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40 Jahre Jesus-Christus-Kirche in Köln-Esch

Mit einem festlichen Gottesdienst und anschließendem Programm feierte die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch am Sonntag, 3. Dezember, das 40-jährige Bestehen der Jesus-Christus-Kirche in Köln-Esch, Martin-Luther-Straße 6a. Dem Gottesdienst wurde mit Orgel- und Trompetenspiel, Beiträgen von Musizierkreis und Gemeindechor eine besondere musikalische Note verleihen, ein Festakt mit Grußworten und Eröffnung einer Ausstellung mit käuflich zu erwerbenden Bildern von kreativen Gemeindegliedern folgte. Der Erlös geht ohne Abzüge an den „Für Zukunft“ e.V., den Förderverein für Kinder, Jugend und Kultur der Kirchengemeinde. 40 Jahre evangelische Kirche am Kölner Stadtrand – wie alles begann, lesen Sie hier.


Vor hundert Jahren
lebten in Esch nur vereinzelt Protestanten. Nach dem Zweiten Weltkrieg sorgten zunächst Heimatvertriebene, später Stadtflüchtlinge und andere Neubürger für ein Anwachsen auch der evangelischen Bevölkerung im Kölner Norden. Esch und Auweiler gehörten einst zur Evangelischen Kirchengemeinde Nippes. Diese entließ 1955 „ihre“ Orte Auweiler, Esch, Lindweiler, Alt-Longerich und Pesch in die Selbständigkeit. Sie wurden zusammengefasst in der Evangelischen Kirchengemeinde Longerich. Zum 1. Januar 1976 wurde die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch eigenständig. Innerhalb dieser bestehen die drei Bezirke Pesch, Lindweiler und Esch/Auweiler. Seit den 1930er Jahren war für die Escher Evangelischen die 1933 aus einem Stall umgebaute Lutherkapelle am Lindweiler Weg in Longerich die nächstgelegene Predigtstätte. Anfang der Fünfziger durften sie zeitweise die katholische Kirche im Ort mit nutzen. 1956 stand ihnen, wie den Pescher Prostestanten, die alte Volksschule an der Weiler Straße in Esch für Gottesdienste zur Verfügung. Ab 1965 hielt der nördliche Teil der Gemeinde Gottesdienst in der katholischen St. Elisabeth-Kirche in Pesch.

Bereits in der 1960er Jahren
hatte das (damals Longericher) Presbyterium den Bau eines Jugendheimes und Personalhauses in Esch geplant. Dann wollte es, wie von den Escher Gemeindegliedern favorisiert, doch eine kleine Kapelle errichten und schließlich fiel die Entscheidung zugunsten eines Gemeindezentrums mit längsrechteckigem Kirchsaal. Die Grundsteinlegung erfolgte im Juli 1965. Knapp 17 Monate später stand der von Architekt Wolfgang Schmidtlein unter Beteiligung von Wolfgang Kommke entworfene, außen wie innen mit Ziegeln verkleidete Komplex. 1990 erhielt er einen großzügigen Anbau. Seitdem verfügt das Gemeindezentrum über einen großen wie kleinen Saal, über eine geräumige Küche und Toiletten. Nach wie vor wird aber auch der 220 Sitzplätze bietende Kirchenraum für Veranstaltungen insbesondere kultureller Art genutzt. „Zuletzt traten hier die Musiker Gerd Köster und Frank Hocker sowie der Kabarettist Jürgen Becker auf“, informiert Klaus Termath.

Klaus und Ulrike Termath
Er ist seit 1983 Pfarrer im Gemeindebezirk Esch/Auweiler. Auf Wunsch des Presbyteriums teilte er sich von Februar 1984 bis 1990 die Stelle mit seiner Frau, Pfarrerin Ulrike Termath. Es war damals die erste Pfarrstellenteilung überhaupt innerhalb der Rheinischen Landeskirche. Drei Jahre vor seinem Amtsantritt hatte die Gemeinde die ursprüngliche Anordnung von Abendmahlstisch und Kanzel in der Jesus-Christus-Kirche verändert. Sie wurden vom südlichen, leicht erhöhten Chorbereich mittig an die westliche Längswand verlagert. Zudem hob man die alte Reihung der hölzernen Bestuhlung auf. „Die halbkreisförmige Ausrichtung der Stühle zum Altar hin hat sich bis heute bewährt“, urteilt Termath. „Sie ermöglicht eine intensivere Teilnahme am Gottesdienst, erleichtert die Kommunikation.“ In diesem Zusammenhang sei die Gemeinde noch immer ihrem damaligen Pfarrer dankbar, der sich bei den Planungen zur Kirchenausstattung erfolgreich gegen starre Betonsitzreihen gewehrt habe.

Der ehemalige Altarraum
bleibt nicht ungenutzt. „Aus ihm wird nach jedem Gottesdienst ein Kirchen-Café“, so Termath. 2003 wurde das umlaufende, milchglasige Fensterband des Sakralbaus durch farbige Elemente bereichert. Es handelt sich um vier Bilder, um „Kontinente des Lebens und Glaubens“. Entwickelt hat sie ein ökumenischer Arbeitskreis, bestehend aus Mitgliedern der evangelischen und katholischen Gemeinden in Pesch und Esch, gemeinsam mit den Kunstschaffenden Eva Degenhardt und Roger Wefels. Ihnen oblag das künstlerische Konzept. Sie bündelten das Material zu den erarbeiteten vier großen, „wichtigen Themen“ Glaube und Handeln, Wissen, Visionen, Endlichkeit und Unendlichkeit. Sie setzten die erstellten Texte, Begriffe, Zeichnungen und Aquarelle graphisch um, vereinheitlichten diese zu Zeichen und Wörtern und komponierten die Beiträge zu einer aussagekräftigen Form. Zuvor bereits hatte die Gemeinde nach einer Ausstellung der Künstlerin Degenhardt in der Kirche eines ihrer meditativen Faltbilder erworben und seither als Altarbild genutzt.

Die Elemente des Festtages
wie das Engagement bei der künstlerischen Ausstattung der Kirche spiegelten insgesamt den Charakter, die Interessen der Gemeinde- und Bezirksarbeit wider, meint Termath. Groß geschrieben wird etwa die Musik. Dies verdeutlichen die verschiedenen Gruppen, der Chor und Musizierkreis der Gemeinde, ihr Gospelchor, der alternierend in Pesch und Esch übt und auftritt. Zu den kulturellen Angeboten zählen auch Ausstellungen mit bildender Kunst, Lesungen und vieles mehr.

Um diese Vielfalt im kulturellen Bereich
ebenso wie die Kinder- und Jugendarbeit „nicht nur zu erhalten, sondern – wo möglich – bedarfsgerecht auszuweiten“, gründete die Evangelische Kirchengemeinde Köln-Pesch 2005 den Förderverein „Für Zukunft“ e.V. „Esch ist ein Zuzugsgebiet von jungen Familien“, sagt Termath. „Wir sehen es als notwendig an, die bestehenden Angebote im Mutter-Kind-Bereich, die Angebote für Kinder und Jugendliche, unter anderem Projektarbeit, jährliche Freizeiten, Bibeltage, weiter zu führen.“ Angesichts allgemein knapper Kassen und notwendiger Einsparungen falle dies jedoch immer schwerer. So habe die Gemeinde 2003 in Esch die Spielstube für Vorschulkinder schließen und den zwei Pädagoginnen kündigen müssen. Unter anderem bedingt durch die Sparmaßnahmen sei in den letzten Jahren die überbezirkliche Arbeit innerhalb der Kirchengemeinde Pesch intensiviert worden, stellt Termath eine positive Folgeerscheinung fest. „Und die Personal- und Etatkürzungen konnten wir bis jetzt durch verstärktes ehrenamtliches Engagement auffangen“, betont der Pfarrer. Mit dem Anbau 1990, dessen Räumlichkeiten sich für die unterschiedlichsten Anlässe eignen, „hat das Gemeindeleben vor Ort sehr gewonnen“, bemerkt er noch. Auch dieses sei intensiver geworden.

Zur katholischen Pfarrgemeinde
in Esch, die mittlerweile zum Pfarrbezirk Kreuz Köln-Nord gehöre, bestehe ein sehr gutes Verhältnis, sagt Termath. Die gelebte Ökumene drücke sich etwa darin aus, dass die Gemeindefeste gemeinsam gefeiert würden. Abwechselnd an der St. Martinus-Kirche und am evangelischen Gemeindezentrum. Ein dingliches Zeugnis der fruchtbaren Nachbarschaft bildet der Taufstein mit emaillierter Schale in der Jesus-Christus-Kirche, dessen Motiv das Thema „Wie ein Baum gepflanzt am Wasser“ variiert. Er ist ein Geschenk der Escher Katholiken zur Einweihung 1966.

1. Dezember startet der „Lebendige Adventskalender“
In diesem Jahr veranstaltet die Kirchengemeinde erneut einen „Lebendigen Adventskalender“. Vom 1. bis 24. Dezember öffnet sich an jedem Abend von 18 bis 19 Uhr in Auweiler, Esch, Lindweiler oder Pesch eine Tür. Gemeindeglieder laden Kinder wie Erwachsene ein, sich in Gesprächen, mit Gesang, Basteln, Backen, Geschichten erzählen und anderes mehr auf Weihnachten einzustimmen. Die Adressen sind verzeichnet auf der Gemeinde-Homepage www.dem-himmel-so-nah.de. Im kommenden Jahr, kündigt Termath an, empfängt die Kirchengemeinde erneut den Gospelchor aus ihrer us-amerikanischen Partnergemeinde Chapelhill. Er wird gemeinsam mit einem Chor aus dem benachbarten Durham nicht nur in Esch und Pesch, sondern auch auf Veranstaltungen des Deutschen Evangelischen Kirchentages auftreten.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich