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50 Jahre Evangelische Familienbildungsstätte Köln: Bildung nach aktuellem wissenschaftlichen Stand

Mit einem Festgottesdienst, bei dem Vizepräses Petra Bosse-Huber in der Kartäuserkirche predigte, einem Empfang im Haus der Evangelischen Kirche und einem großen Familienfest feierte die Evangelische Familienbildungsstätte Köln (FBS) jetzt ihr 50-jähriges Bestehen. Träger ist die Familienbildung im Evangelischen Stadtkirchenverband e.V., Vorsitzende Rosemarie Korinth nahm beim Empfang für geladene Gäste viele Glückwünsche entgegen, etwa von Ernst Fey, Stadtsuperintendent des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region, Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes oder Hildegard Kaluza vom nordrhein-westfälischen Familien-Ministerium. Grußworte sprachen ebenso Ute König, Geschäftsführerin der Bundesarbeitsgemeinschaft Evangelischer Familienbildungstätten e.V., und Gabriele Brosda, Diakonisches Werk der Evangelischen Kirche im Rheinland.


Großes Jubiläumsfest für Kinder, Eltern und Freunde
Zwei Tage später folgte das in Kooperation mit dem „Kölner Spielecircus“ veranstaltete Jubiläumsfest für Kinder, Eltern und Freunde. Es stand im Zeichen von „Ausprobieren & Selbermachen“: Zirkus-Workshops, angeboten unter anderem im Zelt auf der Wiese, machten etwa mit Akrobatik, Zauberei und Jonglage vertraut. Es gab eine Clown-Schule und Kreativ-Werkstatt, Schminken und Geschichtenerzählen. Zum Abschluss hieß es dann „Manege frei“ – da zeigten viele kleine und große Artisten ihr Können. 


Der Vorsatz, Hilfe zu leisten gilt heute ebenso wie früher 
Wir müssen etwas für Familien tun. Wir müssen „Angebote schaffen, durch die Frauen, Männer und Kinder Hilfe für ihr Leben in Familie und Umwelt erhalten“. Dieser Vorsatz von 1956 besitzt noch heute Gültigkeit. Damals fanden sich neben Einzelpersonen Vertreterinnen und Vertreter von Evangelischen Frauenverbänden, des (damals nur einen) Kirchenkreises und der Ämter des Gesamtverbandes der Evangelischen Kirche in Köln zum Evangelischen Frauenbildungswerk e.V. zusammen. Der gründete im selben Jahr die „Mütterschule“. Erst 1975, mit Inkrafttreten des Weiterbildungsgesetzes, kam es zur Umbenennung in „Familienbildungsstätte“.


Hochqualifizierte Fachkräfte für Bildung und Unterstützung
Bereits 1963 hatte man die wenigen Veranstaltungsräume im Haus der Evangelischen Gemeinde Köln in der Herwarthstraße gegen einen großzügigen, viergeschossigen Neubau am Kartäuserwall 24b getauscht. Erbaut wurde er mit Unterstützung der Stadt Köln und des Landschaftsverbandes Rheinland vom damaligen evangelischen Kirchenverband. Dort stehen der FBS noch heute mehrere Seminarräume zur Verfügung. Zudem je ein Gymnastik-, Werk-, Kinderbetreuungs-, Entspannungs- und Eltern-Kind-Raum sowie eine Lehrküche mit Essraum.
Das von hoch qualifizierten Fachkräften bestrittene Programm umfasst insbesondere Bildung, Qualifizierung und lebenspraktische Unterstützung: etwa Geburtsvorbereitung, Elternberatung, Mütterkurse, Gesprächskreise für Alleinerziehende und Eltern-Kind-Spielgruppen. Unverändert gibt es Haushaltsführungs-, Koch- und Bewegungskurse sowie Angebote zu Lebens- und Orientierungsfragen.
Wie in den Anfängen der Einrichtung bilde gesunde Ernährung, wenn auch aus einer anderen Perspektive, immer noch ein wichtiges Thema, betont Irene Diehl, seit 1992 Leiterin der FBS. „Viele Kinder sind fehlernährt.“ Defizite seien ebenso und gerade im Bereich Bewegung und Koordination festzustellen. „Da ist unser Schwerpunkt Prophylaxe“, sagt die Diplom Sozialpädagogin. Daher gehören zu den fünf hauptamtlichen pädagogischen Mitarbeitenden, die sich auf vier nach dem Weiterbildungsgesetz geförderte Stellen aufteilen, mittlerweile auch eine Diplom Ökotrophologin und eine Diplom Sportlehrerin.

Ganz wichtig: Förderung der Elternkompetenz
In der ersten Etage liegt die Nähwerkstatt. Nähen gehörte zu den ersten Angeboten der „Mütterschule“. „Und es ist immer noch spannend für jüngere Mütter und Frauen, auch mit Mitgrationshintergrund.“
Von den einst zahlreichen Angeboten im Kreativ-Bereich wie etwa Makrame-, Batik-, Fotografie- und Mal-Kurse seien dagegen nur noch Rudimente vorhanden. „Unsere Hobbykurse waren früher als Freizeitangebote für Frauen gedacht, die nicht erwerbstätig waren. Dafür ist kein großer Bedarf mehr vorhanden“, so Diehl. „Wir fördern heute zunehmend Elternkompetenz,“ verweist sie beispielhaft darauf, dass die FBS auf gesellschaftliche Veränderungen und Herausforderungen reagiert. So werde heute oft gefragt: Was kann ich tun, um eine gute Mutter, ein guter Vater zu sein? „Auch dafür entwickeln wir entsprechende Kurse und Projekte“, sagt Diehl. Der gesellschaftliche Wandel erfordere ein Mitgehen, ein verändertes Arbeiten der FBS. Vor diesem Hintergrund seien auch die Förderprojekte für Familien („FuN“ – Familie und Nachbarschaft, „FAST“ – Family And School Together) sowie der Sprachunterricht „Meine Mama lernt Deutsch!“ für ausländische Mütter und ihre Kinder zu sehen – diese Projekte wurden aus der praktischen Arbeit heraus gemeinsam mit Kindertageseinrichtungen und Schulen konzipiert.

Jährlich 11.500 Unterrichtsstunden in 700 Kursen
Überhaupt ist Kooperation ein wesentliches Merkmal in der Arbeit der FBS. Im Leitbild steht: „Zur Umsetzung der Aufgaben und Ziele ist die Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden, Schulen, Kindertagesstätten und anderen Weiterbildungseinrichtungen unverzichtbar.“  Unter anderem leistet die FBS die Fortbildung für die rund 100 evangelischen Kitas in Trägerschaft der Gemeinden. Und sie bietet als Service zahlreiche Veranstaltungen direkt „vor Ort“ an. 1990 waren es noch knapp zwanzig Gemeinden, die dieses Angebot in Anspruch nahmen, zur Zeit sind es 44. „Das bedeutet mehr als ein Drittel unseres gesamten Unterrichtsvolumens“, freut sich Diehl. Derzeit führt die FBS jährlich circa 11.500 Unterrichtsstunden in 700 Kursen mit 7.500 Erwachsenen und 3.000 Kindern durch. 4.000 Stunden mit 2.000 Erwachsenen und 950 Kindern entfallen auf die Gemeinden in den vier Kirchenkreisen. 

Bildung nach aktuellem wissenschaftlichen Stand
Früher richteten sich die Angebote ausschließlich an Familien, erinnert Diehl. Heute sei der Bereich Fortbildung für ErzieherInnen und berufliche Qualifizierung insbesondere für Tagesmütter/väter hinzu gekommen. Die Evangelische FBS in Köln leiste Bildungsarbeit nach aktuellem wissenschaftlichem Stand. Diese von einem kontinuierlichen Qualitätsentwicklungsprozess begleitete und durch christliche Werte geprägte Arbeit schließe alle Themen ein, die für das Leben in und mit Familie relevant seien.

Einnahmen haben sich durch Kürzungen verändert 
Die Finanzierung, so Diehl, sei früher erfolgt zu je einem Drittel durch Land/Kommune, Kirchenverband sowie Einnahmen durch Teilnehmerentgelte und Spenden. „Dies hat sich im Zuge vieler Kürzungen inzwischen verändert“. Der Eigenanteil durch Kurseinnahmen betrage momentan etwa 40 Prozent. Jeweils 30 Prozent steuern Land/Kommune und der Evangelische Kirchenverband bei. Doch der Eigenanteil wachse permanent. Aus diesem Grund sei eine, wenn auch „sehr sensibel gehandhabte“, Erhöhung der Teilnahmegebühren unausweichlich. Dafür könne die FBS aber auch mit hoch qualifizierten Dozentinnen und Dozenten aufwarten. Zurzeit sind es insgesamt 150.

FBS jetzt auch in Mülheimer Familienzentrum präsent
Seit Jahresbeginn ist die FBS in den Räumen der ökumenischen Christlichen Sozialhilfe im Stadtteil Mülheim mit einer gut angenommenen Außenstelle vertreten. Dort bietet sie, unter einem Dach, mit ihrem Bildungsprogramm eine wichtige Ergänzung zu den Bereichen Betreuung und Beratung. Für die nahe Zukunft strebt die Evangelische FBS unter anderem eine Beteiligung in zu Familienzentren ausgeweiteten oder umgewandelten Kindertageseinrichtungen an. In diesen Familienzentren sollen Betreuung, Beratung und Bildung gebündelt und, laut NRW-Familien-Minister Armin Laschet, „die Möglichkeiten des präventiven Handelns verbessert“ werden.

Infos und Kontakt
Wer sich über die Bildungs- und Qualifizierungs-Angebote der FBS informieren möchte, kann zurückgreifen auf das Jahresprogramm, den Fortbildungskatalog für Erzieherinnen, den Themenkatalog für die Gemeinden im Bereich des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region sowie die Homepage www.fbs-koeln.org besuchen.Kontakt: Evangelische Familienbildungsstätte, Kartäuserwall 24 B, 50678 Köln, Telefon 0221/31 48 38 und 32 48 14.

                        

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich