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Ihre zwanzigste Predigt war ihre erste als Prädikantin - Claudia Heidkamp spricht zur Gemeinde.

„Alles auf Neuanfang“: Ordination von Claudia Heidkamp

Kraftvolle Worte von Claudia Heidkamp: „Alles auf Neuanfang, wir haben die Chance dazu.“ An einem schönen, etwas windigen Frühlingstag hat die evangelische Kirchengemeinde Bergisch-Gladbach den großen Garten am Gemeindezentrum Herkenrath genutzt, um Claudia Heidkamp zur Prädikantin zu ordinieren. Der Garten war gut gefüllt, als Ruth Rohlfs aus der Geneinde die Gäste begrüßte und zunächst noch mit dem aufkommenden Wind zu kämpfen hatte, der unglücklicherweise auch die ganzen Noten des Organisten vom Pult geblasen hatte. Aber alle Probleme wurden schnell gelöst, so dass der Gottesdienst wie geplant starten konnte.

Pfarrer Jörg Schmidt eröffnete diesen nach einem vom Kirchenchor gesungenen Eingangspsalm, bevor Ruth Rohlfs die Lesung aus dem Evangelium von Johannes vortrug. Jesus kam eines Tages zu den Jüngern, die sich aus Furcht eingeschlossen und sprach zu ihnen. Der Jünger Thomas fehlte, er glaubte erst, nachdem er die Wunden Jesu von der Kreuzigung gesehen und berührt hatte, dass es sich hier um Jesus handelte. Daraufhin gab Jesus ihm eine klare Botschaft mit auf den Weg: „Du glaubst weil du gesehen hast. Selig sind die, die nichts sehen und doch glauben.“

Die Kernaufgabe – das Evangelium verkünden

Nach dem gesungenen Glaubensbekenntnis trat Superintendentin Andrea Vogel an den Altar und gab einige Erläuterungen zur Ordination. „Claudia Heidkamp hat das Auswahlverfahren und ihre folgende zweijährige Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Mit der Überreichung der unterschriebenen Urkunde ist Claudia Heidkamp ordiniert.“ Die Urkunde selber beginnt mit einem Bibelwort: „Wie der Vater mich gesendet hat, so sende ich euch“. Mit ihrer Unterschrift geht die neu ordinierte Prädikantin eine Verpflichtung auf die Glaubensgrundsätze ein, was auch im Urkundentext festgehalten ist. „Die ureigenste Aufgabe der Prädikantin ist, das Evangelium zu verkündigen und für die Menschen erfahrbar werden zu lassen, etwa in Gesprächen oder Bibelkursen“, so die Superintendentin. Man dürfe nie aufhören, weiterzusagen, was das Evangelium bedeute. Prädikatinnen seien wichtig, weil sie aus einer anderen Lebenserfahrung kommen als Pfarrerinnen und Pfarrer. „Ich wünsche Ihnen, dass sie ihren Dienst weiter mit einer solcher Hingabe versehen wie bisher und etwas weitergeben von der Liebe Gottes“.

Einstimmiges Votum der Gemeinde

Mit einem Lied erbat die Gemeinde den Beistand des Heiligen Geistes zur neuen Aufgabe. Anschließend begann Andrea Vogel mit der Ordination. „ Die Heilige Schrift erklärt den Auftrag Jesu an uns: Christus beruft alle zur öffentlichen Verkündigung. Dazu wirst du ordiniert“. Zunächst aber musste geklärt werden, ob eine Ordination überhaut gewünscht ist. Sowohl Claudia Heidkamp als auch die Gemeinde beantworteten die Frage nach der Ordination mit einem klaren „Ja mit Gottes Hilfe.“ So konnte Andrea Vogel verkünden: „Wir berufen dich zum Dienst im Amt der öffentlichen Verkündigung.“ Nach einem Gebet des Dankes und Bitten für Claudia Heidkamp trugen einzelne Gemeindemitglieder ihre  ausnahmslos positiven Voten mit Bibelzitaten und guten Wünschen vor.  Andrea Vogel richtete das Wort noch einmal an die Gemeinde: „Lasst euch ihren Dienst gefallen, steht ihr bei uns betet für sie. Gott schenke euch dazu seinen Geist.“

Erste Predigt als Prädikantin

Zunächst einmal bedankte sich Claudia Heidkamp für das Vertrauen. Ihre Predigt stand im Zeichen des Neuanfangs, den Gott mit der Auferstehung Jesu bereits den Menschen geschenkt habe. „Alles auf Neuanfang – das ist die Stimmung heute in der Natur. Wir erleben einen Neuanfang für mich und für euch in den Gottesdiensten.“ Überhaupt der Neuanfang – „Wünschen wir uns nicht alle mal einen Neuanfang?“ Man könne nicht alles ungeschehen machen, Erinnerungen seien eine gute Basis, aber man könne nach einem Neuanfang mit neuem Mut weiter gehen. „Gerade Ostern steht für den Neuanfang und die Überwindung des Todes. Durch Jesu Tod ist alles auf Neuanfang.“

Weiter nimmt sie Bezug auf den Kolosserbrief des Apostels Paulus. „Nehmt euch vor denen in Acht, die euch mit einer leeren Philosophie einfangen wollen. Ihr seid mit Christus verbunden, Ihr seid mit Christus zusammen auferweckt worden“,  fasste sie Paulus Worte an die an Gott zweifelnde Kolosser-Gemeinde zusammen.  Durch Christus habe Gott allerdings einen triumphalen Sieg errungen. Interessant sei die Frage – wie könnte sich ein solcher Brief heute anhören? „Fallt nicht auf Fake-News herein, folgt nicht irgendwelchen Trends, folgt nicht denen, die sich von der Kirche abwenden, auch wenn Menschen Fehlentscheidungen treffen. Ihr seid durch die Taufe mit Jesus verbunden. Das ist eine einmalige Liebeserklärung Gottes. Man soll sich immer daran erinnern. Gott hat jeden von uns mit Christus lebendig gemacht.“

Als Glaubende bekomme man immer wieder im Alltag die Kraft, selber neu anzufangen und nicht immer etwas von anderen zu erwarten. Durch die Zweifel am Glauben mache man sich gegenüber Gott schuldig.  „Hier geht es nicht um materielle Schuld, es geht um die Schuld, sich von Gott verabschiedet zu haben –  etwa, indem man den Nächsten in Social Media denunziert statt zu vergeben, einfach, indem man von Gottes Regeln abweicht.“ Das jedoch passiere immer wieder. „So unterzeichnen wir immer wieder einen Schuldbrief. Gott hat unseren Schuldbrief allerdings mit ans Kreuz genagelt. Das hat uns den Neuanfang beschert.“ Claudia Heidkamp hatte eine klare Botschaft an die Gemeinde: „Welchen Mächten folgt ihr – Liebe oder Egoismus, Frieden oder Krieg. Es ist heute sehr schwierig, das zu differenzieren. Es ist aber unsere Verantwortung, unser Leben so zu organisieren. Lasst uns leben aus der Kraft der Auferstehung. Alles auf Neuanfang, wir haben die Chance dazu.“

Mit einem Segen und einen kleinen Umtrunk endete die Ordination. Man konnte es Claudia Heidkamp ansehen, sie freut sich riesig auf ihre neue Aufgabe.

Prädikanten

Prädikanten und Prädikantinnen fungieren als Laienprediger und Laienpredigerinnen und sind ehrenamtlich für die Gemeinde tätig.

Text: Dr. Klemens Surmann
Foto(s): Dr. Klemens Surmann