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40 Jahre Rhein-Erft-Kreis mit ökumenischem Gottesdienst gefeiert

Mit einem besonderen Gottesdienst feierte der Rhein-Erft-Kreis am Mittwoch auf den Tag genau sein 40-jähriges Bestehen: Zum ersten Mal hatte der Landrat des Rhein-Erft-Kreises, Michael Kreuzberg, zu einem ökumenischen Gottesdienst eingeladen, den der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Süd, Dr. Bernhard Seiger, der Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Köln-Nord, Markus Zimmermann, der katholische Kreisdechant Achim Brennecke und der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron gemeinsam gestalteten.

Während der feierlichen Zeremonie in St. Remigius in Bergheim erinnerten die Geistlichen an die Geschichte der zehn Kommunen, von Bedburg bis Wesseling. Sie bilden heute den Rhein-Erft-Kreis, in dem fast eine halbe Millionen Menschen leben.

Heimat für Menschen verschiedener Konfessionen und Religionen
Kreisdechant Brennecke verwies auf die katholischen Wurzeln der Region – wie die Gründung von St. Remigius als „Mutterkirche der Christianität“ im 11. Jahrhundert. „Auch für Menschen anderer Religionen und nicht-römischer Konfession wurde die Region zur Heimat“, betonte Superintendent Dr. Seiger. An jüdisches Leben im Kreis und an die leidvolle Geschichte der Judenverfolgung erinnerten heute mehrere Mahnmale. „Wie gut, dass heute jüdisches Leben möglich ist und geachtet wird“, so Seiger. Für Menschen evangelischen Glaubens sei der Landkreis im 16. Jahrhundert zum „Zufluchtsort“ geworden, da im erzbischöflichen Köln bis zur Franzosenzeit kein öffentliches evangelisches Leben geduldet worden sei. Erste evangelische Gottesdienste habe es 1540 in Bachem und Frechen gegeben. „Evangelische Gottesdienstbesucher sind damals in Scharen von Köln nach Frechen gepilgert, weil es hier freier zuging“, informierte Seiger. Auch im Zuge des Kohleabbaus und insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg sei mit dem Zuzug vieler Flüchtlinge aus den östlichen Gebieten evangelisches Leben weiter gewachsen.

Seit den 1960er Jahren kam mit den Gastarbeitern auch orthodoxes Leben in den Landkreis, ebenso muslimisches. „Sie alle haben ihre Heimat im Rhein-Erft-Kreis gefunden. Interreligiöse Begegnungen werden zunehmend wichtig für die Gestaltung einer guten Nachbarschaft“, betonte Seiger.

40 Jahre dauerte der Auszug aus Ägypten ins gelobte Land
Zum 40. Gründungstag des Kreises wählten die Geistlichen aus der Bibel das erste Buch Mose aus und bezogen sich auf den 40 Jahre währenden Auszug des Volkes Gottes, das Mose von Ägypten in das gelobte neue Land führen sollte. „40 Jahre waren damals, als die Menschen nicht alt wurden, eine unvorstellbar lange Zeit“, so Erzpriester Miron. Heute, „im Zeitalter der Speichermedien“ scheine diese Zeitspanne eher überschaubar. Den Menschen aller Zeiten aber gemeinsam sei die Erfahrung von Unsicherheit und Orientierungslosigkeit auf einer so langen Strecke. Zwar sei der Rhein-Erft-Kreis keine Wüste, „selbst wenn es im Tagebaugebiet Stellen gibt, die so aussehen“, warf Miron augenzwinkernd ein, aber „in den 40 Jahren des Landkreises wird nicht immer jeder mit allem zufrieden gewesen sein, mit der Politik nicht, mit der wirtschaftlichen Entwicklung nicht, mit dem gesellschaftlichen Miteinander in unseren Kommunen und im Landkreis nicht, und – sagen wir es mutig – auch mit unseren Kirchen nicht.“

Vielfalt an Traditionen und Kulturen schätzen lernen
Hoffnung für die Zukunft machte Superintendent Markus Zimmermann: Im gelobten Land hätten einzelne Stämme zusammengefunden. Dies zeichne auch den Rhein-Erft-Kreis aus. „Zehn selbstbewusste unabhängige Kommunen mit vielen Orten wachsen zusammen.“ Dafür brauche es Regelungen, die den Menschen Sicherheit und Schutz bieten. „Füreinander einstehen, auch die Vielfalt an Traditionen und Kulturen schätzen lernen und miteinander das Leben gestalten – auf dieser Grundlage wird der Rhein-Erft-Kreis eine gute Zukunft haben.“

Zehn Puzzleteile, eines für jede Kommune
Die Sprecherinnen und Sprecher der Fürbitten – Vertreterinnen und Vertreter von Feuerwehr und Polizei, Politik und Verwaltung, Diakonie und Caritas, Kolping-Werk und Sportbund sowie Schützenverein und Handwerkskammer – veranschaulichten noch einmal die Größe des Kreises: Aus zehn Puzzleteilen, eines für jede Kommune, setzten sie den Rhein-Erft-Kreis zusammen.

Nach dem Gottesdienst feierten die geladenen Gäste im Medio.Rhein.Erft weiter, mit Musik, Festrede und Zeitzeugen-Interview und einer Laudatio des Kabarettisten Konrad Beikircher. Er ermutigte die Menschen im Rhein-Erft-Kreis, sich nicht in den Schatten Kölns zu stellen: „Denn am Nachmittag fällt der Schatten des Rhein-Erft-Kreises auf Köln.“

Text: Martina Schönhals
Foto(s): Rhein-Erft-Kreis