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Antoniterkirche und Trinitatiskirche waren gute Gastgeber

„Herr, zu wem sollen wir gehen?“ lautete das Motto des Eucharistischen Kongresses, der vom 5. bis 9. Juni 2013 in Köln stattfand. Diese Frage wird sich auch der ein oder andere Besucher gestellt haben in Anbetracht der 800 Veranstaltungen mit Katechesen, Heiligen Messen, einem vielfältigen Kultur- und Bühnenprogramm, Ausstellungen, Führungen, Filmen, Lesungen und Vorträgen. Ein Protestant oder eine Protestantin stellte sich vielleicht die Frage, ob es wohl auch etwas Evangelisches beim katholischen Kongress geben könnte? Ja, gab es!

Pilgern in die Antoniterkirche – ein ökumenischer Impuls
So war die Antoniterkirche auf der Schildergasse eine von sieben Stationen des Pilgerweges „Im Zeichen des Kreuzes“. Dieser führte vom Dom zu St. Maria im Kapitol und weiter über die Antoniterkirche zu anderen Innenstadtkirchen – und wieder zurück zum Dom. Citykirchenpfarrer Markus Herzberg berichtet, dass er vor dem Kongress zusammen mit Stadtdechant Monsignore Robert Kleine überlegt habe, welchen ökumenischen Impuls man beim Eucharistischen Kongress setzen könne. Man kam überein, dass das Kreuz Evangelische und Katholische eint. Das Kreuz könne als verbindendes Symbol für einen Pilgerweg stehen, bei dem neben katholischen Kirchen auch die evangelische Antoniterkirche und die griechisch-orthodoxe Kirche in Deutz „Entschlafen der Gottesmutter“ integriert werden könnte. „Das Kreuz verbindet uns Christen mit Gott und untereinander über die Grenzen der Konfessionen hinweg“, lud Monsignore Kleine im Leporello zum Pilgerweg ein.

Inspiration durch zwei Kunstwerke
Während des Kongresses berichtete Pfarrer Herzberg, dass die Pilger und Pilgerinnen mit kurzen Texten, ausliegend in den jeweiligen Kirchen, eingeladen wurden, inne zu halten und sich inspirieren zu lassen – in der Antoniterkirche unter anderem durch zwei Kreuzigungsszenen: Zu sehen auf einem Fenster aus dem Jahr 1520 über dem Altar und an dem „Kruzifix II“ von Ernst Barlach, das über dem Taufbecken hängt. „Es ist immer jemand anwesend, der auch Auskunft geben kann“, so Herzberg, und auch er selbst komme mit den Besuchern und Besucherinnen schnell ins Gespräch, etwa über das fehlende Holzkreuz bei Barlach und die daraus resultierende Verwunderung einiger Besucher.

„Unterschiede nicht nur als Manko wahrnehmen“
„So ein Eucharistischer Kongress könnte sicher mehr Impulse in Sachen Ökumene setzen“, konstatiert Herzberg. „Dass wir in der Eucharistie nicht geeint sind, das schmerzt und das müssen wir aushalten“, sagt der Citykirchenpfarrer und zeigt sich dennoch optimistisch. Kleine Impulse wie die „Station Antoniterkirche“ beim Eucharistischen Kongress seien wichtig.
„Ökumene auf Augenhöhe“ gibt es gerade bei den Innenstadtkirchen schon lange. Die sogenannten „Kirche(n) am Neumarkt“ (Antoniterkirche, St. Peter und St. Aposteln) organisieren viele gemeinsame Veranstaltungen, etwa eine gemeinsame Osterkirche mit einer Vesper vor Palmsonntag, den mittlerweile gut etablierten „Gottesdienst für Unbedachte“, ökumenische Aschermittwochsgottesdienste und einen ökumenischen Seniorenkreis. „Wir wollen Alltag miteinander leben“, so Herzberg. „Wir sind in Vielem wirklich nah beieinander – mehr als wir glauben! Wir erkennen uns an und wertschätzen uns in der Verschiedenheit. Es ist gut, die Unterschiede zu kennen, aber man sollte sie nicht nur als Manko oder Trennung wahrnehmen.“

Abendmahl für alle getauften Christen
Dass der Kölner Stadt-Anzeiger am 5. Juni ankündigte, in der Antoniterkirche solle am Samstag des Kongresses in einem Gottesdienst „trotzig ‚eucharistisches Fasten‘ empfohlen (werden) – solange evangelische Mitchristen (vom Abendmahl) ausgeschlossen sind“, verärgert Pfarrer Herzberg. „Ich weiß nicht, wo das herkommt. Das ist falsch dargestellt.“ Zur Abendmahlsfeier in der Thomas-Messe, die evangelisch verantwortet wird, seien alle getauften Christinnen und Christen eingeladen. Das entspreche der Lehre der evangelischen Kirche, denn schließlich lade Christus zum Abendmahl ein, „also können wir gar nicht ausladen. Das ist nicht trotzig, sondern hier wird mit Freude ein Gottesdienst gefeiert!“

In der Trinitatiskirche: die Bibel „be-greifen“
Eine weitere evangelische Kölner Innenstadtkirche war Gastgeberin für den Eucharistischen Kongress: In der Trinitatiskirche am Filzengraben konnte man eine Wander-Bibelausstellung des Bibelwerks Linz (Österreich) mit dem Titel „Expedition Bibel: Die Bibel entdecken – mit allen Sinnen“ besuchen. „Dies ist eine ökumenische Ausstellung“ erklärt Franz Kogler, Leiter des Bibelwerks und freut sich, dass man in der Trinitatiskirche so freundlich aufgenommen wurde. „Der Eucharistische Kongress hat uns eingeladen und uns diese Kirche zugewiesen, da die katholischen Kirchen schon mit anderen Themen belegt waren“, so Kogler. „Für die Ausstellung brauchten wir viel Platz, den haben wir hier. Zudem sehen wir die Trinitatiskirche als Verbindung zwischen Katholisch und Evangelisch.“

Safran, Zimt, Rose und Aloe Vera
Angesprochen wurden mit der Ausstellung vor allem Kinder. „Erwachsene erreicht man am besten über die Kinder“, so Kogler. Die Ausstellung sei interaktiv und (auch für Erwachsene) einladend. Man habe „wirklich alles mal in die Hand nehmen“ und die Bibel regelrecht „be-greifen“ können, erläuterte Kogler. So tauchte man zum Beispiel gleich zu Beginn ein in die Welt des Orients mit all ihren Düften von Safran, Zimt, Rose, Aloe Vera, Weihrauch, Narde und vielem mehr. Zu jedem Duft gab es die passende Bibelstelle. Die Hölzer durften angefasst werden, ebenso der Wüstensand aus Sinai und auch einige Gegenstände aus dem Judentum. Metwein oder Traubensaft probieren und in einem echten Nomadenzelt biblische Spiele spielen, gehörte ebenso zur Ausstellung wie Computerspiele. Die Teilnehmenden lernten etwas über das Brotbacken im biblischen Israel, durften Brot mit Olivenöl und leckeren Kräutern kosten und dabei in Bibelstellen, die von Brot, Wein oder Wasser handelten, schmökern, ein Bibelpuzzle legen oder an einem Bibelquiz teilnehmen.

Trinitatiskirche ist ein angenehmer Ort
„Die Trinitatiskirche ist ein sehr angenehmer Ort“, freute sich Kogler. „Hier muss man die Bibel nicht hereintragen!“ Überhaupt habe man in der Vergangenheit viel von der evangelischen Kirche lernen können. „Unser Plus ist allerdings, dass wir gewisse spielerische Eigenarten nicht verloren haben“, meinte Kogler. Insgesamt 750.000 Menschen haben die Wanderausstellung an den verschiedenen Ausstellungsorten bereits besucht. Nach dem Kongress musste sie wieder weiterziehen.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns