Pfarrerin wird in einem Gottesdienst am Sonntag, 10. Juli, ab 15 Uhr in der evangelischen Friedenskirche, Wallstraße 70, Köln-Mülheim, in ihr Amt eingeführt. Andrea Vogel verabschiedet sich von ihrer alten Gemeinde Höhenberg-Vingst am Sonntag, 29. Mai, ab 18 Uhr im Paul-Gerhardt-Haus, Marbergweg 69-71 in Köln-Vingst.

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Jürgen Schulzki