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50 Jahre Emmauskirche – viel ist in Vogelsang seit 1955 geschehen. Geschichten von Menschen und ihrer Kirche.

Am dritten Advent, dem 11. Dezember 1955, war es soweit. Rund zehn Monate nach dem ersten Spatenstich konnte die Emmauskirche in Köln-Vogelsang eingeweiht werden. Ein Jahr zuvor waren die beiden Grundstücksparzellen am Birkhuhnweg gekauft worden und in einem ersten Bauabschnitt wurden Kirche, Jugendraum und Pfarrhaus geplant und gebaut.

Sprunghaftes Anwachsen der Gemeindemitglieder
Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges lebten nur wenige Protestanten in der Siedlung Vogelsang, die von Bombenangriffen während des Krieges weitgehend verschont geblieben war. Nun aber wuchs die Zahl der evangelischen Gemeindeglieder sprunghaft an. 1955 gab es schon 2000 Protestanten in dem Stadtteil. Für den sonntäglichen Gottesdienst konnte behelfsmäßig ein Raum in der Schule am Vogelsanger Markt genutzt werden. Zu besonderen Gottesdiensten, wie Konfirmationen, Trauungen oder Taufen, blieb nur der Weg in die Markuskirche in der Herbigstraße oder in die Friedenskirche in der Rotehausstraße in Ehrenfeld. Pfarramtlich versorgt wurde die Gemeinde von dem „Reisepfarrer“ Krümpelmann, der neben Vogelsang auch für die angrenzenden Stadtteile zuständig war. Mit dem Bau der Emmauskirche sollte nun der neuen Gemeindesituation Rechnung getragen werden.

Schlichter, freundlicher Bau mit besonderer Atmosphäre
Es ist ein schlichter und freundlicher Bau, der von dem Architekten Dipl.-Ing Werner Haupt entworfen wurde, eine rechteckige Hallenkirche mit halbrundem Chor. Das flache Satteldach, das von Stahlbetonbindern getragen wird, bildet zugleich die Decke der Kirche. Altar, Kanzel und Taufbecken stehen in einem um zwei Stufen erhöhten Chorraum. Die Bankreihen bieten ca. 220 Menschen Platz.
Seine besondere Atmosphäre gewinnt der Kirchraum durch das hohe und schmale Altarfenster, das den auferstandenen Christus in prächtigen Farben darstellt. Ihm gegenüber befindet sich auf der Orgelempore eine in dunklen Farben gehaltene Rosette mit einem Kreuzmotiv. Die Glasmalereien stammen von K. Hermanns aus der Werkstatt Peter Winnen, Köln. Seitlich angelehnt an die Kirche befindet sich der 14,50 m hohe Glockenturm.

Anhaltspunkt: zwei Stunden Fußweg
Als Name für die Kirche war ursprünglich Auferstehungskirche vorgesehen, doch gab es schon in Köln-Ostheim eine Kirche diesen Namens. Der damalige Verwaltungsamtsleiter Hans Maaßen kam auf die Idee, die Kirche Emmauskirche zu nennen, nach der Emmausgeschichte in Lukas 24, 13 – 35.
Es wird erzählt, dass zwei Jünger nach der Kreuzigung Jesu auf dem Weg in das kleine Dorf Emmaus sind, zwei Wegstunden von Jerusalem entfernt. Emmaus ist der Ort, wo sie dem Auferstandenen begegneten, wo sie getröstet wurden und neue Hoffnung erfuhren, wo sie gemeinsam das Mahl teilten. Ein passender Name für eine Kirche, und wenn man gemütlich geht, sind es zwei Stunden zu Fuß vom Stadtzentrum Kölns bis nach Vogelsang.

Von der Schule in die Kirche
Am Tag der Einweihung versammelte sich die Gemeinde noch einmal im Gottesdienstraum in der Schule. Dann setzte sich ein langer Zug der Gemeinde in Bewegung, hin zur neuen Kirche. Die damaligen Bezirkspresbyter, Gustav Sistermann und Kurt Schönenberg, trugen das Abendmahlsgeschirr und die Altarbibel. Vor der Kirche wurde der Schlüssel an Pfarrer Schütz übergeben, der im Oktober 1955 als erster Pfarrer des Bezirkes Vogelsang eingeführt worden war und seitdem gemeinsam mit der Gemeindeschwester Alwine und unterstützt durch die schon bestehende Frauenhilfe in Vogelsang arbeitete. Nun konnte er endlich seinen ersten Gottesdienst in der neuen Kirche halten. Auf Glockenklang musste bei diesem Gottesdienst noch verzichtet werden. Um die Glocken anschaffen zu können, haben viele aktive Gemeindeglieder über Jahre hinweg Spenden gesammelt.

„Bleibe bei uns, Herr“
Erst im August 1959 konnten die Glocken eingeholt werden, die von der Glockengießerei Rincker im Beisein von Gemeindegliedern gegossen worden waren. Zur Einholung der Glocken versammelte sich die Gemeinde am Ortseingang von Vogelsang und zogen hinter den drei Glocken, die auf dem LKW eines Presbyters transportiert wurden, die Vogelsanger Straße entlang zur Emmauskirche. Als ein Zeichen ökumenischer Verbundenheit läuteten dazu die Glocken der katholischen Kirche St. Konrad am Vogelsanger Markt. Die mittlere der drei Glocken, die Betglocke, trägt als Inschrift übrigens einen Satz aus der Emmausgeschichte: „Bleibe bei uns, Herr, denn es will Abend werden und der Tag hat sich geneiget.“

Noch länger musste auf eine Orgel gewartet werden. Erst im Erntedankgottesdienst 1970 erklang das erste mal die zweimanualige Orgel des Orgelbauers W. Peters. Sie löste das alte Harmonium ab, das bis dahin für die musikalische Begleitung genutzt worden war.

Im Laufe der Jahre wuchs das Gemeindezentrum am Birkhuhnweg. Ein zweigruppiger Kindergarten wurde 1957 fertiggestellt, der 1997 unter tatkräftiger Mithilfe von Kindergarteneltern und Gemeinde in eine dreigruppige Einrichtung umgebaut wurde. Ein Pfarrhaus kam 1963 hinzu, das neue Gemeindehaus war 1973 fertiggestellt.

Die Kirche selber wurde 1998 letztmalig grundlegend saniert, sie erhielt eine neue Heizungsanlage, neue Lampen und den freundlich einladenden hellgelben Anstrich.

Kirche lebt durch die Menschen
Doch eine Kirche lebt vor allem durch die Menschen, die sich in ihr als Gemeinde versammeln, die beten und singen, Gottes frohe Botschaft hören und an den Sakramenten teilnehmen; sie lebt durch die Menschen, die sich für die Mitarbeit an Gottes Gemeinde begeistern lassen. Stellvertretend für all die Menschen, die in der Emmauskirche mitgearbeitet haben, seien hier die fünf Pfarrer erwähnt, die die Emmauskirche erlebt hat. Pfarrer Friedrich-Wilhelm Schütz, der erste und überaus beliebte Pfarrer, starb 1964 einen frühen und tragischen Tod und wurde auf dem Westfriedhof unter großer Anteilnahme seiner Gemeinde beigesetzt.

Im Frühjahr 1965 konnte die Pfarrstele mit dem ehemaligen Militärgeistlichen Pfarrer Helmut Skrodzki neu besetzt werden, der allerdings schon im November 1976 in den vorgezogenen Ruhestand ging. Im April 1977 wurde Pfarrer Klaus Klos in sein Amt an der Emmauskirche eingeführt. In seine Amtszeit fiel die Gründung des Seniorenclubs und auch die Arbeit der überregional tätigen Blindenseelsorge. Im September 1986 wurde er Landesblindenseelsorger berufen und verabschiedete sich von Vogelsang.

Im Februar 1987 kam dann Pfarrer Uli Förderer an die Emmauskirche. Er legte großen Wert auf die Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und jungen Familien und intensivierte die Zusammenarbeit von Kindergarten und Gemeinde. Auch die ökumenische Zusammenarbeit erhielt neuen Auftrieb. Vierzehn Jahre war er Pfarrer in Vogelsang und wurde im Mai 2001 mit einem bewegenden Gottesdienst von der Gemeinde verabschiedet, als er eine Pfarrstelle am Berufskolleg in Leverkusen-Opladen antrat.

Im November 2001 wurde Pfarrer Torsten Sommerfeld, der in der Gemeinde schon als Pastor im Sonderdienst bekannt war, mit einem warmen und herzlichen Gottesdienst in der Emmauskirche begrüßt. 50 Jahre und bewegte Zeiten hat die Emmauskirche erlebt und es ist ihr zu wünschen, dass sie noch lange ein Ort bleibe, in dem Menschen Gottes Segen erfahren. „Herr, bleibe bei uns.“

Es wird gefeiert!

Festgottesdienst am Sonntag, 22. Mai 2005, 15.00 Uhr
Predigt: Vizepräses der EKiR Petra Bosse-Huber
Musikalische Gestaltung: Bickendorfer Kantorei
Im Anschluss Eröffnung einer Fotoausstellung im Kirchgarten und Empfang im Gemeindehaus

Großes Gemeindefest für Große und Kleine: am Sonntag, den 12. Juni nach dem Familiengottesdienst um 10 Uhr.

Text: Torsten Sommerfeld
Foto(s): Evangelische Kirchengemeinde Bickendorf, Bezirk Vogelsang