Jetzt beginnt die Zeit des Delegierens. Und die wird nicht einfach für Andrea Vogel, neue Superintendentin des evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch. „Es wird mir schwer fallen, mich von Dingen in der Gemeinde zu verabschieden“, erklärt sie. In ihrem neuen Amt wird es ihr nicht möglich sein, die Arbeit in ihrer Vingster Gemeinde im bisherigen Umfang weiterzuführen. Insbesondere die Seniorenarbeit hat sie in den vergangenen Jahren aufgebaut.
„Ich traf junge Menschen, die nicht selten kirchenfern waren“
Am Herzen liegt Andrea Vogel aber auch die Familien- und Altenhilfe „Herz und Hand“, die sie gemeinsam mit anderen in den Stadtteilen Humboldt, Kalk, Höhenberg und Vingst etabliert hat. Dabei ist der Superintendentin der Kontakt zur Gemeinde besonders wichtig. „Hier erfahre ich die Bodenhaftung, die ich brauche“, sagt sie und ergänzt: „Hier knüpft man Kontakte, die sehr lange halten.“ Immer wieder geerdet hat sie auch der Kontakt mit jungen Menschen, den sie in den vergangenen zweieinhalb Jahren als Religionslehrerin an einem Berufskolleg hatte. Dort hat sie pro Woche sechs Stunden Unterricht erteilt. Die Schüler gehörten verschiedenen Konfessionen und Religionen an. „Es war hochinteressant, die Lebens- und Erfahrungswelten der jungen Leute kennenzulernen“, erinnert sich Andrea Vogel an jene Zeit, in der sie eine Vertretungsstelle innehatte, „auch, um die eigene Gemeinde finanziell zu entlasten“.
Seit 1998 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland
1986 wurde Andrea Vogel in der Evangelischen Kirchengemeinde Köln/Höhenberg-Vingst zur Pfarrerin gewählt. Die 52-Jährige ist verheiratet, ihr Sohn ist 19 Jahre alt. Andrea Vogel wurde in einem Dorf in der Nähe von Detmold in Ostwestfalen geboren und wuchs in Siegburg auf. Nach dem Abitur studierte sie Theologie in Göttingen und Bonn. Gleich nach ihrem Abschluss trat sie ihre Stelle in Vingst an. Vor ihrer Wahl zur Superintendentin war sie als Skriba im Kreissynodalvorstand des evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch tätig. Seit 1998 ist sie Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland, von 1996 bis 2006 arbeitete sie im Vorstand des Diakonischen Werkes Köln und Region. 2001 trat Andrea Vogel in den Vorstand der Evangelischen Familienbildungsstätte Köln. Ohne Frage, sie kennt sich aus in den unterschiedlichen Gremien der evangelischen Kirche in Köln.
Gemeinden müssen in Zukunft stärker zusammenarbeiten
Nun gilt es für sie, die Gemeinden im Rechtsrheinischen inklusive der Protestanten im Bergischen Land kennen zu lernen. „Die Gemeinden sind unterschiedlich aufgestellt. Diese Unterschiede gilt es wahrzunehmen in der Hoffnung, dass ein Wir-Gefühl entwickelt wird.“ Die Superintendentin betont, dass die Gemeinden in Zukunft noch stärker zusammenarbeiten und Schwerpunkte setzen müssten. Aber das sei bereits im Fluss. „Viele Gemeinden bewegen sich schon aufeinander zu“, hat sie beobachtet. Andrea Vogel strebt Netzwerke in den Gemeinden an, in denen Ideen ausgetauscht werden. „Wir müssen in den Netzwerken stärken, was tragfähig ist. Dabei müssen wir alle Betroffenen beteiligen und uns auch Expertenrat von Außen holen, wenn es notwendig erscheint.“
Teamfähigkeit ebenso wichtig wie „gesunde Streitkultur“
Wichtig sind der neuen Superintendentin Kooperations- und Teamfähigkeit genauso wie eine gesunde Streitkultur. „Es kann Kraft kosten, einen Kompromiss zu erzielen. Entscheidend ist, dass sich alle mitgenommen fühlen.“ Alle müssten die Gelegenheit haben, sich in der Gemeinschaft wohlzufühlen. Bei diesem Prozess hilft Andrea Vogel sicher die Ausbildung als Mediatorin, die sie vor kurzem abgeschlossen hat.
Seit langem schon gilt ihr Engagement den ehrenamtlich Tätigen in ihrer Gemeinde. Vor allem bei „Herz und Hand“ bietet sie seit Jahren dreitägige Fortbildungen an, nicht zuletzt, um das „Gemeinschaftsgefühl zu stärken“.
Superintendentin will sich für den Schutz des Sonntags einsetzen
Einsetzen wird sich Vogel auch für den Schutz des Sonntags. „Wir müssen nicht immer einkaufen können. Es muss ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, dass sehr viel verloren geht, wenn wir den Sonntag quasi abschaffen und den Rhythmus von Arbeit und Ruhe zerstören. Im Übrigen ist der Sonntag als Tag der Gottesdienste, der Ruhe und der Besinnung zu erhalten.“ Sie selbst entspannt sich am liebsten beim Kajakfahren. Vor der Haustür auf Sieg und Agger. Aber auch schon mal weiter weg. Dann paddelt sie beispielsweise auf der Dordogne im Süden von Frankreich.
Foto(s): Stefan Rahmann