You are currently viewing 50 Jahre Abeit der Evangelischen Beratungsstellen in der Region: »Ein wahrer Schatz für unsere Kirche!«

50 Jahre Abeit der Evangelischen Beratungsstellen in der Region: »Ein wahrer Schatz für unsere Kirche!«

Die Evangelische Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Köln besteht im Jahr 2004 seit 50 Jahren. Sie bietet für Kinder, Jugendliche und Erwachsene in Köln Hilfe in Not und in Krisensituationen. Auch Ratsuchende in Erziehungsfragen und bei Partnerschaftsproblemen erhalten hier kostenfrei und unabhängig von  ihrer Konfession eine umfassende psycholgisch-therapeutische Unterstützung. Jetzt feierte die vom Amt für Erziehungs-, Ehe- und Lebensberatung des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln getragene Einrichtung mit Nebenstellen in Bensberg und Frechen Jubiläum in der Trinitatiskirche. Es gratulierten unter anderem der Kölner Stadtsuperintendent Ernst Fey, NRW-Familienministerin Birgit Fischer sowie Edwin Jabs, Leiter der Evangelischen Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung in Düsseldorf. Sie alle dankten der Amtsleiterin Dr. Juliane Arnold, den hauptamtlichen Mitarbeitenden und den ehrenamtlichen Kuratoriums-Mitgliedern für ihr Engagement.


Für jeden Ratsuchenden ein offenes Ohr
Dr. Arnold begrüßte unter den Gästen zahlreiche ehemalige wie aktuelle Mitarbeitende, außerdem Kolleginnen und Kollegen aus anderen Beratungsstellen sowie Vertreter der Kirchenkreise und Kirchengemeinden des Evangelischen Stadtkirchenverbands Köln. Sie bedankte sich für die gute Kooperation für „das an einem Strang ziehen“. Ihr Dank galt auch den Menschen, „die sich in ihrer Not an uns wandten und uns ihr Vertrauen geschenkt haben“. In den vergangenen fünf Jahrzehnten waren das über 100.000 Menschen. „Wir sind sicher, der Beratungsbedarf wird anhalten, wenn nicht sogar steigen“, prognostizierte Arnold.

 

Sie dankte den Mitarbeitenden, die es „schaffen, für jeden Ratsuchenden ein offenes Ohr zu haben, die ihnen beistehen und die Probleme mit aushalten“. Auch wenn sich in den fünfzig Jahren vieles geändert habe – „ein Problem ist geblieben“, bedauerte Arnold, „die finanzielle Sicherung unseres Beratung“. Um die Angebote des Amtes ideell wie materiell zu fördern und zu unterhalten haben im August 2004 Mitarbeitende, Freunde und Unterstützende der Beratungsstelle sowie Mitglieder des Kuratoriums den AusWege – Förderverein Evangelische Familienberatung Köln e.V. ins Leben gerufen. „´AusWege´, der Begriff steht für das, was die Ratsuchenden bei uns suchen. Ich hoffe, er wird auch uns Auswege aus der finanziellen Situation zeigen“, so Arnold.



Dank an alle Mitarbeitenden in Vergangenheit und heute

„Evangelische Beratungsarbeit bedeutet, den Menschen helfend nahe sein“, sagte der Stadtsuperintendent Ernst Fey. Sie sei ein kirchliches Angebot zur Hilfe. Nicht Ersatz für Gottesdienst und Seelsorge, sondern ein zusätzliches Arbeitsfeld. In seinem Grußwort unterstrich Fey: „Solch eine Feier braucht Dank. Dank an alle Mitarbeitenden in Vergangenheit und heute. Weil Sie sich Zeit nehmen und immer auch ein Stück mit belastet werden.“ Ihre Tätigkeit habe eine tolle Ausstrahlung, und präge das Profil evangelischer Arbeit. „Wie geht es denn weiter?“, stellte auch der Stadtsuperintendent die „Finanzierungs“-Frage. „Wie wichtig ist uns diese Arbeit im Großraum Köln im Bereich der Kirche?“ In der Prioritätendiskussion des Stadtkirchenverbandes genieße die Beratungsarbeit einen hohen Stellenwert. „Und so sollte es bleiben“, forderte Fey.


Zuhören, beraten, trösten und ermutigen

Birgit Fischer, Ministerin für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Nordrhein-Westfalen, dankte für „ein halbes Jahrhundert engagierte Beratungstätigkeit: Das verlangt Beharrlichkeit und langem Atem, aber auch innere Überzeugung und, trotz aller Erschwernisse, Begeisterung für die wichtige Aufgabe.“ Die Politikerin hob den „integrierten Beratungsansatz“ der Kölner Einrichtung hervor, deren Angebot einer „umfassenden Hilfe unter einem Dach“. „Zuhören, beraten, trösten und ermutigen – das ist seit jeher eine der ureigenen Aufgaben der Kirche“, zitierte Fischer den Stadtsuperintendenten Ernst Fey. Aus politischer Sicht, so die Ministerin, „geht es bei der Beratung von Familien, von Eltern und Paaren, Kindern und Jugendlichen um ähnlich zeitlose Grundwerte: Es geht um Teilhabe und Chancengleichheit, um Partizipation und Selbstbestimmung – vor allem, wenn Menschen in schwierige Lebenslagen geraten sind.“

Seit der Gründung der Beratungsstelle habe die Beratungstätigkeit nichts an Bedeutung verloren, ist Fischer überzeugt, „eher im Gegenteil“. Auch heute noch gebe es existenzielle, auch materielle Not. Andere, nicht minder schwierige Lebenslagen, kämen hinzu. „Insgesamt scheint mir, dass die Entwicklung unserer Gesellschaft, unserer sozialen Strukturen und unseres sozialen Zusammenhalts mehr und mehr hinter der rasanten Entwicklung von Wirtschaft, Technologie und Wissen hinterher hinkt“, sprach Fischer eine „Investitionslücke“ an: „Fehlende Investitionen in unsere sozialen Kompetenzen, in die Fähigkeit, das eigene Leben gemeinsam mit anderen zu gestalten und zu meistern, solidarisch, eigenständig, selbstbestimmt“. Neben der Anstrengung jedes einzelnen Menschen verlange dies Angebote. „Angebote, die den Erwerb fehlender Kompetenzen ermöglichen und Hilfe bieten, wenn Menschen mit ihrem Leben zu scheitern drohen. Ihre Beratungsstelle bietet dies seit vielen Jahre“, dankte Fischer.

Hilfe und Unterstützung – so präventiv wie möglich
Sie ging auch auf die im Laufe der Zeit erweiterte Beratungstätigkeit der Einrichtung ein. Etwa auf die Durchsetzung der Familientherapie Anfang der siebziger Jahre, auf den Einstieg in die Schwangerschaftskonfliktberatung Ende der Siebziger. „Dieser kontinuierliche Wandel hat in all den Jahren Ihres Bestehens nie aufgehört und wird auch in Zukunft weitergehen.“ Es freute Fischer, „dass wir diesen Zukunftsprozess gegenwärtig intensiv und sehr konstruktiv miteinander diskutieren“. In diesem Zusammenhang nannte die Ministerin drei wesentliche Herausforderungen. „Es muss gelingen, unsere Beratungsangebote noch stärker als bisher zu integrieren und zu vernetzen. Nordrhein-Westfalen verfügt über eine umfassende, differenzierte und vielfältige soziale Infrastruktur, auf die wir stolz sein können.“ Weiter müsse es gelingen, Hilfe und Unterstützung so präventiv wie möglich zu gestalten. Drittens gelte es, die „Beratungs- und Hilfeangebote besonders auf die Zielgruppen und die Sozialräume auszurichten, die diese Unterstützung besonders dringend brauchen“. Beispielsweise nannte sie Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund, „die häufiger soziale, schulische und erzieherische Probleme haben als deutsche Kinder und ihre Eltern“, deren Anteil an den Ratsuchenden aber dennoch niedrig sei.

 

„Wunderbare Mitarbeitende“
„Fünfzig Jahre, das ist ein historischer Zeitraum“, konstatierte Edwin Jabs, Leiter der Evangelischen Hauptstelle für Familien- und Lebensberatung in der EKiR. Wie Fey betonte er, dass Beratung zum ureigenen Selbstverständnis der Kirche gehöre. Kirche müsse sich um die Sorgen und Nöte der Menschen kümmern, ohne zu bevormunden. Sie soll diakonische Arbeit leisten für die Schwachen und Ausgegrenzten. Die Beratungsstelle arbeite „an der Schnittstelle von kirchlichen und öffentlichen Aufgaben. Sie gehört zum Immunsystem dieser Stadt“, charakterisierte Jabs. Beratung sei Krisenintervention und Prävention zugleich. Hinweisend auf die bereits bei zahlreichen Grundschülern und Jugendlichen auftretenden massiven Störungen betonte er, dass es biographisch entscheidend sein könne, „wann Menschen fachmännische Hilfe in Krisen bekommen“. Beratung sei Beziehungsarbeit. Und nur dann hilfreich und erfolgreich, wenn sich die Menschen angenommen und verstanden fühlten. „Jede einzelne Beratung hängt davon ab, ob es Ihnen gelingt, diese Beratungsqualität zu vermitteln“, wandte Jabs sich an die „wunderbaren Mitarbeitenden“ der Beratungsstelle. „Sie sind ein wahrer Schatz für unsere Kirche und die Menschen dieser Stadt“, überreichte er ihnen eine Geburtstags- Vielfruchttorte: „Als Dank für Ihre fruchtbare Arbeit. Zweitens für die Vielfalt Ihrer Kompetenzen. Drittens als Wegzehrung auf dem Weg in die Zukunft.“

Tipp
Die Chronik von 1954 bis 2004 ist hier nachzulesen.

 

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich