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48 Geflüchtete im ehemaligen Haus der Diakonie

Hin und wieder waren aus dem Erdgeschoss noch Geräusche vom Hämmern und Bohren zu hören. Aber die Baustelle wird in den nächsten Wochen geräumt sein. Dann ist das ehemalige Diakonie-Haus fertig umgebaut. Das ist für die Mitarbeiter der Stadt Köln und des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region keine Frage. Im vierten Stock waren sich alle einig: Schön ist es geworden.

Markus Zimmermann, Stellvertretender Stadtsuperintendent, Helga Blümel, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Köln und Region, Dr. Harald Rau, Beigeordneter der Stadt Köln für Soziales, Integration und Umwelt, und Josef Ludwig, Leiter des städtischen Wohnungsamtes, hatten in das Haus an der Brandenburger Straße 23 eingeladen. In der früheren Hauptverwaltung der Diakonie sind in den vergangenen 18 Monaten 13 Wohnungen für Geflüchtete entstanden. Dort werden ab Dezember 48 geflüchtete Menschen in Wohnungen für zwei bis sechs Personen leben.

In enger Zusammenarbeit mit der Stadt hat der Evangelische Kirchenverband Köln und Region das Haus umbauen lassen. "Dieser Standort ist fast ideal", erklärte Josef Ludwig: "Es ist eine City-Lage und die Geflüchteten leben in eigenen Wohnungen, können sich zum Beispiel selbst bekochen. Integration gelingt nicht, wenn die Menschen in Turnhallen untergebracht sind." Noch idealer wäre es, Geflüchtete in einem Haus mit Kölnerinnen und Kölnern "gemischt" unterzubringen. Die Durchmischung sei aber eine Frage der Zeit.

Markus Zimmermann war ebenfalls beeindruckt von dem Umbau-Ergebnis. Er erinnerte sich an viele Besuche in dem früheren Bürohaus. Die Diakonie war dort von 1959 bis Mitte 2013 untergebracht. Jetzt arbeiten die Verwaltungsmitarbeiter in einem Neubau auf dem Gelände des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region in der Kölner Südstadt. "Ich freue mich sehr über die gelungene Nachfolgenutzung hier an der Brandenburger Straße", erklärte Zimmermann bei der Besichtigung: "Es geht diakonisch weiter." Der Stellvertretende Stadtsuperintendent verwies darauf, "dass die 2,8 Millionen Euro, die der Umbau gekostet hat, Geld aus den Gemeinden ist. Die Verbandsvertretung hat sich für den Umbau entschieden. Das war auch ein politischer Beschluss." Für die evangelische Kirche sei es "ein Gebot, dass wir für Flüchtlinge da sind. Ein Gebot aus der Geschichte Israels."

Wer einziehen wird, steht laut Ludwig bereits fest. Es werden Familien aus Syrien, Irak und Afghanistan sein: "Wir haben die Wohnungen für 20 Jahre für eine ortsübliche Miete vom Evangelischen Kirchenverband gemietet. Es ist davon auszugehen, dass die Mieter-Fluktuation sehr gering sein wird. Aus ihrer Wohnung heraus können die Menschen dann weitere Schritte in Richtung Integration unternehmen." "Die Miete liegt allerdings im unteren Bereich des Mietspiegels", ergänzte Dr. Harald Rau, Kölns Dezernent für Soziales, Integration und Umwelt, der sich ausdrücklich beim Evangelischen Kirchenverband für den Umbau bedankte.
Markus Zimmermann und Helga Blümel in einer der neuen Wohnungen
Wenn es nach Helga Blümel ginge, könnte es sofort losgehen. Die Diakonie wird die Betreuung des Hauses übernehmen, wenn die Bewohner voraussichtlich im Dezember einziehen: "Wir stehen bereit. Wir sind seit Jahrzehnten mit Migration befasst. Und unsere Fachdienste können auch bei Fragen und Problemen unterstützen." Helga Blümel nutzte auch noch einmal die Gelegenheit, ihr altes Büro zu besuchen, in dem sie zehn Jahre lang gearbeitet hat. Auch das ist Teil einer Flüchtlingswohnung geworden. "Die Mitarbeiter und ich sind begeistert. Wir haben hier jahrelang Flüchtlingsarbeit geleistet, und jetzt ziehen hier Flüchtlinge ein."

Und auch die Nachbarschaft zieht mit. Es hat sich eine Willkommensinitiative mit rund 500 Ehrenamtlichen gegründet, die schon häufiger bei Blümel nachgefragt hat, wann denn endlich die Geflüchteten einzögen. "500 Ehrenamtliche? Das macht mir ein bisschen Angst", sagte Ludwig mit einem Lächeln. "Keine Sorge", entgegnete Blümel: "Das ist kein Problem. Wir freuen uns sehr über das Engagement und die Zusammenarbeit mit den Nachbarn."

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann/APK