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„65 Jahre – die Diakonie Michaelshoven und ihre Geschichte“

Die Anfänge der Diakonie Michaelshoven liegen in Rösrath-Hoffnungsthal. Dort gründete der evangelische Pfarrer Erwin te Reh mit anderen Engagierten aus Köln 1950 den Trägerverein „Coenaculum – Christus lädt ein!“ für das Kinder- und Jugenddorf Stephansheide. 1955 wurden auf ehemaligem Ackerland in der damaligen Gemeinde Rondorf, im heutigen Kölner Süden, die Grundsteine für die ersten Gebäude in Michaelshoven gelegt.

„Geplant war die Entstehung eines kompletten Dorfes mit einer Vielzahl an Unterkünften und Angeboten nicht nur für Kinder und Jugendliche, sondern auch für ältere Menschen“, heißt es in der Ausstellung anlässlich des 65-jährigen Bestehens der Diakonie Michaelshoven. Sie ist aufgebaut in der Erzengel-Michael-Kirche. Im geistig-spirituellen und kulturellen Zentrum des Diakoniedorfes schlägt die Präsentation einen Bogen von der Begründung der Inneren Mission der evangelischen Kirche im 19. Jahrhundert über die von Wohnungsknappheit und Versorgungsengpässen geprägte Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die Gegenwart – und geht noch einen Schritt weiter.

Arbeiten im frühen „Micha“
Sie beleuchtet das Leben und Arbeiten im frühen „Micha“, als die Mitarbeitenden „noch mit ihren Familien in den Wohngruppen oder in Wohnungen auf dem Gelände“ wohnten. Und zeigt den Wandel vom Diakoniedorf hin zum Sozialunternehmen. Es gliedert sich in die Geschäftsbereiche Seniorendienste, Kinder-, Jugend- und Behindertenhilfe, Berufsförderungswerk, Integrationshilfen, Auxilio Servicedienstleistungen. 2008 wurde die Stiftung „einfach helfen“ gegründet.

Haus Ruth und Thomas-Haus
Beginnend mit Haus Ruth, das 1956 fertiggestellte erste Gebäude in Michaelshoven, stellt die Ausstellung chronologisch die einzelnen Gebäude und ihre jeweilige Funktion vor. Etwa das Thomas-Haus als Wohnheim für Lehrlinge aus den Flüchtlingslagern, später Jungarbeiter, Studenten und Junggesellen, das Haus Andreas für männliche Lehrlinge sowie das „als großes Säuglings- und Mütterheim konzipierte“ Gertrud-Bäumer-Haus. Ebenso das Berufsförderungswerk, das 1975 bezogene Seniorenzentrum und die 1964 eingeweihte Erzengel-Michael-Kirche mit ihren verschiedenen historischen und symbolischen Bezügen.

Rückbezüge zur englischen Landschaftsgärtnerei
Informiert wird auch über den 1965 von Gärtnermeister Kurt Struß angelegten wunderbaren Park. Schüler, Studenten, Zivildienstleistende, arbeitslose Jugendliche und Ehrenamtliche aus England unterstützten ihn dabei. Die seit 1995 denkmalgeschützte grüne Oase versah Struß mit 100 verschiedenen „teils seltenen und kostbaren Gehölzen“ aus aller Welt – mit „Rückbezügen zur 'englischen' Landschaftsgärtnerei“.

Die Zukunft Michaelshovens
Ein Kapitel der Präsentation ist der Zukunft Michaelshovens gewidmet. Darin ist von einer Modernisierung des Campus' die Rede. „Die Diakonie Michaelshoven wird hier in den nächsten zwei Jahrzehnten einen neuen Wohn- und Lebensraum sowie individuelle Betreuung für Menschen schaffen, die Unterstützung benötigen.“ Das betreffe insbesondere ältere Menschen mit Demenz. Bereits im September wurden auf dem Gelände zwei neue Senioreneinrichtungen eingeweiht, die das alte Wohn- und Pflegeheim ersetzen. In einer der beiden findet sich die im August eröffnete neue Kindertagesstätte „MorgenLand“ integriert. So möchte die Diakonie junge Familien berücksichtigen und „zugleich ein generationsübergreifendes Miteinander“ ermöglichen. Wie sich das Quartier bis 2020 entwickeln soll, kann in der Schau anhand eines großen Modells studiert werden.

Anschauliche Texte, Reproduktionen und aktuelle Fotografien
Anschauliche Texte und Reproduktionen historischer und aktueller Fotografien lassen die Idee, Entwicklung und die zahlreichen Betätigungsfelder der Diakonie Michaelshoven nachvollziehen. Hinzu kommen Audioaufnahmen. Ebenso Exponate aus den 1950er und 1960er Jahren. Darunter Lehrmaterialien, ein Rasierset, eine Milchflasche mit Warmhalteteller sowie als Leihgabe der Fliedner-Kulturstiftung Kaiserswerth ein Sterilisator sowie eine Säuglingswaage.

Gut besuchte Eröffnung der Präsentation
Die gut besuchte Eröffnung der Präsentation startete mit der Uraufführung des Videos „Diakonie Michaelshoven – Wie alles begann…“. Interessierte können den Film während der Ausstellung ansehen oder jederzeit auf der Internet-Seite bei YouTube aufrufen. Im weiteren Verlauf unternahm Moderatorin Claudia Kleinert mit den Interviewpartnern Hilke und Benno Wolter eine spannende Reise in die Vergangenheit. Sie sind langjährige Mitarbeitende und Bewohnende des Diakonieveedels, haben sich hier kennengelernt und geheiratet. Ein Grußwort sprach Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes.

In den Dialog über die Herausforderungen unserer Zeit treten
„Menschen ohne ein Zuhause, Kinder, stehen am Beginn der Geschichte unserer Diakonie“, stellte Birgit Heide, theologischer Vorstand, in ihrer Begrüßung fest. Das Beheimaten von Kriegswaisen, Flüchtlingen und Notleidenden sei in den Anfangsjahren die zentrale Aufgabe geblieben. Damit hätten die Gründer an die alte Tradition der Inneren Mission angeknüpft. Die Diakonie Michaelshoven wolle ihre Geschichte nicht in einem bloßen „so war es“ erzählen. „Wir wollen mit Ihnen, mit allen künftigen Besuchern, in den Dialog über die Herausforderungen unserer Zeit treten, die trotz moderner, demokratischer, aber auch säkularerer Weltsicht nicht so völlig anders sind als vor mehr als 150 Jahren bei der Gründung der Inneren Mission, des Vorläufers der heutigen Diakonie in Deutschland, oder eben vor 65 Jahren bei der Gründung der Diakonie Michaelshoven.“

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Die Präsentation zum 65-jährigen Bestehen der Diakonie in der Erzengel-Michael-Kirche, Pfarrer-te-Reh-Straße 7, 50999 Köln, ist bis einschließlich 21. Oktober geöffnet: dienstags bis donnerstags von 12 Uhr bis 13.30 Uhr. Außerdem können individuelle Besichtigungstermine unter Telefon 0221/99 56 11 60 oder per E-Mail m.carlitscheck@diakonie-michaelshoven.de vereinbart werden.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich