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Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Pfarrer Christoph Tebbe und Kirchenmusikerin Anke Tebbe-Taenzler haben Bedburg-Niederaußem verlassen

Nach zehn Jahren als Pfarrer an der evangelischen Erlöserkirche in Niederaußem wurde Christoph Tebbe beim großen Gemeindefest offiziell verabschiedet. Zusammen mit seiner Ehefrau Anke Tebbe-Taenzler, die seit 2001 als Organistin und Chorleiterin in der Gemeinde tätig war, und den Kindern zog er nach Krefeld, wo er jetzt als Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Krefeld-Nord arbeitet.

Zerreißprobe der Gemeinde verhindert
Der Wechsel kam nicht ganz aus freien Stücken. Die neue Finanzierungsgrundlage für Pfarrstellen durch die Evangelische Kirche im Rheinland hatte für die Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen das unerfreuliche Ergebnis, dass sie mit dreieinhalb Pfarrstellen deutlich überbesetzt ist – ein Pfarrer war zu viel. Da sich das Problem auch nicht durch eine Pensionierung in absehbarer Zeit hätte lösen lassen, stand der Gemeinde eine Zerreißprobe bevor: Das Presbyterium hätte entscheiden müssen, welcher Pfarrer gehen müsste. Dieser drohenden Krise kam Tebbe zuvor: „Um die Gemeinde nicht in diese unangenehme Situation zu bringen, habe ich die Initiative ergriffen und mich auf die Stelle in Krefeld beworben“, erzählt der 43-Jährige.

„Freiheit bei der Gestaltung“
Der Abschied fiel beiden nicht leicht. „Wir gehen mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, so Tebbe. Vermissen werden sie vor allem die vielen Bindungen und Kontakte, die sich in den vergangenen zehn Jahren ergeben haben. „Aber wir freuen uns auch auf die neue Herausforderung und den neuen Lebensabschnitt“, betont der Pfarrer. Geboren in Essen und aufgewachsen in Mülheim an der Ruhr, sammelte Tebbe seine ersten beruflichen Erfahrungen im Vikariat und im Hilfsdienst im Evangelischen Kirchenkreis Koblenz. Dort bekleidete er dann auch seine erste Pfarrstelle. Im Mai 1999 wurde er dann als Pfarrer an der evangelischen Erlöserkirche in Niederaußem eingeführt. Dort hat mich vor allem die große Freiheit, die ich bei der Gestaltung der Gottesdienste und des Gemeindelebens hatte, beeindruckt“, sagt Tebbe rückblickend.

Flexible Gemeinde und ökumenische Kontakte
An „seiner“ Gemeinde schätzte er vor allem die große Flexibilität. „Seien es Gottesdienstgestaltung, ökumenische Kontakte oder Angebote für die Jugend – die Gemeinde hat mich immer unterstützt“, stellt Tebbe fest. Die Gottesdienste gestaltete er regelmäßig auch mit anderen Gruppen aus der Gemeinde, etwa Jugendgruppen oder dem Männergesangverein. Auch Jugendbands waren oft zu Gast in der evangelischen Erlöserkirche, außerdem führte er verschiedene neue Formen wie meditations- und Taizé-Gottesdienste oder die so genannten „Frühschichten“ ein. Mit den katholischen Gemeinden im Ort pflegte er eine enge Zusammenarbeit. Daraus entstanden unter anderem gemeinsame Neujahrs- und Motorrad-Gottesdienste oder kulturelle Veranstaltungen. „das hätten wir als kleine evangelische Gemeinde alleine nie auf die Beine stellen können“, erinnert sich Tebbe.

„Großer Schatz an ehrenamtlichen Menschen“
Durch den Wegfall von Stellen im Jugendbereich musste sich der Pfarrer auch auf diesem Gebiet stärker einbringen. Mit „Mini-Gottesdiensten“ für Kleinkinder und regelmäßigen Aktionen mit der Ex-Konfi-Gruppe setzte er auch in diesem Bereich Akzente. Auch bei den Feiern zum 50-jährigen Bestehen der Erlöserkirche 2006 konnte er inhaltlich viele Dinge ausprobieren. „Diese Freiheit war schon charakteristisch für meine Arbeit hier“, erzählt Tebbe. Was ihn aber am meisten beeindruckt hat, ist der „große Schatz an ehrenamtlich tätigen Menschen“, betont er. „Das sind ganz viele enge Kontakte entstanden. Ob bei der Arbeit im Gemeindebüro, der Gottesdienstgestaltung oder der Vorbereitung von Festen – immer fanden sich Menschen, die bereit und engagiert waren mitzuarbeiten.“

Gemeindepfarrer und Religionslehrer
Dieses gemeindliche Netzwerk muss er sich an seinem neuen Wirkungsort erst noch aufbauen. Im Pfarrbezirk der Lukaskirche in der Evangelischen Kirchengemeinde Krefeld-Nord arbeitet Tebbe hauptsächlich als Gemeindepfarrer, erteilt auf dieser Stelle aber auch evangelische Religionslehre an der bischöflichen Maria-Montessori-Gesamtschule.

Umstrukturierungen in der Gemeinde
In der Evangelischen Gemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen hinterlässt er natürlich eine Lücke, da seine Stelle aus den erwähnten finanziellen Gründen nicht mehr neu besetzt wird. Um das auszugleichen, ist Pfarrer Gebhard Müller-Philipps jetzt alleine für den Bezirk Bedburg und Kaster zuständig. Die beiden anderen Bezirke, Niederaußem und Glessen, Fliesteden und Büsdorf, sind zu einem Bezirk zusammengefasst worden und werden von den Pfarrern Thorsten Schmitt und Matthias Bertenrath betreut. Bertenrath ist außerdem noch für die Krankenhaus- und Altenheimseelsorge in der gesamten Gemeinde zuständig. Im Gemeindebrief würdigte Schmitt ausdrücklich, dass Tebbe durch seine Eigeninitiative der Gemeinde eine Zerreißprobe erspart habe.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Thorsten Schmitt