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9. Hospiztag in Köln im Domforum: „Wer zu Hause sterben will, muss das nicht unter Schmerzen tun“

„Wir freuen uns, dass wir so zentral auftreten dürfen“, begrüßte Barbara Malásek, eine der beiden Sprecherinnen der Hospiz+Palliativ Arbeitsgemeinschaft Köln (HAK), zahlreiche Besuchende im Domforum. Anlass war der 9. Hospiztag in Köln. Er wurde veranstaltet von der HAK in Verbindung mit dem Katholischen Bildungswerk Köln. In der im Jahr 2000 gegründeten HAK sind ambulante und stationäre Hospizdienste in Köln zusammengeschlossen. Laut Renate Hofer, ebenfalls HAK-Sprecherin, strebt die HAK „die umfassende Versorgung schwerstkranker und sterbender Menschen im gesamten Stadtgebiet und die Sicherung der Qualität in der Hospizarbeit“ an, „sowohl in der Begleitung im häuslichen Umfeld durch ambulante Hospizdienste und ambulante palliative Pflegedienste, als auch in der Betreuung in stationären Hospizen und Palliativstationen.“



Wünsche sollten „in guten Zeiten“ formuliert werden

Im Domforum stellten sich die entsprechenden Einrichtungen vor, informierten haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende über ihre Tätigkeit. Diese umfasst nicht nur die psychosoziale Begleitung, medizinische und pflegerische Betreuung von sterbenden Menschen, sondern auch die Begleitung und Beratung von deren Angehörigen und ihnen Nahestehenden. Zu den Programmpunkten des Hospiztages zählte unter anderem ein Vortrag von Ulrich Fink. Der Pastoralreferent und Diözesanbeauftragter für Ethik im Gesundheitswesen und Hospizseelsorge im Erzbistum Köln sprach nicht nur über die „aktuelle Rechtslage bei Patientenverfügung, Betreuungsverfügung und Vorsorgevollmacht“, sondern auch die „persönliche“ Seite dieser Dokumente. Für Fink sind sie geeignete Instrumente, „in guten Zeiten“ über die Wünsche für den Fall eigener Willensunfähigkeit nachzudenken.



Das Sterben wird in unserer Gesellschaft tabuisiert
In seinem Grußwort nannte Rolf Domning, stellvertretender Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, die Hospizarbeit eine verantwortungsvolle, wichtige Tätigkeit. „Ich habe allerhöchste Achtung vor Ihrem Dienst, einem Dienst für die Menschenwürde, der Gott gefällt. Dank an Sie, die Sie diese Arbeit gewährleisten.“ Mit dem voran gestellten Bibelwort „Ein Jegliches hat seine Zeit“ verdeutlichte Domning: Auch geboren werden und sterben hat seine Zeit. „Sterben gehört zum Leben dazu. Das ist eigentlich eine Binsenweisheit. Aber es ist nicht so, dass das allen Menschen bewusst ist.“ Es habe sich einiges geändert im Umgang mit dem Thema Sterben und Tod. Das Thema werde tabuisiert in unserer Gesellschaft. Daher gelte es, immer wieder, sich über die Begrenztheit, aber auch Fülle des Lebens klar zu werden. „In der Spannweite zwischen Geburt und Tod ereignet sich das Leben. Es ist nur wirklich zu leben, wenn wir es in dieser Spannweite von Werden und Vergehen leben.“ Die Haupt- und Ehrenamtlichen, die sich für die Hospizarbeit entschieden hätten, kämen nicht umhin, sich mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Deren Aufgabe sei nicht einfach, und verlange danach „auch für sich selber zu sorgen“.

Domning: „Wer zu Hause sterben will, muss das nicht unter Schmerzen tun“
Domning kritisierte das um sich greifende Denken, das Sterben effizienter zu gestalten. Wohin Sterbehilfe, aktive Sterbehilfe führen könne, möchte er sich gar nicht ausmalen. Dabei gehöre Sterben zur Menschenwürde dazu. „In den Verlautbarungen unserer Kirche haben wir deutlich gemacht: Wir verwahren uns davor, dass dieses Tor geöffnet wird.“ Er habe Verständnis für die Gründe von Sterbewilligen. Aber es gebe eine Alternative: Dafür stünden die Begleitenden der Hospizgruppen. „Sie versuchen, den Sterbenden den Übergang so leicht wie möglich zu machen.“ Zudem habe es auch bei den Ärzten ein Umdenken gegeben. „Wer zu Hause sterben will, muss das nicht unter Schmerzen tun.“



Bastgen: „Das ist ein echter Dienst am Leben“
„Was Sie tun, gehört in die Öffentlichkeit, an die große Glocke gehängt“, dankte auch Stadtdechant Prälat Johannes Bastgen den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden der Hospizdienste. Dafür stelle die katholische Kirche in Köln sehr gerne das Domforum am Rande der belebten Domplatte zur Verfügung. An diesem Versammlungsort gehe es aber nicht darum, Tod und Sterben voyeuristisch in die Öffentlichkeit zu rücken, sondern darum, zu verdeutlichen, dass Sterbende mit Respekt und Einfühlungsvermögen begleitet werden müssten: „Das ist ein echter Dienst am Leben.“ Denn die Würde des Menschen beginne bei der Empfängnis im Mutterleib und ende mit dem letzten Atemzug. „Wir sind in Köln sehr gut aufgestellt, die Hospizdienste haben sich flächendeckend durchgesetzt“, sagte Bastgen. Dabei meine „Hospiz“ nicht ein Haus, sondern eine Idee – nämlich den Gedanken, sterbende Menschen möglichst in ihrer persönlichen Lebensgeschichte, in ihrer vertrauten Umgebung zu belassen. Das gelte selbstverständlich auch für diejenigen ohne soziale Bindungen, „die keinen Menschen mehr haben“. Diese Idee müsse sich weiter verbreiten, damit beim Sterben keiner alleine sei und aufgrund fortgeschrittener Therapien auch keine Schmerzen erleide. „Wenn ich in ein Hospiz komme, überrascht es mich immer wieder, welche Freude dort herrscht“, stellte Bastgen fest. Freude auch bei den Sterbenden, „dass jemand mit und bei ihnen ist“.



Im nächsten Jahr findet der 10. Hospiztag in Köln statt. Er ist gleichzeitig der alle drei Jahre weltweit begangene Welt-Hospiztag. Unter den derzeit elf ambulanten Hospizdiensten und dem Ambulanten Kinderhospizdienst Köln, die der Hospiz- und Palliativ Arbeitsgemeinschaft (HAK) angehören, befinden sich die drei folgenden in evangelischer, beziehungsweise ökumenischer (Mit)Trägerschaft:



Ambulanter Hospizdienst der Evangelischen Gemeinde Köln (für die Innenstadt),
Frau Meurer, Martin-Luther-Platz 2, 50677 Köln,
Tel: 0221 – 2717382,
E-Mail: kontakt@hospiz-koeln.de

Ökumenischer Hospizdienst Köln-Dellbrück/Holweide e.V.,
Thurner Straße 105a, 51069 Köln,
Telefon: 0221 – 684330 und 0152/03699407
E-Mail: Hospizdienst-Koeln-Dellbrueck@web.de

Ökumenischer Hospizdienst im Kölner Westen e.V.,
Frau Korecky, Kirche St. Viktor,
Goldammerweg 40, 50829 Köln,
Telefon: 0221 – 5297452
E-Mail: info@hospiz-koeln-west.de

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich