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50 Jahre Kita Raderthal: „Wir haben Spuren hinterlassen“

„Rotes, blondes oder schwarzes Haar – Gott mag Kinder, das ist wunderbar!“, sangen die Kinder der Kindertagesstätte zu Beginn des Festgottesdienstes in der Philippus-Gemeinde in Köln-Raderthal anlässlich des 50. Jubiläums ihrer Kita. „Wir haben Spuren hinterlassen“ lautete auch Motto des Tages.

Pfarrer Klaus Eberhard war sich sicher, dass die zahlreichen Gottesdienstbesucher und -besucherinnen, von denen viele die Einrichtung bereits selbst als Kind oder als Eltern kennengelernt haben, über viele schöne Erinnerungen verfügen und eben auch ihre eigenen Spuren dort hinterlassen haben. „Aber so ein Festtag kann schnell dazu verleiten, dass man nur auf sich selbst schaut!“, stellte Eberhard in seiner Begrüßung fest. „Wir wollen heute auch auf Gott schauen, der dies alles möglich gemacht hat!“. In seiner Predigt bezog er sich auf Psalm 103, der mit dem Satz endet: „Er hat seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Tun!“. Dies sei die gute Nachricht, die sich wie ein roter Faden durch die Bibel ziehe, so Eberhard. So wie Gott sich mit dem Volk Israels auf den Weg gemacht und es ins gelobte Land geführt habe, so habe er auch die Philippus-Gemeinde und ihre Kita auf dem langen Weg, den sie bereits zurückgelegt habe, schützend begleitet. Angesagt sei daher an diesem Festtag viel Dankbarkeit, Vertrauen und Hoffnung.

Aus ein paar Baumstämmen wurde ein Spielhügel
Diesen Weg dokumentierte die Gemeinde mit Fotos aus den letzten 50 Jahren. Bauliche Veränderungen, etwa beim Spielplatz, der früher lediglich aus ein paar Baumstämmen bestand, und der heute ein Spielhügel mit Spielgeräten und Kriechtunnel ist, waren zu bestaunen. Die Ausstellung zeigte aber auch Bilder von den vielen Aktivitäten und Angeboten, angefangen bei der Erwachsenenecke im Flur zum „Plausch bei Tee“ über Geburtstagsfeiern, Kinderbibelwochen, Familiengottesdienste, Verkehrsunterricht mit Polizei bis hin zu Osterfesten – alles auch heute noch feste Bestandteile der Kita-Arbeit. Dies alles sei nicht möglich ohne ein Team von Erzieherinnen, die dazu beitragen, dass es so viele tolle Angebote für die Kinder gibt, freute sich Eberhard und bedankte sich mit großen Blumensträußen bei Petra Damm-Denis, die seit 34 Jahren die Kita leitet, und den beiden Erzieherinnen Kerstin Damman und Silke Vogt, die ebenfalls schon viele Jahre dort arbeiten.

Eltern kämpften um Erhalt der Kita
Die Kindertagesstätte wurde im März 1965 eingeweiht – damals noch mit zwei Gruppen, mitfinanziert durch die Stadt Köln, denn es besuchten auch Kinder aus dem Elisabeth Frey-Haus die Einrichtung. Seit 1978 besteht sie nach einer Änderung des Konzepts nur noch aus einer Gruppe mit aktuell 22 Kindern und befindet sich heute in alleiniger Trägerschaft der Kirchengemeinde.
Im Jahr 2005 drohte das Aus, denn die Gemeinde sah sich aufgrund zahlreicher Kirchenaustritte und veränderter Zuschüsse finanziell nicht mehr in der Lage, die Kindertagesstätte weiter zu erhalten. Die Kündigungen für die Mitarbeiterinnen waren bereits geschrieben und die Schließung beschlossen. Aber das wollten die damaligen Eltern nicht akzeptieren und kämpften um den Erhalt der Einrichtung. In kürzester Zeit sammelten sie eine große Summe Spendengelder und gründeten einen Förderverein. Durch die Einnahmen aus dem Verein sicherten sie den Bestand der Kita. Tief beeindruckt von den vielen damaligen Aktionen meinte Damm-Denis am Jubiläumstag: „Das hat uns damals echt umgehauen.“

Partnerschaftliche Zusammenarbeit von Eltern und Gemeinde
Das große Engagement der Eltern ist auch heute noch typisch für die Kindertagesstätte. Unter dem Motto „40 Jahre, Zeit für Neues!“ packten sie bereits zum 40. Jubiläum tatkräftig mit an und halfen bei der Sanierung der Kita fleißig mit. „Sie haben nicht die ‚Kommt und versorgt mein Kind’-Haltung“, betonte Pfarrer Eberhard. „Man merkt, dass ihnen auch das evangelische Qualitätsmerkmal unserer Einrichtung wichtig ist. Wir erleben hier eine große Wertschätzung – vielleicht gerade wegen der überschaubaren Größe und des familiären Betriebs. Das hat etwas Nahes!“, beschreibt er das Verhältnis zu den Eltern. Und auch die Leiterin freute sich über die „partnerschaftliche Zusammenarbeit“ mit den Eltern. Aus dieser Arbeit seien auch Gemeindegruppen entstanden, zum Beispiel der Frauenchor, der im Festgottesdienst sein Können präsentierte. „Das waren Mütter, die die Lieder der Kinder in der musikalischen Früherziehung so toll fanden und das auch lernen wollten“, so Damm-Denis. Gemeindeglied Karin Sehmsdorf, die die Musik im Kindergarten organisierte, übernahm kurzerhand die Chorleitung für die Frauen.

„Viele sehen wir später wieder“
„Ich sehe meine Arbeit hier als Gemeindeaufbau“, erklärte die Leiterin der Kita ihre Arbeit. „Ich freue mich, wenn unsere Kinder später beim CVJM mitmachen, zunächst als Teilnehmende, später als Gruppenleiter oder -leiterinnen, und so ihren Weg in die Gemeinde finden. Viele sehen wir später als Kita-Eltern oder sogar als Mitglieder im Presbyterium und in Gemeindegruppen wieder“. Auch Pfarrer Eberhard empfindet die Kita als einen wichtigen Baustein im Gemeindeaufbau. Viele Gemeindeveranstaltungen wie Familiengottesdienste, Gottesdienste zum Erntedank und Adventsgottesdienste würden von den Erzieherinnen, Eltern und Kindern mitgestaltet. „Aber wir sehen die Eltern auch beim Sonntagskuchenverkauf, sie organisieren einen Sponsorenlauf und veranstalten sogar Flohmärkte“, so Eberhard.

Fußspuren und Wünsche für die Kita
Tatsächlich hat die Kindertagestätte viele Spuren hinterlassen, die in der Gemeinde an vielen Stellen sichtbar sind. Zum Schluss lud Eberhard die Gottesdienstbesucher und -besucherinnen ein, auf Fußspuren aus Papier aufzuschreiben, was sie persönlich mit der Kita verbindet: Erinnerungen, aber auch Wünsche für die Zukunft. In kürzester Zeit sah man auf der Wand hinter dem Altar viele große und kleine Füße mit vielen Wünschen für eine glückliche Zukunft der Kita-Kinder und für einen guten Zusammenhalt. Man hoffe, die Kita möge ein „Ort des Friedens“ sein, ein Ort der Liebe und des Lachens.
Viele fröhliche Kinder, Eltern, Gemeindeglieder und Mitarbeiterinnen sah man beim anschließenden Gartenfest mit Musikprogramm des Kinderlieder-Mitmach-Theaters Lila Lindwurm. Und dass Fröhlichkeit und Engagement mit Sicherheit auch in Zukunft kein Problem in der Philippus-Gemeinde sein werden, wurde deutlich, als die Kleinen lautstark das Kita-Lied anstimmten: „Hohey und hoch die Kita, lasst es richtig krachen!“

Text: Susanne Hermanns
Foto(s): Susanne Hermanns