Im linksrheinischen Kölner Süden gibt es den ambulanten Hospizdienst der Johanniter, der sich um Schwerkranke und Sterbende kümmert. Ziel ist es, den Wunsch der betroffenen Personen zu erfüllen, ihr Lebensende in der vertrauten häuslichen Umgebung zu verbringen. Der Dienst bietet Begleitung, Beratung und Entlastung sowohl für die Patienten als auch für deren Angehörige an. Katrin Jakobs, Fachbereichsleitung & Koordination Ambulanter Hospizdienst im Kölner Süden, spricht über Hilfsangebote, Aufgaben und Ziele:
Die ambulante Hospizarbeit der Johanniter unterstützt Schwerkranke und Sterbende in häuslicher Umgebung. Worin bestehen die Hauptaufgaben des Ambulanten Hospizdienstes im Kölner Süden?
Katrin Jakobs: Unsere Hauptaufgabe besteht in der würdevollen Begleitung von Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Hierbei geht es vor allem um die Verbesserung von Lebensqualität und die Unterstützung bei Problemen und Ängsten. Aber auch darüber hinaus begleiten wir An- und Zugehörige von Verstorbenen im Rahmen der Trauerbegleitung. Wir schenken Zeit, spenden Trost und sind einfach für die Menschen da.
Und wie tragen Sie als Fachbereichsleitung zur Umsetzung dieser Aufgabe bei?
Katrin Jakobs: Die Steuerung der Fort- und Weiterbildung der ehrenamtlich Mitarbeitenden, die fachliche Begleitung während der Einsätze und das Vernetzen mit anderen Diensten und Gemeinden sind hierbei meine wichtigsten Aufgaben. Aber auch die Kontaktaufnahme und Anfragenbearbeitung zählen zu meinem Alltag. Bevor ein/e ehrenamtlich Mitarbeite/r in eine Begleitung einsteigt, lernen wir die Person und ihr Familie kennen, um dann einzuschätzen, wer für die Begleitung passen könnte. Man benötigt hierfür viel Einfühlungsvermögen und Menschenkenntnis. In der Regel passt es gut. Wenn es aber nicht passt, ist auch das Beenden von Begleitungen und das Suchen nach einer/m neuen ehrenamtlichen Mitarbeitenden/m meine Aufgabe.
„Hospizarbeit bedeutet Begleitung im Leben bis zuletzt.“ – Was hat Sie dazu bewogen, im Hospizbereich tätig zu werden?
Katrin Jakobs: Schon in der Ausbildung zur Krankenschwester mit Anfang 20 hat mich die Arbeit auf der Inneren Station am meisten fasziniert. Der Kontakt zu alten und internistisch schwer erkrankten Menschen und die geführten Gespräche ließen mich nicht los. Auch hier habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Kontakt zu sterbenden und verstorbenen Menschen gehabt und gemerkt, dass mich das Thema nicht abschreckt. Nach einer persönlichen Verlusterfahrung habe ich selbst einen Vorbereitungskurs für das Ehrenamt in der Sterbebegleitung belegt, dann aber schnell gemerkt, dass ich das Thema vertiefen möchte. So habe ich nach meinem Studium eine Weiterbildung zur Palliative Care Fachkraft gemacht, welche mir in meiner Arbeit mit Senioren und Menschen mit Behinderung in meiner Fachlichkeit eine Stütze war. Doch es war immer nur eine Zusatzqualifikation am Rande. Die Ausschreibung der Johanniter kam dann genau zur richtigen Zeit und ich habe noch keine Sekunde bereut.
Welche Hilfsangebote und Unterstützungsmöglichkeiten bietet der Ambulante Hospizdienst den Betroffenen und ihren Familien?
Katrin Jakobs: Unsere ehrenamtlich Mitarbeitenden besuchen Menschen oder treffen sich mit ihnen. Wie sich die Begleitung gestaltet, wird ganz individuell entschieden. Es hängt davon ab, was die begleitete Person sich wünscht. Das kann vom Spazieren gehen über kreatives Gestalten oder einfach nur ein offenes Ohr haben alles beinhalten. Das Wichtigste ist hierbei, dass sich die begleitete Person und die ehrenamtlich Mitarbeitenden in ihrem Miteinander wohlfühlen und eine schöne Zeit miteinander verbringen. In unserem Vorbereitungskurs für das Ehrenamt setzen sich Interessierte vor allem mit der eigenen Haltung zu Sterben, Tod und Trauer auseinander. Zudem lernen sie aber auch wichtige Formen der Wahrnehmung, der Kommunikation und der Gesprächsführung.
Welche Herausforderungen sehen Sie in der Hospizarbeit und wie gehen Sie als Fachbereichsleitung damit um?
Katrin Jakobs: In unserem Arbeitsalltag schrecken die Menschen noch oft vor der Begrifflichkeit Hospiz zurück. Es ist mir ein großes Anliegen, zur Enttabuisierung beizutragen und noch mehr in die Öffentlichkeit zu gehen. Sterben werden wir eines Tages alle und ich finde, es ergibt keinen Sinn, das Thema zu verdrängen. Ganz im Gegenteil, es macht es nur viel schlimmer, wenn der Zeitpunkt dann gekommen ist. Die Hospizarbeit ist ein so wertvoller Beitrag, meines Erachtens noch viel zu wenig präsent in der Gesellschaft und in der Finanzierung durch die Krankenkassen noch zu wenig berücksichtigt. So werden Begleitungen im Hospiz und der ganze große Bereich der Trauerbegleitung nicht finanziert. Hier sind wir auf Spenden angewiesen.
Welche Ziele haben Sie für die Weiterentwicklung des Ambulanten Hospizdienstes?
Katrin Jakobs: Im kommenden Jahr planen wir unseren Trauerbereich auszubauen und neue Angebote im Stadtbezirk zu etablieren. Hierbei ist eine enge Kooperation mit den Gemeinden und den Senioreneinrichtungen ein essenzieller Teil, auf den ich mich schon besonders freue. Es gibt bereits mehrere Kooperationen mit Seniorenheimen, die bislang nur schleppend laufen. Es ist auch nicht immer einfach ehrenamtlich Mitarbeitende zu finden, die sich bereit erklären in Seniorenheimen eingesetzt zu werden. Dies möchte ich versuchen, zu ändern. Auch Kooperationen mit Einrichtungen der Eingliederungshilfe sind mir perspektivisch ein großes Anliegen.
Aktuell engagieren sich rund 60 ehrenamtliche Mitarbeitende, die für ihre Aufgabenbereiche speziell geschult sind. Wie können interessierte Personen, die sich ehrenamtlich im Ambulanten Hospizdienst engagieren möchten, Kontakt aufnehmen?
Katrin Jakobs: Der Besuch eines Vorbereitungskurses ist Grundvoraussetzung für den Einsatz in unserem Dienst. Der Kurs umfasst etwa 80 Stunden und erstreckt sich in der Regel über vier bis sechs Monate. (Abendtermin in der Woche, ganztägige Samstage und Praxiseinsatz). Interessierte Personen können sich sehr gerne per E-Mail: hospiz.koeln@johanniter.de oder per Anruf: 0221 89009-312 bei uns melden.
Sterben und Tod werden oft in der Gesellschaft tabuisiert. Inwiefern beeinflusst die Tabuisierung von Sterben und Tod unsere Herangehensweise an diese Themen und die Gestaltung von Trauer und Abschied?
Katrin Jakobs: Wie bereits erwähnt, kann genau das eine große Herausforderung in unserem Alltag und den Begleitungen sein. Aber gerade in Köln gibt es ein unglaublich tolles Netzwerk für den Hospiz- und Palliativbereich. Die Zusammenarbeit der Dienste, der fachliche Austausch, die Arbeit in Arbeitsgruppen, das Fort- und Weiterbilden und auch die gemeinsame Organisation von großen Veranstaltungen, wie z. B. die Hospizwochen im vergangenen Oktober bereiten mir große Freude. Ich bin fest davon überzeugt, dass diese gemeinsame Arbeit dazu beiträgt, dass die Menschen sich immer mehr öffnen. Konzepte wie „Caring Community“ oder das niedrigschwellige Angebot von „Letzte-Hilfe-Kursen“ bringen das Thema Sterben, Tod und Trauer immer mehr in die Öffentlichkeit. Ich merke auch privat, wie offen viele Angehörige und Freunde reagieren, wenn ich von meiner täglichen Arbeit berichte. In meinem Umfeld wirkt es manchmal so, als gäbe es eine regelrechte Erleichterung, dass mal so offen darüber gesprochen wird. Vielleicht müssen wir uns alle einfach mehr trauen, in unserem engsten Kreis über die Themen zu sprechen. Dann kommt die Enttabuisierung in der Gesellschaft von ganz allein.
Foto(s): Claudia Fahlbusch