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Aktuelle Stellungnahme des Evangelischen Jugendpfarramtes und der Jugendreferate zur Ultimate Fighting Championship in der Lanxess-Arena am 13. Juni 2009

Das Jugendpfarramt und die Jugendreferate der Kirchenkreise Köln-Nord, Köln-Mitte, Köln-Rechtsrheinisch und die Beauftragte für Jugendarbeit im Kirchenkreis Köln-Süd sehen die Veranstaltung „Ultimate Fighting Championship“ in der Lanxess-Arena in Köln am 13. Juni 2009 mit großer Besorgnis. Wir fürchten, dass Veranstaltungen dieser Art in Deutschland die Gewaltbereitschaft in Teilen der Gesellschaft und auch bei Kindern und Jugendlichen weiter fördern. Deshalb unterstützen wir die Bemühungen des Rates der Stadt Köln und des Jugendamts, die Veranstaltung zu verhindern oder zumindest darauf zu achten, dass der Jugendschutz gewahrt wird und Kinder sowie Jugendliche unter 18 Jahren keinen Zutritt zu der Veranstaltung erhalten.

Wir befürchten, dass UFC-Kämpfe dazu beitragen, dass die Hemmschwelle bei Jugendlichen, massive Gewalt anzuwenden, weiter sinkt. Bereits jetzt beobachten PädagogenInnen, LehrerInnen und MitarbeiterInnen in der Jugendarbeit, dass sich das Verhalten von Kindern und Jugendlichen diesbezüglich in den letzten Jahren stark verändert hat. Hörten Kinder und Jugendliche bei Prügeleien früher auf, den anderen zu schlagen, sobald dieser am Boden lag, ist es nun immer häufiger der Fall, dass auch auf ein/-en am Boden liegendes Kind / liegenden Jugendlichen weiter eingeprügelt wird. Dies ist auch bei den Kämpfen der UFC nicht verboten. Die UFC verweist auf 31 Regeln, die das Kampfverhalten regeln sollen, danach ist das mit „ground and pound“ bezeichnete Kampfverhalten, bei dem es darum geht, den Gegner auf den Boden zu bringen, ihn zu kontrollieren und gleichzeitig mit Fäusten auf Kopf und Körper einzuschlagen, ausdrücklich erlaubt. Es kann zwar vom Ringrichter unterbrochen werden, nach Berichten der FAZ und des Spiegels geschieht dies jedoch meist erst nach einer größeren Anzahl von Schlägen. Zitat aus dem Spiegel: „In zehn Sekunden 17 Schläge an den Kopf, mit einer kaum gepolsterten Faust, das klingt brutal, das ist brutal, und es stellt sich die Frage, ob das noch Sport ist oder schon Körperverletzung.“ Auch Würgegriffe sind erlaubt, wie Berichte und Bilder des Magazins „Fighters Only“, das die UFC-Kämpfe unterstützt und bewirbt, zeigen.

Wir stellen uns die Frage, wie wir Kindern und Jugendlichen vermitteln sollen, ihre Aggressionen positiv zu nutzen und auf Gewalt zu verzichten, wenn mit Veranstaltungen wie der UFC ein solch brutales Verhalten als respektabler Sport vermarktet wird. Wir befürchten, dass die Einführung von UFC-Kämpfen in Deutschland zu einer gesellschaftlichen Akzeptanz von Gewalt und Brutalität führen könnte. Dies könnte unserer Ansicht nach auch fatale Auswirkungen auf die Sichtweise und Einstellungen von Kindern und Jugendlichen haben. Jirka Bükow, Trainer und Berater für Gewaltprävention, sieht klare Anzeichen für eine solche Entwicklung: „In der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen merke ich immer häufiger, dass die Hemmschwelle, weiter auf den anderen einzuprügeln, enorm sinkt.“ Dies begründen die Jugendlichen mit Aussagen wie „Die Anderen machen das genauso“ oder „Das was die können (UFC-Kämpfer), kann ich schon lange“.

Kinder und Jugendliche brauchen Anerkennung, suchen positive Vorbilder. Die UFC-Kämpfer sind unserer Ansicht nach gefährliche Idole. Sie nehmen die Wünsche der Jugendlichen nach Anerkennung und ihre Träume vom großen Erfolg auf und prophezeien ihnen deren Erfüllung in der Welt der UFC. So beschreibt der UFC-Kämpfer Wanderlei Silva in der „Fighters Only“ das Leben eines UFC-Kämpfers wie folgt: „Es ist eine tolle Art zu leben, ein sehr schöner Lebensstil. Das ist es auch, was ich den anderen Jungs mit auf den Weg geben möchte. Einige werden wahrscheinlich niemals professionell kämpfen, aber die Art, wie wir unser Leben gestalten, tut ihnen gut. Man achtet auf sich selbst, auf sein Auftreten. Andere respektieren einen, das ist einfach unbezahlbar.“ Den Respekt verdienen sich die UFC-Kämpfer allerdings durch ein besonders aggressives Kampfverhalten. So antwortet der UFC-Kämpfer John Hathaway auf die Frage der „Fighters Only“, wie seine Ellbogenstöße getroffen haben: „Die wenigen, die ihr Ziel trafen, waren ziemlich gut. Ich konnte ihn zwar nicht cutten, aber einige meiner Schläge waren auch so ziemlich hart. Ich wollte unbedingt einen spektakulären Kampf abliefern und richtig harte Ellbogenstöße landen.“

Auch die Sprache, die im Umfeld der UFC verwendet wird, verstärkt unsere Sorgen. Sie ist unserer Meinung nach ein Spiegel für ein besonders aggressives und gewaltbereites Verhalten. Einige Beispiele dieser Sprache, jeweils zitiert aus „Fighters Only“: „bei seiner wilden Prügelei“, „als er seinen erschöpften Gegner mit einigen bösen Schlägen auf dem Boden abfertigte“. Bei Besprechungen von Kämpfen wird geschrieben, dass der Gegner „vernichtet“ oder „zerstört“ wurde.

Vertreter und Befürworter der UFC verweisen bei Argumenten, dass die Kämpfe sehr gewalttätig und brutal seien, stets auf die 31 Regeln der UFC und den Ringrichter, der das Recht und die Pflicht hat, „einen Fight zu beenden, sofern er der Ansicht ist, dass sich einer der Kontrahenten nicht mehr intelligent zu verteidigen in der Lage ist“. Zudem haben die Kämpfer die Möglichkeit aufzugeben. Bis zum Eingreifen eines Ringrichters oder der Aufgabe durch einen Kämpfer kann es dennoch zu einer Vielzahl von Schlägen und Treffern kommen – wie etwa eine Kombination von insgesamt acht Schlägen, Kicks und Knietritten innerhalb von nur drei Sekunden, so beschrieben in „Fighters Only“.

Die oben beschriebene Brutalität der UFC, die von Veranstaltern, Kämpfern und Publikum gewünscht wird und für deren Anwendung die Kämpfer Respekt und Anerkennung ernten, ist es, die uns beunruhigt und die wir als große Gefahr für Kinder und Jugendliche sehen. Wir versuchen täglich in unserer Arbeit, Kindern und Jugendlichen zu zeigen, dass es positive Wege gibt, sich Respekt und Anerkennung zu verdienen, Wege, die der Gesellschaft nutzen und ein soziales Miteinander fördern, wie beispielsweise ehrenamtliches Engagement. Die Werte, die UFC vermittelt, stehen im völligen Gegensatz dazu und können unserer Meinung nach keinesfalls die Werte sein, die eine Gesellschaft der jungen Generation vermitteln möchte.

Deshalb unterstützen wir den Rat der Stadt Köln in seiner ablehnenden Haltung gegenüber der geplanten Veranstaltung. Wir bitten Eltern, Lehrer und Lehrerinnen und die Verantwortlichen in der Jugendarbeit, im Gespräch mit Kindern und Jugendlichen gegen alle Formen der Gewalt deutlich Position zu beziehen. Und wir bitten Journalisten und die Verantwortlichen in den Medien, verharmlosenden Darstellungen solcher Kämpfe keinen Raum zu bieten und allen Versuchen, sie als „Sport“ salonfähig zu machen, klar zu widersprechen.

Ansprechpartner: Jugendpfarramt des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Pfarrer Werner Völker (Telefon 0221/93 18 01-15) und Ina Kruwinnus (Telefon 0221/93 18 01-12)

Text: Jugendpfarramt
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