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Adrian Kasnitz zu Gast in der Trinitatiskirche

Ist Köln einer Literaturstadt? Sicher ja, wenn auch nicht so wie Berlin, das Zentrum der aktuellen deutschen Literatur. Oder wie Leipzig, das allein mit einer Institution wie dem Deutschen Literaturinstitut ein Anziehungspunkt für junge deutschsprachige Schrifteller ist. Köln hat eine große literarische Tradition, dafür reicht es, zwei Namen zu nennen: Heinrich Böll und Rolf Dieter Brinkmann. Und auch heute leben viele junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller in Köln. Es gibt eine rege Literaturszene mit zahlreichen Veranstaltungen. Köln ist also definitiv nach wie vor eine Literaturstadt.

Etliche Preise
So sieht es einer, der sich auskennt: Adrian Kasnitz, Jahrgang 1974, aufgewachsen in Westfalen, Wahlkölner seit vielen Jahren und eine wichtige Figur des literarischen Köln. Bekannt geworden ist er als Lyriker mit zahlreichen Veröffentlichungen, seine Texte wurden in über zehn Sprachen übersetzt und mit etlichen Preisen ausgezeichnet – unter anderem erhielt er das Rolf-Dieter Brinkmann-Stipendium der Stadt Köln. Er ist zudem als Verleger und Mitherausgeber der „Edition parasitenpresse“ aktiv und nicht zuletzt als Kulturveranstalter: Im „Theater in der Wohngemeinschaft“ ist Adrian Kasnitz mit seinem „Literaturklub Köln“ regelmäßig Gastgeber für junge Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die ihre aktuellen Texte und neuen Bücher vorstellen.

Der junge Moritz
Nun durfte der versierte Gastgeber selbst einmal Gast sein. Die Gelegenheit dazu bot die von Dr. Anselm Weyer organisierte Reihe „Frische Kölner Literatur“ in der evangelischen Trinitatiskirche, welche vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region bei freiem Eintritt der Literaturstadt Köln als Geschenk überreicht wird. Vor interessiertem Publikum las Adrian Kasnitz auf der Westempore der Trinitatiskirche aus seinem Debütroman „Wodka und Oliven“, erschienen als erster Band der Reihe „neudeutsch“ im noch jungen Verlag CH. SCHROER, in dem ausschließlich Debütromane verlegt werden sollen. Gelungen ist Kasnitz eine sensible, mit feiner Beobachtungsgabe geschriebene Geschichte, die zwar nicht in Köln spielt, aber sich gerade deshalb gut in eine Reihe großer Kölner Romane eingliedert – etwa von Heinrich Böll, dessen „Ansichten eines Clowns“ Bonn als Handlungsschauplatz und -schwerpunkt haben. Kasnitz schreibt in seinem Werk über den jungen Moritz, der einsam und haltlos durch das Berlin der Neunziger Jahre streift, über die westfälische Provinz, über die Familie, das Erinnern und über das Erzählen selbst.

Swantje Lichtenstein erwartet
Bei der Lesung und im anschließenden Gespräch mit Stefan Swat wurde deutlich, dass Kasnitz auch in der epischen Form des Romans in gewisser Weise Lyriker bleibt, der sich mit leisen Tönen voller poetischer Dichte seinen Figuren und den Orten seiner Handlung nähert. Mit einem Ausblick auf sein neues Projekt – wieder ein ganz lyrisches – machte Adrian Kasnitz neugierig auf zukünftige literarische Begegnungen, etwa im „Literaturklub Köln“ oder auch in dieser feinen Veranstaltungsreihe in der Trinitatiskirche. Dort wird als nächster Gast der Reihe „Frische Kölner Literatur“ die Lyrikerin und Professorin Swantje Lichtenstein erwartet, die einen Querschnitt aus ihrem vielfältigen Werk präsentiert. Der Termin hier schon zum Vormerken: Donnerstag, 14. November 2013, 20 Uhr.

Text: Amt für Presse und Kommunikation
Foto(s): Stefan Swat