Die Machtergreifung Adolf Hitlers und die Ausweitung nationalsozialistischer Ansichten im gesellschaftlichen Leben trafen auch die konfessionsgebundenen Schulen und kirchlichen Jugendverbände. Die nationalsozialistischen Machthaber wollten den Einfluss der Kirchen auf Kinder und Jugendliche auf diese Weise einschränken oder gänzlich unterbinden. 1938 wurden die Konfessionsschulen ersetzt durch Gemeinschaftsschulen ohne Religionsunterricht.
Erst nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war es wieder möglich, an die Einrichtung des Religionsunterrichtes in den regulären Lehrplan zu denken. Es wurden auch wieder Überlegungen angestellt, konfessionsgebundene Schulen zu eröffnen. Grundlage bildete die durch die britische Militärregierung erlassene Schulanweisung, die den Religionsunterricht wieder als reguläres Schulfach in den Lehrplan der Schulen aufnahm und er sollte auch nach Möglichkeit in der regulären Schulzeit im Schulgebäude stattfinden. Voraussetzung: Schüler und Schülerinnen durften nicht zur Teilnahme am Religionsunterricht oder am Schulgottesdienst gezwungen werden.
Die Militärregierung ließ die Schulform offen, so dass im Stadtgebiet Köln 1946 eine Befragung von Eltern bezüglich der Einführung einer evangelischen Bekenntnisschule durchgeführt wurde. Das Ergebnis zeigt die Archivale des Monats. Insgesamt wurden Eltern von 6444 Schülerinnen und Schülern von 46 Schulen befragt, wovon sich insgesamt 3651 für eine evangelische Bekenntnisschule wünschten. Die tabellarische Aufzählung zeigt jedoch auch deutlich, dass die Beteiligung sehr mäßig war. Dieses Ergebnis sollte gemäß Pfarrer von Staat, der im Amt für Schule und kirchliche Unterweisung des Gesamtverbandes evangelischer Kirchengemeinden im Kirchenkreis Köln mitarbeitete, einen Weckruf für die Verantwortlichen darstellen.
Mangel an Religionslehrenden
Laut seiner Ansicht fehle es in den evangelischen Kirchengemeinden an Engagement, so dass er eindringlich die Pfarrer dazu aufrief, an Ostern, die Eltern nochmals zu bitten ihre Kinder für eine evangelische Bekenntnisschule anzumelden und somit das Projekt nicht scheitern zu lassen. Doch es fehlte nicht nur an Anmeldungen, sondern auch an Lehrkräften. Auf beispielsweise 4254 Schülerinnen und Schüler kamen vor dem Krieg 42 Lehrkräfte. Nach Kriegsende waren es deutlich weniger.
In Fühlingen, Volkhoven, Merkenich, Niehl, Worringen und Tenhoven konnte auf Grund des Lehrermangels kein evangelischer Religionsunterricht erteilt werden. Um den Religionsunterricht an den Volks- sowie weiterführenden Schulen wie Berufsschulen zu stemmen, wurden neben Lehrern, auch Katecheten, Pfarrer und Studienräte eingesetzt. Diese mussten jedoch vorher durch die Landeskirche als Lehrpersonen anerkannt worden sein.
Kontinuierlich wurde an der Verbesserung der geschilderten Lage gearbeitet. Die Mitarbeitenden des Amts für Schule und kirchliche Unterweisung besuchten regelmäßig verschiedene Schulen, um mit den Lehrkräften vor Ort zu sprechen und gestalteten das Angebot des Amtes nach den Bedürfnissen. Es wurden neben dem Organisieren von Fachvorträgen, Gespräche mit staatlichen Behörden geführt, gemeinsame Freizeiten durchgeführt sowie Prüfungen von Junglehrern für das Lehrfach Religion abgehalten. Dies trug mit dazu bei, dass sich der Mangel an Religionslehrenden an den Schulen besserte und so konnte auch die Durchführung des Religionsunterrichts gewährleistet werden.
Foto(s): Stefanie Sternemann