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Arabische Kochkunst steht hoch im Kurs

In der Kirche wurde geheiratet, im Gemeindesaal gekocht. Zwei Veranstaltungen an demselben Ort in der evangelischen Christusgemeinde in Brauweiler. Während ein Brautpaar im Hof am Friedhofsweg 4 mit den Hochzeitsgästen anstieß, banden sich im Gemeindezentrum vier junge Flüchtlingsfrauen aus dem Containerdorf in der Donatusstraße und sieben Deutsche Küchenschürzen um.

Die Idee zu einem Kochkurs, in dem syrische Frauen Deutschen ihre arabisch-mediterrane Küchenkunst nahe bringen sollen, stammt aus dem Ehrenamtler-Kreis der ökumenischen Beratungsstelle „Rat und Hilfe“. Seit viele Menschen, die vor Krieg und Verfolgung geflohen sind, in Brauweiler leben, engagiert sich die Initiative der Evangelischen Christusgemeinde Brauweiler-Königsdorf und der katholischen Pfarreiengemeinschaft Brauweiler-Geyen-Sinthern verstärkt vor Ort in der Flüchtlingshilfe. Mit dabei ist auch der evangelische Pfarrer im Ruhestand, Marten Marquardt.

Vom Nehmenden zum Gebenden
„Im Grunde ist es eine recht simple Idee, sich beim gemeinsamen Kochen kennenzulernen“ meint der frühere, langjährige Leiter der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region. „Das ist nichts Neues, das lag sozusagen auf der Hand, aber ein bewährtes Konzept“, ergänzt die pensionierte Sozialarbeiterin Marion Stuckenberg. Bei einem Treffen der ökumenischen Initiative war die Idee mit dem Kochkurs entstanden und „weil Marten Marquardt jemand ist, der genau wie ich den Gedanken wichtig findet, Menschen, die hierzulande Asyl suchen, aus ihrer Nehmerrolle herauszuholen“, erklärt Stuckenberg ihre gemeinsame Aktion. „Geben hat mit Selbstachtung zu tun, und außerdem bereichern Flüchtlinge unsere Kultur, wenn sie uns an ihrer Kultur teilhaben lassen“, sind die beiden überzeugt.

Zutaten beim türkischen Händler gekauft
Das Finanzielle des Kochlehrgangs regelte die Ehrenamtlerin von katholischer Seite, Gertrud Franzen. Mit 124 Euro in der Tasche, die aus privaten Spenden an die Initiative stammen, gingen sie und weitere Unterstützer bei einem türkischen Lebensmittelhändler im Pulheimer Zentrum einkaufen. Welche Zutaten benötigt wurden, hatten die syrische Kochlehrerinnen Dunja, Rajaa, Fatma und Samal auf einer Liste zusammengestellt. Die meisten Zutaten sind längst nicht mehr unbekannt in der deutschen Küche. Generationen von Einwanderern haben die Deutschen auf den Geschmack von Lammfleisch, Aubergine, Griessorten wie Couscous oder Bulgur, Knoblauch oder Mozzarella-Käse gebracht.

Am Herd ins Gespräch kommen
Eine eher neue kulinarische Entdeckung war das spinatähnliche Gemüse Molokhia. Klaus, 72, und Johannes, 49, die beiden männlichen Teilnehmer in der siebenköpfigen Gruppe der deutschen Kochlehrlinge, übernahmen das Abzupfen der harten Gemüsestiele. Alle trugen Schilder mit ihren Vornamen an der Schürze, und obwohl die syrischen Frauen kaum Deutsch konnten, funktionierte die Verständigung. „Mit Händen und Füßen eben“, meinte Marion Stuckenberg. Sie erinnerte trotzdem von Zeit zu Zeit daran, dass beim Schnibbeln, Mixen und Rühren viel gesprochen werden sollte. Um den arabischsprachigen Frauen eine Möglichkeit zu geben, mit der Sprache in ihrer neuen Heimat in Kontakt zu kommen.

Verbunden im Genuss
Aus Platzmangel in der kleinen Küche wurde im Foyer büschelweise glatte Petersilie für das Taboulé, eine salatähnliche Spezialität aus der libanesischen Küche, kleingeschnitten. Aromatische Düfte wehten bald durchs Gemeindezentrum. Der Fleischwolf kam zum Einsatz für das Kibbeh, ein im Nahen Osten beliebtes Gericht. Kibbeh ist das arabische Wort für Kugel, Klöße würde man die frittierten „Eier“ aus Lammhackfleisch, Zwiebeln und Bulgur, die mit gerösteten Pinienkernen verfeinert wurden, wohl hierzulande nennen. Vom Teig für die Süßigkeit Halawet el Jibn durfte genascht werden, während Rajaa eine Frischhaltefolie auf dem Küchentisch ausbreitete und darauf mit Rosenwasser beträufelte Kuchenrollen formte.

Alle packen mit an
Vier Stunden war die Gruppe in der Küche zugange, bis das Essen endlich auf dem Tisch stand. Als Gäste wurden Angehörige und Freunde erwartet, insgesamt etwa 25 Probierfreudige. Pfarrer Marquardt baute die Tische auf und vermittelte den eintreffenden Männern der syrischen Frauen, dass deutsche Männer auch bei den Mahlzeiten mithelfen. Ihre Frauen hatten gekocht, so war es jetzt an den Gästen den Tisch zu decken und beim Servieren zu helfen. „Und nach dem Essen müsse natürlich noch jemand aufräumen und saubermachen“, fügte der pensionierte Pfarrer Marquardt lachend hinzu.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert