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Pfarrer Markus Herzberg mit der Bronzeplakette des Kölner Architekturpreises

AntoniterQuartier an der Schildergasse mit dem Kölner Architekturpreis 2021 ausgezeichnet

Die Evangelische Gemeinde Köln und das Büro trint + kreuder d.n.a. architekten haben Ende März den Kölner Architekturpreis 2021 (kap) erhalten. Mit der gemeinsamen Auszeichnung von Bauherrin und Kölner Architekturbüro wird die herausragende baukünstlerische Qualität des AntoniterQuartiers zwischen Schildergasse und Antoniterstraße/Cäcilienstraße gewürdigt. Nach Plänen von trint + kreuder wurde das moderne, sechsgeschossige Citykirchenzentrum der Evangelischen Gemeinde Köln 2020 südlich der Antoniterkirche mitsamt einem neuen, einladenden Kirchplatze fertiggestellt.

1967 erstmals vergeben, zählt der Kölner Architekturpreis zu den ältesten deutschen Architekturpreisen. Ausgelobt wird er vom gleichnamigen gemeinnützigen Verein, getragen von vier Institutionen: Bund Deutscher Architekten (BDA) Köln, Kölnischer Kunstverein, Deutscher Werkbund NW und Architektur Forum Rheinland. Verliehen wird der Preis „für vorbildliche Bauwerke, städtebauliche Anlagen, Freianlagen und Interventionen im öffentlichen Raum in Köln und Umgebung“. In diesem Jahr hatte die Jury 66 eingereichte Arbeiten zu bewerten.

Während der in Pandemiezeiten virtuell durchgeführten Preisverleihung reagierte Markus Herzberg, Pfarrer an der Antoniterkirche, mit großer Freude auf die Auszeichnung. Seinen Dank richtete er an die Jury, das mitgeehrte Architekturbüro trint + kreuder, die Projektsteuerung ulrich hartung gmbh und an alle Mitwirkenden auf Seiten der Gemeinde. Wenige Tage später hält Herzberg im AntoniterQuartier die schwere Plakette in Händen, mit der Bauherrin und Architekturbüro gewürdigt worden sind. Der runde Bronzeguss wird in der Nähe des Grundsteins im Eingangsbereich des Citykirchenzentrums Platz finden.

„Es ist für alle, die an der Entstehung des AntoniterQuartiers mitgewirkt haben, eine große Freude und Anerkennung“, stellt Herzberg fest. In der Planung wie Ausführung steckten ungezählte Stunden Arbeit. Viele Diskussionen seien etwa über Gestaltung, Materialien und Qualität geführt worden. „Wenn man dafür hartnäckig gekämpft hat und nun auch andere sagen, dass es schön geworden ist“, bewirke das ein gutes Gefühl. In Corona-Zeiten empfinde er diese Wertschätzung zusätzlich als ein willkommenes positives Zeichen.

Herzberg zeigt sich froh darüber, dass man die enorme Herausforderung habe meistern können. Man habe das gläserne Weltstadthaus von Architekt Renzo Piano nicht übertrumpfen, aber als direkter Nachbar auch nicht untergehen wollen. „Ich finde, das passt alles sehr gut zueinander. Das Neubauensemble bildet mit der Antoniterkirche und dem Weltstadthaus eine gelungene Dreiheit“, so der Pfarrer. Sehr geschätzt werde von den Besuchenden unter anderem, dass die Kirche im Süden nun freigestellt sei.

„In einer städtebaulich sehr schwierigen Situation ist den Architekten eine auf mehreren Ebenen überzeugende Lösung gelungen“, würdigt die fünfköpfige Jury unter Vorsitz der Architektin Donatella Fioretti (Berlin) das AntoniterQuartier. Zwischen zwei intensiv genutzten Verkehrsverbindungen bilde das Gebäudeensemble einen Ort der Stille und Begegnung. Trint + kreuder sei es „geglückt, eine städtische Situation zu schaffen, die sich baulich gestaffelt öffnet, gleichzeitig aber intime Situationen anbietet“. Die Strukturierung der Baukörper setze sich auf der einen Seite selbstsicher dem gläsernen Kaufhaus entgegen. „Auf der anderen Seite bindet sie wie eine Spange die filigrane mittelalterliche Kirche mit ein.“

Auftraggeber und Architekten hätten einen Komplex geschaffen, „der auch eine Neuorientierung der Kirche nach außen hin projiziert“, heißt es weiter im Protokoll des Preisgerichts. Entstanden sei ein innerstädtisches Zentrum, das neben der Gemeindefunktion, der caritativen Betreuung, auch gewerbliche Nutzungen sowie Wohnflächen miteinander vereinige. „Sie bilden souverän ein gemeinsames Ganzes, das sich fast selbstverständlich in das Kölner Stadtbild eingliedert.“ Gelobt werden von der Jury ebenso die Fassadengestaltung und Ausführungen im Innern. Sie strahlten „in ihrer gezielt eingesetzten Schlichtheit eine puristische Eleganz aus, die der sozialen Struktur der Nutzung entspricht“. Der Gebäudekomplex überzeuge sowohl in städtebaulicher, als auch architektonischer sowie funktionaler Hinsicht.

Herzberg empfindet es als sehr schön, dass die Jury in der Preisverleihung insbesondere den Quartiersgedanken hervorgehoben hat. Genau das mache das AntoniterQuartier aus, betont der Pfarrer: „Es ist ein Ort, der alle beheimatet.“ Das Kirchenzentrum, die Bereiche Wohnen, Arbeiten und Gastronomie stünden für Facetten des menschlichen Lebens. Bereits auf dem Richtfest 2019 hatte Herzberg angekündigt: „Mit dem AntoniterQuartier soll ein Ort in und für Köln entstehen, in dem Menschen aller Art sich treffen, verweilen, innehalten, wohnen, arbeiten, miteinander diskutieren und ins Gespräch kommen, oder einfach auf dem schönen Kirchplatz gutes Essen genießen und aus dem Strom der Schildergasse ausbrechen.“

Wie die vier weiteren von der Jury mit einer Auszeichnung versehenen Objekte nimmt das AntoniterQuartier nun am Architekturpreis Nordrhein-Westfalen teil. Die Evangelische Gemeinde Köln hofft nun, dass ihr Gebäudekomplex an der Schildergasse dem Beispiel etwa des Neubaus von Immanuel-Kirche und Gemeindezentrum der Evangelischen Brückenschlaggemeinde Köln-Flittard/Stammheim folgen kann. Das Berliner Büro Sauerbruch-Hutton-Architekten erhielt für seinen Entwurf der Immanuel-Kirche nach dem kap 2014 auch den Architekturpreis NRW und den Deutschen Architekturpreis.

Die Jury des Kölner Architekturpreises 2021 würdigte auch das Projekt „Sanierung der evangelischen  Stephanuskirche und Neubau Gemeindezentrum“ der Evangelischen Kirchengemeinde Köln-Riehl mit einer Anerkennung.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich