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Auch Protestanten beteiligen sich am „Kölner Krippenweg“ – hier finden Sie Informationen zu allen „evangelischen Krippen“ und der Geschichte des Krippenwegs

Zu den ältesten Weihnachtssymbolen zählt die Krippe. Sie dient der Erbauung und Andacht, der Vergegenwärtigung der Menschwerdung Gottes. Wer aber Advents- und Weihnachtskrippen nur in katholischen Kirchen und Haushalten vermutet, liegt nicht ganz richtig. Sie werden, inzwischen selbstverständlich, auch in evangelischen Kirchengemeinden und Einrichtungen aufgebaut. Ebenso sind die figürlichen Schilderungen der Verkündigung und Herbergssuche, sind die szenischen Darstellungen der herbeieilenden Hirten und anbetenden Weisen sowie – als zentrales Motiv – Darstellungen der Geburt Jesu auch andernorts anzutreffen. Traditionelle wie moderne Krippen stehen etwa auf öffentlichen Plätzen, in Einzelhandelsgeschäften und Sparkassen, in Praxen, Versicherungsgebäuden und Hotels. All diese und weitere Adressen umfasst auch der 12. „Kölner Krippenweg„.



Das Interesse an Krippen ist „sprunghaft gewachsen“
Seine Entstehung verdankt der „Kölner Krippenweg“ dem 15. Weltkrippen-Kongress, der im November 1996 in der Domstadt stattfand. Zu der alle vier Jahre in wechselnden Städten ausgerichteten Tagung gehört zum Rahmenprogramm eine öffentliche Krippenausstellung. Mit der Organisation von Kongress und Krippenschau in ausgewählten Kirchen wurde damals eine inzwischen nicht mehr existente Agentur betraut. Die zuständige Mitarbeiterin Caroline Maria Weber erkannte aber den Wunsch nach der Fortsetzung eines solchen Angebots in Köln – und ließ in Eigenregie der ersten Auflage weitere folgen. Die breite Resonanz gibt der Ethnologin recht. Mit den Jahren stieg nicht nur die Zahl der Teilnehmenden. Ebenso ist die Zahl derjenigen, die entweder auf eigene Faust oder auf organisierten Krippenwanderungen und -fahrten die unterschiedlichsten Krippen besuchen, sprunghaft gewachsen.

Krippen-Tourismus in allen Regionen Deutschlands
In Süddeutschland sind Krippenwege seit Jahrzehnten etabliert. Für den nordwestdeutschen Raum und insbesondere das Rheinland nimmt das Kölner Angebot eine führende Position ein. Weber hat einen regelrechten Krippen-Tourismus ausgemacht. Seit dem dritten Veranstaltungsjahr hat sie einen festen Stamm von Teilnehmenden an der Hand. „Ein Großteil macht immer wieder mit. Dazu spreche ich im Vorfeld neue Adressen an. Und es gibt natürlich Bewerbungen.“
Wer teilnehmen möchte, muss nicht zwingend über eine eigene Krippe verfügen, sondern kann für die Veranstaltungsdauer eine private Leihgabe vermittelt bekommen. Die Teilnahme ist kostenlos und das geschaffene Netzwerk wird immer größer, Weber profitiert dabei unter anderem von der guten Kooperation mit den Krippenfreunden der Region Köln e.V.

In Köln: 92 Stationen
„Der ´Kölner Krippenweg´ ist eine offene Veranstaltung, vorzugsweise im Innenstadt-Bereich“, betont Weber. In diesem Jahr zählt er 92 Stationen. Unter ihnen sind, wie in den Vorjahren, auch evangelische Einrichtungen und Gemeinden: das Haus der Evangelischen Kirche und die Evangelische Informationsstelle an der Antoniterkirche, die Bezirke Junkersdorf und Widdersdorf der Evangelische Kirchengemeinde Weiden sowie die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Worringen.

Die „evangelischen Stationen“ in Köln
Evangelischer Kirchenverband Köln und Region, Haus der Evangelischen Kirche, Kartäusergasse 9-11, geschlossen vom 24.12.07 bis 2.1.08, Besichtigungszeiten: montags bis donnerstags 9 bis 17 Uhr, freitags 9 bis 12 Uhr.
Für das Foyer des Hauses der Evangelischen Kirche wählt Weber jedes Jahr eine andere Krippe aus. In diesem ist es eine Darstellung der Heiligen Familie von 1968. Sie stammt vom Münsteraner Bildhauer Hans Wehrenberg. Er hat dem Körper des Neugeborenen eine Kreuzform verliehen und lässt damit „seine spätere Passion erahnen“. Der kraftvollen Arbeit aus naturbelassenem, hellem Lindenholz ist ein ebenfalls geschnitztes Lamm des Laienkünstlers Reinhold Biller (Gronau) beigefügt: Das Lamm als Sinnbild für Christus.

Evangelische Informationsstelle Köln im CityPavillon an der Antoniterkirche, Schildergasse 57. Die Infostelle ist geöffnet montags bis freitags von 12 bis 16 Uhr. Zu sehen ist die Krippe zudem während der Öffnungszeiten des Café Stanton: werktags von 10 bis 1 Uhr, samstags von 9 bis 1 Uhr, sonntags von 11 bis 23 Uhr.
Von Susan Lordi stammt die Krippe in der Infostelle an der Schildergasse. Familiengruppen und Engelfiguren der britischen Künstlerin stehen dort ganzjährig zum Verkauf. Zur Adventszeit hat das Mitarbeitenden-Team um Susanne Maroldt zusätzlich die Szene der Geburt Jesu ins Programm genommen. Selbst auf den zweiten Blick wirken die Figuren der heiligen Familie, die Weisen, Hirten und Tiere geschnitzt. Doch das täuscht: Statt aus Holz besteht das Ensemble aus bemaltem Resin, einer Mischung aus Kunstharz und Marmormehl.

Evangelische Friedenskirche in Köln-Worringen, Hackenbroicher Straße 59-61. Die Krippe ist bis 12. Januar täglich 10 bis 18 Uhr zu besichtigen.
Entworfen hat diese vollplastische Keramikkrippe die Laienkünstlerin Renate Löhr. Im Zentrum steht die Geburtsszene. Um sie herum befinden sich acht unterschiedliche Figuren. Sie verkörpern Menschen auch aus unserer Zeit – Menschen eher am Rande der Gesellschaft. Unter diesen „Mühseligen und Beladenen“ entdecken wir eine allein erziehende Hochschwangere mit ihrem Erstgeborenen, einen Lastenträger und Blinden, einen Andersfarbigen, Behinderten und Kranken. Auch ihnen wird die Frohe Botschaft zuteil.

Gemeindehaus Dietrich-Bonhoeffer-Kirche in Köln-Junkersdorf, Birkenallee 20. Krippe ist bis 6. Januar durchgehend zu besichtigen.
Dieses Exemplar aus Privatbesitz gehört zu den so genannten Heimatkrippen. Es verlegt die Geburtsszene in ein alpenländisches Bauernhaus. Bevölkert wird die naturalistische, gebirgige Wiesen-Landschaft von einer großen Hirten-Schar mit wenig mehr Schafen, von Tieren wie Hase, Gans und Ziege. Auf der linken Flanke eilen auf sandigem, Palmen bestandenem Grund die drei morgenländischen Weisen mit ihrem Diener und Kamelen herbei. Die Krippe befindet sich im verglasten Eingangsbereich des Gemeindehauses und ist daher jederzeit von außen zu betrachten.

Gemeindezentrum Unter Gottes Gnaden in Köln-Widdersdorf, Zum Dammfelde 37. Die Krippe ist bis zum 20. Januar donnerstags bis samstags von 15 bis 17 Uhr und im Zusammenhang mit Gemeindeveranstaltungen sowie vor und nach dem Gottesdiensten zu sehen.
Die größte unter den Krippen in evangelischen Gemeinden und wohl eine der umfangreichsten des Gesamtprojekts ist diejenige im Gemeindezentrum von Widdersdorf. Sie ist seit einigen Jahren fester Bestandteil des „Kölner Krippenweges“. Doch ihre Entstehung liegt viel weiter zurück.
„Wir haben ungefähr 1991 in kleinem Stil angefangen“, erinnert sich Küsterin Marianne Lawnik. Damals fügten fleißige Hände erstmals Trachtenpüppchen und Figuren, die Gemeindemitglieder aus ihrem Urlaub mitgebracht hatten, zur biblischen Geschichte. „Mit den Jahren wurden es immer mehr. Heute können wir uns vor Puppen kaum mehr retten“, so Lawnik. Derzeit verteilen sich mehr als 200 Figuren aus aller Welt auf die fünfteilige Zentralkrippe und ihre beiden Flanken. Hinzu kommen etliche Kleinteile wie Tier- und Hausmodelle, gebasteltes Mobiliar… Die Krippe in Widdersdorf hat einen internationalen Charakter. „Alle Völker der Welt kommen und beten dich an!“ lautet daher ihr nahe liegendes Motto. „Unsere Figuren sind unterwegs“, erklärt Lawnik. Tatsächlich ist der Großteil des Ensembles in Bewegung, mitsamt Maria und Joseph. Wöchentlich wechselt die Szenerie. Mit jedem Adventsonntag rücken die meisten der Figuren näher an die erhöht stehende Krippe heran. Sie strömen herbei aus verschiedenen Kontinenten und Klimazonen, aus Afrika, Südamerika, China und sogar einer Eislandschaft. Sie folgen aus europäischen und deutschen Regionen dem Stern.
Wenn die Krippe zum Ersten Advent mit viel Liebe zum Detail aufgebaut wird, fehlt nicht der lokale Bezug. Widdersdorf ist mit dem evangelischen Gemeindezentrum und dem katholischen Gotteshaus St. Jakobus ökumenisch vertreten. Und auch vor dem ins Abendrot getauchten Kölner Panorama tummeln sich, wie gewohnt, Menschen aus aller Welt.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich