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50 Jahre Erlöserkirche in Köln-Rodenkirchen

Auf den Tag genau fünfzig Jahre nach der Einweihung der Erlöserkirche erinnerte die Evangelische Kirchengemeinde Rodenkirchen mit einem Festgottesdienst und Empfang an das bedeutende Ereignis. „So einen großen Einzug von Presbytern und Pfarrern erleben wir selten“, begrüßte Pfarrerin Kathinka Brunotte rund 250 Besucherinnen und Besucher. „Fünfzig Jahre evangelische Kirche, fünfzig Jahre evangelisches Wahrzeichen in Rodenkirchen. Wenn das kein Grund zum Feiern ist.“

Superintendent feierte mit
War damals Prof. D. Dr. Joachim Beckmann, Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, in die Einweihungszeremonie eingebunden, feierte nun Superintendent Dr. Bernhard Seiger als höchster Repräsentant des Kirchenkreises Köln-Süd mit. Seigers Mitwirken hatte auch einen historischen Bezug. Er ist Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Bayenthal, also der „Mutter“-Gemeinde, aus der die Kirchengemeinde Rodenkirchen 1948 ausgepfarrt worden war.

Entwurf stammt vom Architektenbüro Sauerzapf und Nathow
Der ebenfalls begrüßte Wolfgang Nathow bildete mit dem bereits verstorbenen Gert Sauerzapf die Architektengemeinschaft in Solingen, die 1962 den später umgesetzten Entwurf der Erlöserkirche vorlegte. Das Fassungsvermögen des Kirchsaals im 1935 eingeweihten, später nach Ernst-Moritz Arndt benannten Gemeindehaus entsprach in der Nachkriegszeit nicht mehr der beständig steigenden Mitgliederzahl. Bewusst habe sich die Gemeinde für einen einfachen Bau entschieden, zitiert der heutige Pfarrer Michael Miehe in seinem Gemeindebrief-Beitrag zur Historie der Erlöserkirche den damaligen Seelsorger Werner Frenz: „Die Gemeinde brauche keine ´Seelenturnhalle´, sondern eine ´Kirche, in der die aus allen Teilen Deutschlands bunt zusammengewürfelte Gemeinde zusammenwachsen könne.“

Dank für das Erreichte und das Engagement vieler Menschen
Im Verlauf des Gottesdienstes wurde immer wieder auf das 50-jährige Bestehen des sakralen Gebäudes hingewiesen. Das erste Lied „Und mit deinem Geist“ habe die Gemeinde schon bei der Einweihung am 15. Oktober 1967 gesungen, stellte Brunotte voran. Vikar Richard Landsberg nahm in sein Gebet auf, dass seitdem viel Gutes hier geschehen ist: „Wir danken dir für das Erreichte, für die vielen Menschen, die hier mitgearbeitet haben.“

Großes Wachstum der Evangelischen
Damals sei in den Gemeinden viel gebaut worden, ging Superintendent Dr. Bernhard Seiger in seiner Predigt zunächst auf die Zeit der Indienststellung der Erlöserkirche ein. „Die Evangelischen in unserem Gebiet haben ein großes Wachstum erlebt.“ Zugleich erinnerte der Pfarrer an den Beginn der Reformation vor 500 Jahren. Sie habe versucht den Blick auf das Wesentliche in der Kirche zu lenken und Verkrustungen aufzulösen.

„Das Wort wird nicht wieder leer zu mir zurückkommen“
Seine Auslegung von Jesaja 55, 10-12, verband Seiger auch mit Hinweisen auf die vom Evangelischen Kirchenverband Köln und Region erstellte Wanderausstellung zum Reformationsjubiläum. In ihr wird die wechselhafte Geschichte der evangelischen Christen und Kirche in der Stadt und im Umland dokumentiert. Zum „runden Geburtstag“ der Predigtstätte gastierten die 14 Tafeln einige Tage in Rodenkirchen. Unter anderem erinnerte Seiger an Clarenbach und Fliesteden, frühe Anhänger des evangelischen Glaubens. Sie wurden 1529 in Köln als Ketzer auf Melaten hingerichtet. Bereits 1520 hatte man in der Domstadt Schriften Martin Luthers verbrannt. „Aber kann man ein Wort verbrennen?“, bezog sich der Superintendent auf das ausgelegte Bibelwort. Es könne sein, dass das Wort Gottes nicht zu jeder Zeit auf fruchtbaren Boden falle. Aber es werde nicht wieder leer zu ihm zurückkommen.

Evangelische Minderheit in Köln hielt treu am Wort Gottes fest
„Nicht immer war erkennbar, dass das Wort Gottes so wirkt“ stellte Seiger fest. Jedoch habe die Minderheit der evangelischen Menschen in Köln treu an seinem Wort festgehalten. Als Folge der französischen Besetzung 1794 sei die Religionsfreiheit nach Köln gekommen. Seit 1802 würden hier die evangelischen Gottesdienste nicht mehr heimlich und privat gefeiert. „Wir müssen das Wort Gottes mit unserem eigenen Herzen hören“, betonte der Superintendent. Wie es „bei mir wirkt“, darauf könnten wir nur selbst Auskunft geben. Sodann bat der Prediger die Anwesenden, dreißig Sekunden die Augen zu schließen und nachzudenken, welches Bibelwort für jeden einzelnen wichtig sei. „Das ist ein Schatz, mit dem Gott zu uns spricht!“

Hier von Gott hören und darauf vertrauen
„Das Wort muss ins Gespräch kommen“, formulierte Seiger einen weiteren Gedanken. „Im Gespräch ereignet sich das Wunder. Christ sein, heißt Fragen stellen.“ Auch sollten wir die Bibel ins Gespräch bringen. „Es braucht einen Ort, wo wir das Wort Gottes hören, wir brauchen den Dialog!“ Was heiße das für unsere fünfzig Jahre alte Erlöserkirche? „Wir können dankbar sein, dass wir hier von Gott hören und darauf vertrauen können“, schloss Seiger

Barbara Mulack 25 Jahre Kantorin in Rodenkirchen
Vor der Predigt bot sich den Besuchenden ein Ohrenschmaus in Form der Kantate „Gott der Herr ist Sonn und Schild" (BWV 79) von Johann Sebastian Bach. Aufgeführt wurde diese laut Seiger „Kantate des Trostes und des Lobes“ von der Kantorei Rodenkirchen, Solisten und dem Orchester Rodenkirchener Barock unter Leitung der Kantorin Barbara Ricarda Mulack. Der „Geburtstag“ des Gebäudes sei „nicht das einzige Jubiläum, das wir heute begehen“, leitete Pfarrer Michael Miehe später seine Würdigung der Arbeit Mulacks ein. Seit genau 25 Jahren versehe sie ihren Dienst in Rodenkirchen. Mit nur wenigen Schlaglichtern umriss der Pfarrer das lange Wirken der gebürtigen Düsseldorferin an der Erlöserkirche. Eines ihrer Markenzeichen sei es, auch spannende Werke knapp neben dem Mainstream aufzuführen, Werke von Komponisten, die nicht so im Vordergrund stünden. Mit bemerkenswerten Kantaten-Gottesdiensten verdeutliche Mulack, wie sehr sie diese Gesangsstücke als ein Stück Gottesdienst begreife.

Kirchenmusik ist Verkündigung
Miehe attestierte der Kantorin großes Engagement und enormen Fleiß. Beides sei verbunden mit einem hohen Anspruch an die eigene Person und andere. „Dass Kirchenmusik Verkündigung ist, daran hat Barbara Mulack nie Zweifel aufkommen lassen.“ In den mittlerweile acht Jahren in ihrem zusätzlichen Amt als Kreiskantorin habe sie sich in Haushaltsdiskussionen stets dafür eingesetzt, dass Kirchenmusik nicht das erste sein solle, was man leicht einsparen könne. „Danke für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Danke für Musik, die in diesem Raum erklungen ist“, schlug Miehe den Bogen zurück zur Erlöserkirche. „Ein Raum, der geeignet ist, um Menschen im Glauben zu stärken.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich