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Pfr. Mazuch bei seiner Entpflichtung

41 Jahre Theologe im Dienst der Evangelischen Kirchen – Der Klettenberger Pfarrer Jost Mazuch tritt in den Ruhestand

„Die Berufstätigen lesen die eingerückten Zeilen, die Nicht-Berufstätigen die anderen. Jost darf beide.“ lautete die Regieanweisung, die gleich zu Beginn für eine tolle Atmosphäre und einige Lacher sorgte. Aus gutem Grund, denn der Gottesdienst im Tersteegenhaus wurde gefeiert, um Pfarrer Jost Mazuch nach 18 Jahren Tätigkeit in der Gemeinde Klettenberg zu verabschieden. Er tritt in den Ruhestand.

Segen sein

Mazuch, erfahrener Begleiter vieler Segelfreizeiten der Gemeinde, griff ein Bild aus der Seefahrt auf: „Volle Segel, der Wind kommt von achtern, und dann fährt man ein in den Hafen, ohne zu wissen, wo man am Ende landet. Viele, die schon einmal dabei waren, wissen, was für ein tolles Gefühl das ist, ins Ziel zu kommen. Gut, dass Ihr mir helft, ins Ziel zu kommen. Denn ich mache das ja auch zum ersten Mal“, spielte er in seiner letzten Predigt als Pfarrer in Klettenberg auf seine Pensionierung an.

„Und der Herr sprach zu Abraham: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden“, aus dem ersten Buch Mose hatte Mazuch als Grundlage seiner Predigt gewählt.

„Dieser Text gehört nicht uns Christen. Er ist dem jüdischen Volk aufgeschrieben. Das Segenswort gilt unseren jüdischen Geschwistern.“ Christen könnten nicht vereinnahmen, was Abraham und seinen Kindern gegolten habe. „Aber durch Abraham kommt dieser Segen auch zu uns. Er bringt uns auch mit den Muslimen zusammen, die sich ja auch auf Abraham berufen. Diesen Segen haben wir nie allein.“ Jost Mazuch warf mehr als einen Blick zurück. „War das, was wir bewirkt haben, ein Segen? Waren wir ein Segen?“ Es habe viele Veränderungen gegeben. Das Pfarrteam habe neue Mitglieder. Das Presbyterium natürlich auch. Es sei ein altes protestantisches Missverständnis, das sich Segen an wirtschaftlichem Erfolg festmachen lasse.

Evangelischer Kirchenkreis Köln-Mitte

Mazuch verwies auch auf die unsichere Zukunft des Kirchenkreis Köln-Mitte, der möglicherweise vor einer Fusion mit einem anderen Kirchenkreis stehe. Strukturen in der Gemeinde hätten sich verändert. Aber es gelte weiterhin: „Segen lässt sich nicht verwalten. Aus alten Kirchenmauern blüht die kleine Blume Segen.“ Und diese Blume wachse einfach und werde zum schönen großen Baum. Die Gemeinde, erinnerte der scheidende Pfarrer, habe neue Formen von Kirche kennengelernt; in Honduras etwa, in Hongkong und im Kongo.

„Segen ist das, was Du nicht in der Hand hast, aber mit vollen Händen weitergibst.“ Segen sei die Brücke, die das Grauen der Vergangenheit überwinde. „Ich habe viel Segen erfahren in all den Jahren. Es war toll. So viele Menschen haben mich teilnehmen lassen an ihrem Leben. Danke für diese Zeit.“ Mazuch ließ noch einmal die Highlights des Gemeindelebens Revue passieren.

Highlights des Gemeindelebens

Die legendären Basare im Tersteegenhaus, die Segeltouren, Lesungen, Konzerte, die Diskussionen im Forum Klettenberg und nicht zuletzt die „vielen guten Gespräche über die Bibel und die Ökumene“. Und er dankte auch dem Frauenkreis, „meinen persönlichen Beraterinnen“. Das Friedrich-Lammerdin-Haus durfte ebenso wenig fehlen in dieser Liste wie der diakonische Besuchsdienst.

Die gute ökumenische Zusammenarbeit und das engagierte Presbyterium. „Der Umgang im Pfarrteam und im Presbyterium war immer soldidarisch, wertschätzend, freundlich und freundschaftlich. Kirche kann Demokratie.“ Und weiter: „Ich stehe zwar alleine hier. Aber wir sind ganz viele.“ Der Dank richtete sich auch an alle Mitarbeitenden in der Gemeinde. Und zum Schluss an seine Frau Gisela. „38 Jahre an der Seite eines Pfarrers. Es ist ein großes Geschenk, dass Du das ausgehalten hast.“

Am Ende seiner Predigt nahm Mazuch das nautische Bild vom Anfang noch einmal auf. „Ich bin jetzt im Hafen angelangt, die Segel sind geborgen, die Leinen fest. Ich gehe von Bord und suche einen Nagel für meinen Talar. Wahrscheinlich werde ich noch ein bisschen umherziehen als Theologe ohne feste Anstellung.“

Mazuchs Werdegang

Dann nahm Susanne Beuth, Klettenberger Pfarrkollegin und Superintendentin des Kirchenkreises Köln-Mitte die Entpflichtung vor. Sie nannte Mazuch einen sozialpolitisch engagierten Theologen, der beispielsweise das Kirchenasyl unterstützt und sich am Runden Tisch für Flüchtlingsfragen beteiligt habe.

Beuth nannte die Stationen von Mazuchs beruflichem Wirken. Nach dem Studium in Wuppertal, Mainz und Thüringen absolvierte er sein Vikariat in Düren. „In einer sozialdiakonisch engagierten und politisch interessierten Gemeinde“, so Beuth. Nach Stationen im Hilfsdienst beim WDR, wo er Rundfunkandachten hielt, ging Mazuch als Pfarrer nach Düren und wurde dann Studentenpfarrer für die Fachhochschulen in Köln. Danach ging er für 18 Jahre nach Klettenberg. Susanne Beuth schloss mit dem Satz: „Du warst von 1979 bis 2020 Theologe im Dienst der Evangelischen Kirche. Ein beeindruckende Zeit.“

Text: Stefan Rahmann
Foto(s): Stefan Rahmann