Der mit bunten Bändern geschmückte Kranz wurde über das neue Kirchenschiff geschwenkt, knapp darunter trug Bauleiter Wolfgang Schommer den Richtspruch vor: „Nachdem der Rohbau nun ist fertig, und allesamt sind gegenwärtig, die sich beteiligt an dem Werke mit Geistes- und mit Faustesstärke, eröffne ich das Richtfest zünftig.“ Dann prostete er der in der Tat ansehnlichen Menge zu, die sich bei schönstem Wetter zum Richtschmaus im künftigen Gartenbereich der Christuskirche versammelt hatte.
Im Richtspruch erwähnt wurde auch die „Bauherrschaft“, die „sehr sozial für alle schafft“ und Schommer sprach seine Reime ausdrücklich, „auf dass hier Gott wird immer schalten, dass uns der Friede bleib’ erhalten.“ Ein Stichwort auch für den Architekten Walter Maier, der auf die sehr anregenden, aber auch wechselvollen 14 Jahre zurückblickte, auf die vielen Diskussionen innerhalb der Gemeinde und mit der Nachbarschaft, die nötig waren, bis das „faszinierende Projekt“ des Umbaus der Christuskirche in seiner jetzigen Form realisiert werden konnte.
Allen Ansprüchen genügen
Schließlich mussten hier ganz unterschiedliche Interessen unter einen Hut gebracht werden, die Erhaltung des historischen Kirchturms etwa bei gleichzeitiger Schaffung von Gemeinderäumen, Wohnungen und Gewerbeflächen, die modernsten Ansprüchen genügen. Das sei mit der Idee, den Turm mit zwei neuen Kirchenschiff-ähnlichen Riegeln zu flankieren, auch hervorragend gelungen.
Einladende Hände
Maiers Kollege Klaus Hollenbeck betonte, dass die Kirche glücklicherweise ein „spezieller Bauherr“ sei. So sei das Presbyterium sofort einverstanden gewesen, als die Architekten vorschlugen, die beiden zum Stadtgarten gelegenen Seiten der Riegel „verschlossen“ zu halten, dort also keine Fenster einzuplanen. „Dann hätten Blumentöpfe oder heraushängende Kissen vom Blick auf den Kirchturm abgelenkt. “ Einem privaten Investor hätte man den Sinn dieser Argumentation wohl kaum vermitteln können. Hollenbeck hob auch den Gesamtgestus des Gebäudeensembles hervor, dessen Riegel sich nun wie einladende Hände zum Stadtgarten hin öffneten. Zwischen den Riegeln soll ein Gemeindegarten mit Rasen und Büschen entstehen.
Vom Spatenstich bis heute
Auch Christoph Rollbühler, Pfarrer des Bezirks ThomasChristuskirche, war sichtlich stolz auf das Erreichte. Es sei „schon etwas Besonderes, dass mitten in der Stadt neue evangelische Gebäude entstehen.“ Auch er lobte den raschen Fortschritt nach dem ersten Spatenstich vor ungefähr 14 Monaten: „In der Bibel findet man zahlreiche Stellen, in denen es um die Bedeutung der Zusammenarbeit geht – bei so einem Bauprojekt erfährt man das ganz praktisch.“ Rollbühler wagte auch eine Prognose: „Am Ende des Jahres werden hier Menschen wohnen, beten und arbeiten."
Neue Adresse für die Christuskirche
Pfarrer Mathias Bonhoeffer, Vorsitzender des Presbyteriums der Evangelischen Gemeinde Köln, bedankte sich im Einzelnen bei allen beteiligten Firmen. Er hatte noch eine gute Nachricht mitgebracht: „Die Adresse der Christuskirche wird sich ändern, sie lautet bald Dorothee-Sölle-Platz.“ Erst kürzlich hatte die Bezirksvertretung Innenstadt die Umbenennung des Platzes vor dem Gotteshaus nach der evangelischen Theologin beschlossen.
Foto(s): Hans-Willi Hermans