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600 Konfis beim Konfikrimi

„Ihr seid wahre Freundinnen und Freunde Martin Luthers. Über ihm und Euch wurde die Reichsacht verhängt. Über wem die Reichsacht verhängt ist, der hat nur eine Chance – unauffällig sich ein gutes Versteck suchen. Bringt Euch zu Martin Luther in das sichere Versteck.“ So lautete der Auftrag der knapp 600 Konfirmandinnen und Konfirmanden aus den Kirchenkreisen des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, die sich an einen Samstag und Sonntag im Oktober zurück in die Zeiten Martin Luthers versetztet hatten.

Beim so genannten „Konfikrimi“, den die Evangelische Jugend in Köln und Region unter Federführung des Referats für Jugend, Frauen und Männer im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch zusammen mit rund 80 Ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern organisierte, schlüpften die Konfis in die Rolle von Martin Luthers Gefährten. In Teams durchliefen sie 18 Stationen, die sich um die Ereignisse der Reformation rankten. Es galt Recherchen anzustellen, alte Schriften zu entziffern oder sich mit Pfeil und Bogen zu üben. Dabei hieß es jedoch „Immer auf der Hut sein!“, denn die Gegner Martin Luthers lauerten an jeder Straßenecke.

Symbolsuche auf dem Friedhof
Der Tag startete in der Jugendkirche „geistreich“ in Köln-Mülheim mit einem Film, der Luthers Leben und Wirken bis zu dem Zeitpunkt zeigte, wo er für vogelfrei erklärt wurde. In zwei Schichten verteilten sich anschließend die Jugendlichen auf die unterschiedlichen Mitmachstationen in Mülheim. Da gab es zum Beispiel die Station „Mut und Angst“, an der erlebnispädagogische Aufgaben wie das Überqueren einer freischwebenden Leiter gelöst werden mussten. An anderer Stelle konnte man etwas über die Anfänge des Buchdrucks und die Kalligraphie lernen und auch gleich ausprobieren. Und natürlich durften die Jugendlichen auch ihre eigenen Thesen – „Was willst Du an deiner Kirche verändern?“ – an eine Kirchentür schlagen. Bei Fragespielen oder einem Quartett erfuhren die Teilnehmenden viel über den großen Reformator und seine Zeit, aber auch wie es den Frauen damals erging. Der Weg führte auch über den Friedhof, wo Symbole, die auf die Hoffnung aufs Jenseits hinwiesen gesucht wurden. Und sogar eine echte Gruft war Schauplatz des Tages.

Tetzel-Patroullien verkauften Ablassbriefe
In Acht nehmen musste man sich vor den sogenannten „Tetzel-Patroullien“ – der Mönch Johann Tetzel und seine Gefolgsleute, die die Gruppen jagten, um ihnen Ablassbriefe zu verkaufen. Nach dem erfolgreichem Absolvieren einer Station erhielten die Teilnehmenden zur Belohnung Edelsteine und Hinweise, die sie zum Ziel – Luthers Versteck auf der Wartburg – führten. Die befand sich in der Liebfrauenkirche der katholischen Pfarrgemeinde in Mülheim. Dort konnte man den Prediger dann sogar auch live erleben, wie er eine Rede hielt.

Mittelalterlicher Markt mit Gaukler und einem Narren
Doch mit der „Jagd“ durch die Stadt war es noch nicht getan. Vor Ankunft in der Wartburg alias Liebfrauenkirche erlebten die Konfis auf einem Markt weitere Aspekte des Mittelalters: Es gab kulinarische Köstlichkeiten, mittelalterliche Künste, einen Gaukler – und auch ein Narr durfte mit seinen Geschichten nicht fehlen. Haupt- und Ehrenamtliche schlüpften den ganzen Tag über in mittelalterliche Kostüme und halfen so dabei mit, die Zeit Martin Luthers richtig lebendig zu machen.

Viele Ehrenamtliche gestalteten den Tag mit
Nina Paganotto, Jugendreferentin im Kirchenkreis Köln-Mitte, und Ute Verch aus dem Referat für Jugend, Frauen und Männer im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch freuten sich über die hohe Beteiligung aus den Gemeinden. „Die Konfigruppen wurden zum großen Teil von deren Gemeindepfarrerinnen und -pfarrern begleitet“, sagte Paganotto. „Ohne die Beteiligung so vieler Ehrenamtlicher – darunter auch einige Eltern– hätten wir den Tag nicht so umsetzen können“, ergänzte Verch. Viele Ehrenamtlerteams hätten sich entweder im Rahmen eines Workshops oder in ihren Gemeinden auf den Tag vorbereitet und Ideen für die einzelnen Stationen entwickelt. Ein Organisationsteam, bestehend aus zehn Haupt- und Ehrenamtlichen übernahm die Gesamtkoordination.

600 Teilnehmende sprengten alle Erwartungen
Das Projekt ist von den Teilnehmenden sehr gut angenommen worden, erzählten die Referentinnen. „Was die Anmeldungen betrifft, haben wir mit so einer Dimension nicht gerechnet“, sagte Ute Verch. Anfangs haben sie etwa 200 Konfis erwartet. Dass es dann fast 600 wurden, habe alle Erwartungen gesprengt. Die Rückmeldungen der Konfis seien durchweg positiv gewesen. Viele lobten die tollen Ideen der einzelnen Stationen und die gelungene Atmosphäre, die die Mitarbeitenden – auch dank der schönen Kostüme – geschaffen haben. „Etwas in einer so großen Gruppe zu unternehmen hat viele motiviert“, sagte Verch weiter. Auch den Verantwortlichen aus den Gemeinden habe man angesehen, dass sie es genossen, den Tag einmal anders mit ihren Konfigruppen zu verbringen. „Viele Ehrenamtliche waren total begeistert und haben sich bei uns für die gute Organisation bedankt und angekündigt, dass sie beim nächsten Konfikrimi oder ähnlichen Veranstaltungen unbedingt wieder dabei sein wollen“, freute sich Paganotto.

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns