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50 Jahre Friedenskirche Bedburg: Jubiläumsjahr bringt Schwung ins Gemeindeleben

Damals wie heute wurde das Erntedankfest gefeiert. Und damals wie heute stand bei diesem Fest die evangelische Friedenskirche ganz besonders im Blick. Damals, am 4. Oktober 1959, wurde sie feierlich eingeweiht, heute (am 4. Oktober 2009) feierte die Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen auf den Tag genau ein halbes Jahrhundert später das 50-jährige Bestehen ihres Gotteshauses an der Langemarckstraße.

Zwei Geburtstage als Eckpfeiler des Jubiläumsjahres
„Wir haben einiges gestemmt in diesem Jahr“, sagte Pfarrer Gebhard Müller-Philipps rückblickend. In der Tat hat die Gemeinde ein beeindruckendes Jahr hinter sich. Das Jubiläum an der Friedenskirche war dabei nicht das einzige. Schon im Februar feierten die Protestantinnen und Protestanten in Kaster das 25-jährige Bestehen des dortigen Martin-Luther-Gemeindezentrums. Und zwischen diesen beiden Eckpfeilern der Geburtstagsfeiern reihten sich verschiedene Veranstaltungen auf, die dem Jubiläumsjahr der Gemeinde einen ganz besonderen Glanz verliehen haben. „Das war schon ein enormer Aufwand“, stellte Müller-Philipps fest, „aber es hat sich gelohnt. Und ohne die engagierte Mitwirkung vieler ehrenamtlicher Helferinnen und Helfer wäre das nicht möglich gewesen.“ Natürlich haben auch er und sein Kollege Pfarrer Matthias Bertenrath jede Menge Zeit und Energie in dieses umfassende Projekt gesteckt.

Seit 1957 eigenständige Gemeinde
Nicht viel anders dürfte es Pfarrer Walter Liebert vor 50 Jahren gegangen sein, als das Bauwerk endlich eingeweiht wurde. Auch dieses Projekt benötigte einiges an Vorlauf, kostete Zeit, Geld und viele Nerven, hat aber für die Gemeinde zu einem unschätzbaren Ergebnis geführt: ein eigenes Gotteshaus. Davon konnten die wenigen Protestantinnen und Protestanten nach dem Zweiten Weltkrieg nur träumen. 50 waren es in Bedburg, und die gehörten damals zur Evangelischen Kirchengemeinde Zieverich. Wie in vielen anderen Regionen des Rheinlands auch, brachte der Strom von Flüchtlingen, die nach dem Kriegsende aus den früheren deutschen Ostgebieten kamen, einen Zuwachs an evangelischen Menschen in den katholisch geprägten Landstrichen. Allein in Bedburg stieg die Zahl der Evangelen bis 1957 auf rund 1.500 an. In diesem Jahr, am 1. April, wurde die Evangelische Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem selbstständig. Der Wunsch nach einer eigenen Kirche wurde jedoch schon einige Zeit früher artikuliert. Die Gottesdienste fanden an wechselnden Orten statt. So zum Beispiel in der Krankenhauskapelle, im Saal der Gaststätte „Jägerhof“, von 1950 bis 1959 dann im Rittersaal des Schlosses. Doch diese Provisorien waren auf Dauer nicht befriedigend, da die Zahl der Gemeindeglieder in Bedburg kontinuierlich anstieg. Bereits 1952 wurde, quasi vorausschauend, das Grundstück an der Langemarckstraße gekauft.

Neubau kostete 230.000 Mark
Mit der Berufung von Pfarrer Walter Liebert 1956 und der Eigenständigkeit der Gemeinde ab 1957 kam dann aber Bewegung in das Vorhaben. Schon im April 1957 nahm der Architekt Karl Sander seine Planungen auf, die schon im Juni beschleunigt werden mussten, da der Rittersaal anderweitig benötigt wurde und als Predigtstätte in absehbarer Zeit nicht mehr zur Verfügung stehen würde. Im April 1958 fasste der Bevollmächtigtenausschuss der Gemeinde den Beschluss zum Neubau einer Kirche mit einem angeschlossenen Jugendheim. 230.000 Mark kostete das Vorhaben damals. Die Gelder wurden teilweise durch Spenden und durch Zuschüsse von der Stadt Bedburg und dem Kreis Bergheim sowie dem Gustav-Adolf-Werk aufgebracht. Im August 1958 begannen die Ausschachtungsarbeiten an der Langemarckstraße, und im Oktober desselben Jahres wurde der Grundstein gelegt. Am 4. Oktober 1959 schließlich wurde die Friedenskirche eingeweiht. Viele örtliche Geschäftsleute und Unternehmen unterstützten das Projekt durch großzügige Spenden, die vor allem für die Innenausstattung verwendet wurden. So gestaltete etwa die Düsseldorfer Künstlerin Hilde Viering die Glasfenster des Neubaus. Im März 1960 kamen dann die Glocken in den schon zuvor errichteten Turm, und im November 1965 wurde die neue Peter-Orgel der Gemeinde vorgestellt.

Ausstellung, Theater und Musik
An Hilde Viering, die Künstlerin der Glasfenster, wurde auch im Jubiläumsjahr in Bedburg erinnert. Eine Ausstellung in der Kirche dokumentierte ihr Leben und ihr Werk. Doch noch weitere kulturelle Höhepunkte wurden den rund 2.800 Gemeindegliedern in Bedburg und in Kaster geboten. Die Seniorentheatergruppe „Immergrün“ präsentierte den Besucherinnen und Besuchern im März das Stück „. . . und selbst beim Dessert wollt‘ er immer noch mehr“. Jüngeres Publikum war Zielgruppe beim Auftritt des Bedburger Duos „Acoustic Shiver“ in der Friedenskirche, gemischt von Jung bis Alt waren die Zuhörerinnen und Zuhörer bei der Lesung mit dem Autor Dennis Vlaminck, der im Juni Auszüge aus seinem neuen Roman „Reliquiem“ vorstellte. Organistin Rimma Hahn begeisterte das Publikum, als sie im Rahmen des Gemeindeprojekts „Kunst in der Kirche“ gemeinsam mit der Sopranistin Christine Maier Stücke von Haydn, Händel und Mendelssohn-Bartholdy aufführte. Und einen wahren Besucherandrang erlebte die Gemeinde beim traditionellen Gemeindefest. Unter dem Titel „Chur(ch)ill“ wurde zwei Tage vor dem Festgottesdienst zum Jubiläum die Friedenskirche zu einem besonderen Ort der Ruhe und Besinnlichkeit – mit einer Lichtinstallation und Chill-out-Musik. „Jetzt hoffen wir, dass der Schwung aus dem Jubiläumsjahr, der so viele Menschen in unsere Kirchen gebracht und begeistert hat, auch in den normalen Gemeindealltag hineinreicht“, erklärte Pfarrer Müller-Philipps.

Trödelmärkte brachten mehr als 3.000 Euro ein
Zur Finanzierung des Jubiläumsjahres „hatte das Presbyterium eine hervorragende Idee“, so Müller-Philipps: Verschiedene Trödelmärkte zu unterschiedlichen Themen brachten insgesamt mehr als 3.000 Euro ein, mit denen die verschiedenen Aktivitäten bezahlt werden konnten. Der erste fand bereits Ende vergangenen Jahres als Weihnachtsmarkt statt, und, so schließt sich der Kreis, der vorerst letzte findet am Sonntag, 8. November statt und steht unter dem Motto „Alles muss raus“. Raus mussten auch die Gegenstände, die bei dem Thementrödelmarkt für Zinn-Gegenstände nicht verkauft wurden. Die wurden eingeschmolzen und zu Engeln und Kreuzen gegossen, die dann nach dem Festgottesdienst zum Jubiläum verkauft wurden. Daneben gab es Jazzmusik von der Gruppe „Superjazz“ und eine kleine Reminiszenz an das Münchener Oktoberfest: Leberkäse und Weißwurst.

Familiensonntag und Weihnachtskonzert
Der Festgottesdienst bildete den Höhepunkt des Jubiläumsjahres in der Evangelischen Kirchengemeinde Bedburg-Niederaußem-Glessen, doch Schluss ist noch nicht. Neben dem Trödelmarkt findet am ersten Advent, Sonntag, 29. November, ein Familiensonntag in der Friedenskirche statt, der mit einem Familiengottesdienst ab 10.15 Uhr beginnt. Und zu einem besonderen Weihnachtskonzert am Sonntag, 20. Dezember, 17 Uhr, lädt die Gemeinde ebenfalls ein. Dann musizieren Rimma Hahn an der Orgel, Julia Ligum an der Flöte und Christina Maier ergänzt als Sopranistin das Konzert.

Text: Jörg Fleischer
Foto(s): Jörg Fleischer