Mit Ehemaligentreff, Spieleparcours für große und kleine Leute, Tombola, Ballonwettflug, Bastelaktionen und zahlreichen anderen Attraktionen feierte der Kindergarten der Evangelischen Philippus-Kirchengemeinde in Köln-Raderthal am Wochenende sein 40-jähriges Bestehen. Die Gemeindeglieder, Kinder, Eltern und ihre Gäste hatten doppelt Grund zur Freude, denn um ein Haar wäre dieses Jubiläum ein ganz trauriges geworden: Noch im Januar sah es so aus, als müsste der Kindergarten geschlossen werden, weil die Gemeinde das nötige Geld nicht mehr aufbringen konnte. „Dass er nun geöffnet bleiben kann, ist nur der Tatkraft der Eltern zu verdanken, sie haben in kurzer Zeit 20.000 Euro zusammenbekommen“, sagte Pfarrer Björn Heymer.
Drei Wochen blieben, dann hätten Mitarbeiterverträge gekündigt werden müssen
Bis zum Januar noch, berichtet Heymer, habe man sich den Gedanken an eine Schließung gar nicht erlauben wollen, so fest sei der Kindergarten stets im Gemeindeleben verankert gewesen. Dabei hatten sich die finanziellen Schwierigkeiten im Laufe der vergangenen Jahre angehäuft: Zunächst einmal waren die Kirchensteuern stetig zurückgegangen, dann änderte sich auch noch die Zuteilung der Mittel innerhalb des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln, wobei die Raderthaler Gemeinde zu den Verlierern gehörte. „Und im Januar hörten wir von Plänen, den Eigenanteil der Träger an den Kosten für die Kindergärten zu erhöhen“, erinnert sich der Pfarrer. Drei Wochen blieben noch Zeit, dann hätten die Mitarbeiterverträge gekündigt werden müssen, damit die Einrichtung pünktlich zum Abschluss des laufenden Kindergartenjahres im Sommer hätte schließen können.
Familien erklärten sich bereit, bis zu 80 Euro mehr zu zahlen
Das rief die Eltern auf den Plan. „Die sind superaktiv geworden“, erinnert sich Petra Damm-Denis, Leiterin des Kindergartens, in dem derzeit 20 Pänz von drei festen Kräften betreut werden. Die 18 betroffenen Familien gründeten einen Förderverein und erklärten sich bereit, ihren monatlichen Beitrag um jeweils 50 bis 80 Euro zu erhöhen. Zusätzlich baten sie Freunde, Verwandte und Unternehmen um Spenden, was 20. 000 Euro einbrachte. „Kurz vor Ablauf der Drei-Wochen-Frist erhielten wir dann noch die Nachricht, dass der Förderverein eine Zuweisung von 30. 000 Euro aus den Trienekens-Bußgeldern erhält“, so Pfarrer Heymer, „das war wie ein Wunder.“
Treibende Kraft: Tochter eines Inders muslimischen Glaubens
Als eine „treibende Kraft“ hinter der Elterninitiative bezeichnete er Shamma Zahidi. Die Tochter eines Inders muslimischen Glaubens begründet ihr Engagement für den evangelischen Kindergarten: „Meine Tochter war vorher in einem städtischen Kindergarten, aber da werden die Kinder nur verwahrt. Denn es gibt dort zu wenige pädagogische Kräfte, sie sind großem Stress ausgesetzt und können dem erzieherischen Auftrag nicht gerecht werden.“ In einem konfessionellen Kindergarten sei das anders: „Hier lernen sie Selbstständigkeit und soziale Kompetenzen, man lebt die Gemeinschaft mit anderen.“ Sie geht davon aus, dass für jedes Kind künftig pro Monat 85 Euro mehr gezahlt werden muss. Aber mit dem Presbyterium ist man übereingekommen, die 30. 000 Euro aus der Trienekens-Buße nach und nach jenen Eltern zukommen zu lassen, die sich das nicht erlauben können: „Das soll ja kein Kindergarten für Wohlhabende werden“, so Zahidi.
Finanzierung bis Sommer 2007 voraussichtlich gesichert
Die Gemeinde geht davon aus, dass man mit allen weiteren Spendenzusagen und kleineren Aktionen – selbstverständlich wird auch der Erlös der 40-Jahr-Feier zu 100 Prozent dem Kindergarten zugute kommen – jetzt schon die Finanzierung der Einrichtung bis zum Sommer 2007 garantieren kann. „Das gibt uns erst mal Luft, vielleicht können wir in dieser Zeit ein langfristiges Finanzierungsmodell über Sponsoren entwickeln“, hofft Damm-Denis. Für die Eltern, bei denen häufig beide Partner berufstätig sind, sei der Kindergarten auch deshalb wichtig, weil die Kinder dort nachmittags bis 16.30 Uhr betreut werden. Von solchen Einrichtungen gebe es immer noch zu wenige. „Was wir hier machen, ist zwar teuer“, so Björn Heymer, „aber in Zeiten sinkender Geburtenraten sind solche familienfreundlichen Maßnahmen ungeheuer wichtig.“
Foto(s): Hans-Willi Hermans