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50 Jahre: Evangelische Petrikirche in Niehl feierte rundes Jubiläum

„Wie lieb sind uns deine Wohnungen, Gott, wie schön ist es, bei dir Platz zu finden“. So lauten Verse aus dem Psalm 84. Die Frauen unter den Besuchern des Jubiläumsgottesdienstes der Petrikirche in Köln-Niehl sprachen den Psalm im Wechsel mit den Männern. Um „das Haus aus lebenden Steinen“ drehten sich die Gedanken bei der Feier des 50. Jahrestages der Einweihung.

Ein festes Gebäude ersehnte sich die Gemeinde vor einem halben Jahrhundert. Bis sie an Pfingsten 1965 in die Petrikirche an der Schlenderhaner Straße einziehen konnte, wurden die Gottesdienste in Baracken an der mittelalterlichen katholischen Kirche St. Katharina, dem „Niehler Dömchen“, abgehalten. Lebensstationen älterer evangelischer Christinnen und Christen in Niehl sind mit der Petrikirche verbunden. Getauft, konfirmiert und getraut wurden viele in der Backsteinkirche mit dem Satteldach aus Holz und dem von einem spitzen Metallkegel gekrönten Betonturm.

„Auf diese Steine können Sie bauen“
Die Gemeinden schrumpfen, die Kosten für den Unterhalt von Gebäuden im Kirchenbesitz steigen. Die Petrikirche, ließ Pfarrer Eberhard Matthieß durchblicken, werde jedoch nicht zu den ersten Standorten gehören, die womöglich aufgegeben werden müssen. „Auf diese Steine können Sie bauen“, leitete Matthieß seine Jubiläumspredigt ein. Das klinge zwar wie der Slogan einer Bausparkasse, so der Pfarrer, sei aber im übertragenen Sinne gemeint als Aufforderung: „Lasst Euch aufbauen zum lebendigen Haus Gottes.“

Markenzeichen und Anlaufstelle
„Ja, liebe lebendige Steine von Niehl, wir brauchen kirchliche Orte“, sprach Jubiläumsgratulant Superintendent Markus Zimmermann die Gemeinde an. Die Petrikirche sei ein Markenzeichen im Kirchenkreis Köln-Nord für die Ökumene geworden und ein früher Anlaufpunkt für die Eine-Welt-Bewegung. Doch wie Pfarrer Matthieß machte der Superintendent den Zuhörenden Mut, notwendigen Trennungen realistisch ins Auge zu sehen. „Nach 50 Jahren sind Kirchengebäude nicht mehr pflegeleicht“, erklärte Zimmermann, dessen Gemeinde den eigenen 50. Jahrestag der Philipp-Nicolai-Kirche wegen der Kirchenaufgabe nicht mehr feiern wird.

Petrikirche ist sanierungsbedürftig
Als Baurat Heinrich Otto Vogel die Petrikirche plante und Architekt Horst Welsch die Entwürfe ausführte, stand das Gotteshaus noch frei und deutlich sichtbar im Wohnviertel an seinem Platz. Der schlank aufragende runde Turm gehört zu den architektonischen Besonderheiten in dem früheren „Fischerdorf Niehl“. Benannt nach dem biblischen Menschenfischer Petrus, ist die Petrikirche eine Stein gewordene Erinnerung an die Geschichte des Stadtteils. Heute überragt nur noch die grün patinierte Metallspitze die Bäume ringsum. Das Idyll aber hat sich zum handfesten – und teuren – Problem ausgewachsen. Wurzeln zersetzen das Fundament. Feuchtigkeit ist ins Untergeschoss eingedrungen und lässt sich nur notdürftig eindämmen. „Außerdem ist der Turm marode, eine Sanierung würde mindestens 100.000 Euro kosten“, meint Pfarrer Matthieß sorgenvoll.

Brückenbauer in zerrissener Welt
Das „Haus aus lebenden Steinen“ soll Gemeinschaft gestalten, das wünschten sich alle Geistlichen, die das Jubiläum mitfeierten. Von katholischer Seite wirkten der Nippeser Dechant Josef Felix Gnatowski und der Chorweiler Pfarrer Ralf Neukirchen mit. Die evangelische philippinische Gastgemeinde war mit einer Gruppe um Pastor Arturo Lagumen vertreten. Pfarrerin Claudia Malzahn tauschte die Mauern der Justizvollzugsanstalt Ossendorf, wo sie als Gefängnisseelsorgerin tätig ist, gegen die vertrauten Backsteinwände der Petrikirche. Die Konfirmanden verteilten am Ausgang Salzstreuer, um die Gottesdienstbesucher die Jesus-Worte aus der Lesung „Ihr seid das Salz der Erde“ schmecken zu lassen.

Text: Ulrike Weinert
Foto(s): Ulrike Weinert