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Antoniterkirche: Pfingstgottesdienst auf dem Kirchplatz an der Schildergasse

Alle sechzig Stühle waren besetzt beim Pfingstgottesdienst mit Abendmahl auf dem Antoniterkirchplatz an der Schildergasse. Bereits am Dienstag hatte man die in Corona-Zeiten notwendige Anmeldeliste schließen müssen. „Ausgebucht“, freute sich Pfarrer Markus Herzberg in seiner Begrüßung.

Erster Freiluftgottesdienst

An Christi Himmelfahrt hatte Herzberg den ersten Freiluftgottesdienst auf dem neuen Platz zwischen Antoniterkirche und frisch erbautem Gemeindezentrum geleitet. Die Reaktionen der Besucherinnen und Besucher fielen äußerst positiv aus. Sie hätten die tolle Atmosphäre hervorgehoben und gebeten, regelmäßig Gottesdienst unter freiem Himmel feiern zu können, fasste Herzberg zusammen.

Als ebenso gelungen bewertete er nun den gleichfalls sonnenverwöhnten und von einem Bläserensemble musikalisch mitgestalteten Pfingstgottesdienst. Zwar mussten wiederum strenge Sicherheits- und Hygieneauflagen befolgt werden. Aber diese Maßnahmen scheinen schon ein Stück weit als „normal“ betrachtet zu werden: Hände desinfizieren am Eingang, Maske tragen, Abstand halten, wobei im selben Haushalt Wohnende beieinander sitzen können, eine entsprechend organisierte Austeilung des Abendmahls, schließlich ein diszipliniertes Verlassen des Platzes.

Pfingsten – Was ist los da?

Der Ursprung von Pfingsten liege an Ostern, erklärte Herzberg einführend das Fest. Mit der Auferstehung Jesu lerne man eine neue, erstaunliche Freiheit kennen. Leid verschwinde, der Tod verliere seine Macht, überall atme es den Geist der Auferstehung.

Fünfzig Tage nach Ostern, an Pfingsten, seien die zunächst hinter verschlossenen Türen versammelten Apostel erfüllt worden vom Gott gesandten Heiligen Geist, sagte der Citykirchenpfarrer in seiner Predigt. Nun habe es endlich keine Zurückhaltung mehr gegeben. Alle hätten, obwohl Galiläer, in verschiedenen Sprachen über das geredet, was sie mit Gott verbinde. „Was ist los da?“, habe eine draußen immer größer werdende Menge skeptisch gefragt. Petrus habe ihr verkündet, dass der Tag Gottes kommen werde. „Was ist das für eine Verheißung!“, stellte Herzberg deren Bedeutung heraus.

Andere begeistern

Die Apostel hätten sich damals nicht mehr versteckt, sondern an die Menschen gewandt. Ebenso hätten im Mittelalter die Antoniter mit dem Bau ihres neuen Gotteshauses an der Schildergasse ausgedrückt, dass sie bei den Menschen sein wollten. Auch das sei als Teil der christlichen Begeisterungsgeschichte zu verstehen. Von Gott begeistert hinausgehen und andere begeistern. Dieser Berufung folge auch die heute Citykirche – mitten in der Stadt. Sie folge dieser Aufgabe nicht nur in Corona-Zeiten, sondern generell: Wir müssten sagen, was uns begeistert, wir müssten kreativ sein, aber auch kritisch zurückzublicken.

So gehe es auch darum zu fragen, was wir als Kirche in der Corona-Krise gelernt, wo Fehler gemacht hätten. Er empfinde Kirche mitunter als „viel zu leise“. Beispielsweise sollte sie sich deutlicher dazu äußern, ob es richtig sei, ältere Menschen aus Schutzgründen über Wochen hinweg ohne Kontakt zu Angehörigen zu lassen. Zumindest müsse Kirche solche Probleme ansprechen, müsse sie die Möglichkeit bieten, darüber sprechen zu können. Gerade Kirche müsse ihre Stimme erheben für ein Miteinander in der Stadt.

Die Kirche, in der man auch kräftig über die Bibel streiten darf

Pfingsten ermutige, von unserer Begeisterung für Jesus Christus zu sprechen, so Herzberg. „Manchen von uns ist es eher peinlich über unseren Glauben und unsere Spiritualität zu reden“, gab er zu bedenken. Aber das müsse es nicht. Denn die Kirche Gottes kenne so viele Wege im Glauben. Diese seien so bunt und vielseitig wie das Leben. Menschen gingen ganz unterschiedliche Wege, wünschte sich Herzberg eine ebensolche Kirche, die lebendig, bunt sei, die sprachfähig mache. Eine Kirche, in der man auch kräftig über die Bibel streiten dürfe. In der man einander sagen könne, was einem gefalle und was man kritisch sehe. „Bleiben Sie sprachfähig, bleiben Sie begeistert, mit dem was Sie sind, was Sie tun, was Sie ausmacht!“, ermutigte Herzberg.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich