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60 Jahre Telefonseelsorge: Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und Superintendentin Andrea Vogel informierten sich vor Ort über die Arbeit

Hohen Besuch empfingen gestern die ehrenamtlich Mitarbeitenden der evangelischen und der katholischen Telefonseelsorge in Köln. Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki und Pfarrerin Andrea Vogel, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises Köln-Rechtsrheinisch und im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region zuständig für die Evangelische Telefonseelsorge, ließen sich von den Mitarbeitenden im Rahmen des Aktionstages „Leitung an die Leitung“ über deren Arbeit informieren. Dabei ging es vor allem um die Sorgen und Nöte der Anrufenden.

Im Anschluss an das Gespräch sagte der Kardinal: „Es ist traurig, wie viel Einsamkeit es in unserem Umfeld gibt, die man oft gar nicht entdeckt. Deshalb bin ich froh, dass es die Telefonseelsorge gibt. Die Mitarbeitenden haben ein offenes Ohr für die seelischen Nöte der Menschen in unserer Stadt ohne Ansehen der Personen und der Weltanschauung. Die Ehrenamtlichen stellen Zeit, Kompetenz und Herz zur Verfügung und lassen damit das Evangelium lebendig werden.“

Herausforderungen durch medialen Wandel
Superintendentin Andrea Vogel lobte die Reaktion der Telefonseelsorgen auf den medialen Wandel in den vergangenen Jahren: „Die Veränderung der Kommunikation durch Mobilfunk und Internet war auch für die Telefonseelsorge eine Herausforderung, der wir uns gestellt haben. E-Mail-Seelsorge gehörte schon seit 18 Jahren zum Leistungsangebot der Telefonseelsorge. Denn Einsamkeit und Beziehungsprobleme bleiben auch für die Menschen im Web ein Thema.“

Qualifizierung der Ehrenamtlichen
Vogel und Woelki betonten, wie wichtig es beiden Kirchen ist, die Qualifizierung der Ehrenamtlichen zu gewährleisten.
Vor dem Besuch von Vogel und Woelki hatten Pfarrerin Gabriele Koye, Leiterin der Evangelischen Telefonseelsorge Köln, und Annelie Bracke, Leiterin der Katholischen Telefonseelsorge Köln, über die Arbeit in den beiden Beratungsstellen informiert. Erreichbar sind diese 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 45.000 Anrufe gezählt. Das sind zehn Prozent mehr als 2013. Die Weiterleitung der Anrufe erfolgt über die bundesweiten Nummern 0800/111 0 111 und 0800/111 0 222.

Suche nach Menschen für diese anspruchsvolle Aufgabe
„In unserer Beratungsstelle arbeiten im Moment 60 Ehrenamtliche in Schichten von fünf bis nachts neun Stunden Länge, bei den Evangelischen sind es ein paar Ehrenamtliche mehr“, erklärte Annelie Bracke. Sie und Gabriele Koye sind immer auf der Suche nach Menschen, die sich für die anspruchsvolle Aufgabe Telefonseelsorge ausbilden lassen. Die Ausbildung ist sehr intensiv, und auch während ihrer ehrenamtlichen Seelsorgearbeit werden sie gut begleitet. „Wir treffen aus alle 14 Tage zur Supervision“, sagte Koye. Die Gruppe arbeite sehr kollegial. „Wenn jemand mal nicht kann oder sich überfordert fühlt, ist immer jemand da, der für ihn einspringt.“

Männerquote auf 30 Prozent gestiegen
Es sind überwiegend Frauen, die sich der Aufgabe stellen. „Wir konnten die Männerquote auf 30 Prozent steigern. Es gehen jetzt die Alt-68er in Rente. Die haben einen anderen Zugang zu den Themen, die in der Telefonseelsorge eine Rolle spielen“, freute sich Koye. Die Altersspanne reicht von Ende 20 bis Anfang 80. Rentner sind ebenso vertreten wie Leute, die in Vollzeit arbeiten. Die Themen, die am Telefon besprochen werden, haben sich über die Jahre nicht geändert. Es sind vor allem Einsamkeit, psychische Erkrankungen, Arbeitslosigkeit und Partnerschaftsprobleme. Im kommenden Jahr wird gefeiert. 1956, vor 60 Jahren, wurde die erste Telefonseelsorge in Berlin eröffnet. Zu diesem Anlass werden sich die Telefonseelsorgen bundesweit etwas einfallen lassen. Man darf gespannt sein.

Erster Anruf am 2. November 1953
Anlass des Aktionstags ist der Jahrestag des ersten Anrufs bei den „Samaritans“ in London am 2. November 1953, einem von einem anglikanischen Geistlichen gegründeten telefonischen Hilfsangebot für Suizidgefährdete. Seiner Initiative folgend ging 1956 die erste Telefonseelsorge in Deutschland in Berlin ans Netz.

Anmeldung für neuen Ausbildungskurs ab sofort möglich
Um auch künftig ein umfassendes telefonisches Angebot für Menschen mit Sorgen und Ängsten machen zu können, werden regelmäißg Ausbildungskurse angeboten, in denen die Freiwilligen alles Nötige für ihren Einsatz lernen. Sie beginnen in beiden Einrichtungen nach den Sommerferien kommenden Jahres. Weitere Informationen gibt es bei der katholischen Telefonseelsorge Köln (Telefon 0221/25 70 184, mail(a)telefonseelsorge-koeln.de) sowie bei der evangelischen Telefonseelsorge Köln (Telefon 0221/31 71 59, telefonseelsorge(a)kirche-koeln.de).

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann