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40 Jahre deutsche Region der Internationalen Ökumenischen Gemeinschaft

„Heute die Kirche von morgen leben“: der Leitgedanke der 1967 im schweizerischen Fribourg gegründeten Internationalen Ökumenischen Gemeinschaft (International Ecumenical Fellowship, IEF) bestimmt selbstredend auch das Programm ihrer derzeit zehn Regionen in west- und osteuropäischen Ländern. Die größte unter ihnen ist die deutsche.

Zurück zu den Wurzeln
Im Jahr 2012 besteht die deutsche Region der IEF 40 Jahre. Ein Grund zum Feiern, zum Rück- und Ausblick. So stand die diesjährige gesamtdeutsche Regionaltagung mit zahlreichen der gut 100 Mitglieder sowie (internationalen) Gästen im Zeichen des „runden Geburtstages“. Sie fand statt im bergischen Altenberg. Damit kehrte man (auch geographisch) zu den Wurzeln zurück. Denn ebendort wurde die deutsche Region unter Leitung des evangelischen Pfarrers Helmut Kühne aus Köln-Dellbrück ins Leben gerufen. Sie gilt als ein Resultat der ersten internationalen IEF-Konferenz auf deutschem Boden im Sommer 1972, abgehalten in Altenberg mit 150 Christinnen und Christen aus 16 europäischen Ländern und den USA.

Sichtbare Einheit der Kirchen
Heute leitet der Kölner evangelisch-lutherische Pfarrer Dr. Hans-Georg Link die deutsche IEF-Region. Laut Link, ehemaliger Ökumenepfarrer im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, versteht sie „sich als ökumenische Vorhut auf dem Weg zu gegenseitiger Anerkennung und Gemeinschaft zwischen Christen und Kirchen am jeweiligen Ort, in Deutschland und in Europa“. Sie versuche mit ihren begrenzten Möglichkeiten, dazu einen sichtbaren Beitrag zu leisten, wie er in der Erklärung „Eucharistisches Teilen“ (2007) formuliert worden sei: „Als eine ökumenische Bewegung hat die Internationale Ökumenische Gemeinschaft eine besondere prophetische Verantwortung in der Erinnerung, Mahnung, ja Herausforderung unserer Kirchen, noch wirksamer auf die sichtbare Einheit der Kirche hinzuarbeiten und schon heute die Kirche von morgen zu leben, in der Kraft des Heiligen Geistes.“

„Ohne das Konzil säßen wir hier nicht“
Das Tagungsprogramm beinhaltete einen kulturellen Ausflug, Rundgespräche, Diskussionen, einen Vortrag, ein Konzert sowie zwei Gottesdienste. So feierte man zum Abschluss in der evangelischen Andreaskirche in Bergisch Gladbach-Schildgen, wenige Kilometer vom Tagungsort enfernt, die sogenannte Lima-Liturgie. Mit deren Leitung waren neben Link der Anglikaner Richard Hill (Durham) und der altkatholische Pfarrer Dr. Ralph Kirscht (Bonn) betraut. Der römisch-katholische Benediktiner Johannes Lütticken (Trier, Abtei St. Matthias) predigte zum Thema „Gemeinsam am Tisch des Herrn“. Wesentlich befassten sich die Teilnehmenden mit den ökumenischen Erfahrungen in den vergangenen vier Jahrzehnten sowie den sich stellenden Herausforderungen. Einen wichtigen Aspekt und Gesprächsgegenstand bildete das vor 50 Jahren begonnene Zweite Vatikanische Konzil beziehungsweise dessen Ökumenismusdekret. Link sprach von einer Erfolgsgeschichte. „Die IEF ist ein Kind des Zweiten Vatikanischen Konzils. Ohne dieses Konzil gäbe es sie nicht und wir säßen nicht hier.“

Oberkirchenrätin Barbara Rudolph und Pfarrer i. R. Dr. Hans-Georg Link
Geschichte vom Zweifel
Dem Konzil, explizit seinem ökumenischem Potential, war auch der Vortrag am eigentlichen Festtag gewidmet. Abgeschlossen wurde dieser Tag mit einer Aufführung von Johann Sebastian Bachs „Magnificat“ und Georg Friedrich Händels „Coronation Anthems“ im Altenberger Dom. In dem simultan von der Evangelischen Kirchengemeinde Altenberg/Schildgen und der Katholischen Pfarrgemeinde Altenberg genutzten mittelalterlichen Sakralbau hatte man am frühen Nachmittag einen festlichen Gottesdienst gefeiert. Oberkirchenrätin Barbara Rudolph predigte über Markus 4,35-41.
In der Geschichte vom Sturm auf dem See und dessen Stillung gehe es um die Erfahrung der Jünger, „nichts tun zu können, ohnmächtig zu sein, ausgeliefert an Mächte und Gewalten, die stärker sind als Boot und Jünger“, sagte die Leiterin der Abteilung Ökumene, Mission und Weltverantwortung in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). So hätten es die Christus Nachfolgenden erlebt in den jungen Gemeinden, die das Markusevangelium erreichte. „Ja, wir sitzen alle in einem Boot – und es droht unterzugehen – und Gott verschläft die Gefahr und die Angst.“ Es sei gut, dass es diese Geschichte gebe von dem Zweifel und der Verzweiflung der Jünger. Da werde ein Raum eröffnet, „in dem die schweren Erfahrungen mit Gott, die die Christenheit gemacht hat, Platz haben“, meinte Rudolph, die dem Präsidium des Ökumenischen Kirchentages angehört. Es gebe Situationen, da sei Gott uns so nah und so weit weg wie der schlafende Christus im Boot der Jünger.

Not deutlich vor Gott bringen
„Dass hier die Tür einen Spalt geöffnet und ein Blick gewährt wird, wie die Jünger irre werden an diesem Christus“, sei das Besondere an dieser Geschichte. Es hole uns aus dem Machen und Schaffen heraus, es lade uns ein, die Ohnmacht und die Irritationen der Jünger auszuhalten. „Erst dann wird es zu etwas Besonderem, dass wir alle in einem Boot sind, einschließlich Jesus Christus, dass der schlafende Christus der Sohn seines Vaters ist, von dem der Psalm sagt: Siehe der Hüter Israels schläft und schlummert nicht.“ Jesus reagiere auf den Ruf der Jünger. Und „er tut viel mehr als das kleine Boot mit ihm und den Jüngern zu retten: er bezwingt Wellen und Wind“. „Die Gefahr der Wellen erkennen und benennen“, dies sei gemäß dieser Geschichte die Aufgabe der Kirche. „Über den Bootsrand hinweg Gottes Macht zu erleben“, empfindet Rudolph als Geschenk der Kirche. Es gehe darum, Not deutlich und vernehmlich vor Gott zu bringen, „und Gott nicht zu einem müden, verschlafenen alten Mann verkommen zu lassen“. Das sei die Aufgabe und zugleich das Risiko der Ökumenischen Bewegung. „Denn es kann sein, dass uns mitten hinein in unseren Weckruf Christi Frage trifft: Habt Ihr noch keinen Glauben? Während wir noch auf den Erhalt des kleinen Kirchenbootes schauen, hat er schon viel Größeres getan.“

Katholischer Lutherforscher Pesch
Für den anschließenden Festvortrag konnte man den emeritierten Professor Dr. Otto Hermann Pesch gewinnen. In Haus Altenberg referierte der römisch-katholische Fundamentaltheologe aus München über eine Stunde zum Thema „Das ökumenische Potential des Zweiten Vatikanischen Konzils“. Anschließend stellte er sich den auch weitergehenden Fragen des Auditoriums. Der gebürtige Kölner, Jahrgang 1931, ist laut Link „seit Jahr und Tag im ökumenischen Dialog und Gespräch tätig“. Von 1975 bis 1998 bekleidete er eine Professur für Systematische Theologie (mit dem Schwerpunkt Kontroverstheologie) im Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Hamburg. Pesch zählt zu den wenigen katholischen Luther-Forschern der Gegenwart. In seiner Doktorarbeit setzte er sich mit der „Theologie der Rechtfertigung bei Martin Luther und Thomas von Aquin: Versuch eines systematisch-theologischen Dialogs“ auseinander. Auch zum Vortragsthema hat er publiziert. Unter anderem 1993 das Buch „Das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965). Vorgeschichte – Verlauf – Ergebnisse – Nachgeschichte“.

Dr. Otto Hermann Pesch

„Grandioses produktives Missverständnis“
In seinem Referat spannte er einen Bogen von der Vor- bis zur Nachgeschichte des vom Konzil verabschiedeten Ökumenismusdekretes. Laut Pesch bildet es bis heute die Basis aller ökumenischen Aktivitäten in der Katholischen Kirche. Dabei verdanke es sich einem grandiosen, produktiven Missverständnis. In der berühmten Ansprache von 1959 habe Papst Johannes XXIII. das Zweite Vatikanische Konzil als ein ökumenisches Konzil für die ganze Kirche angekündigt. Mit dem Ziel, die Einheit der Christen zu stärken. Der Papst habe dabei gedacht an die Einheit der Katholiken, an ein Konzil der ganzen römischen Kirche. Niemals aber an eine Einladung der protestantischen Kirche.
Im Gegensatz dazu habe die Öffentlichkeit das Stichwort von der „Einheit der Christen“ verstanden im Blick auf die von Rom getrennten Christen überall auf der Welt. Dieses Missverständnis habe weltweit, vor allem in stark gemischt-konfessionellen Ländern, beispielsweise Deutschland, zu einem wahren Dammbruch ökumenischer Erwartungen geführt. Der Papst habe die Reaktion der katholischen und nichtkatholischen Christenheit, wie den Konzilsplan überhaupt, als Wink des Heiligen Geistes gewertet und die Ökumene auf die Tagesordnung des Konzils gesetzt. „Damit begannen die Probleme“, so Pesch.

Rom wusste davon
Denn einen in dieser Thematik fachkundigen Funktionsträger habe man in der Kurie vergeblich gesucht. So sei Lorenz Jaeger ins Spiel gekommen. Der Erzbischof von Paderborn habe mit dem evangelischen Bischof Wilhelm Stählin (Oldenburg) 1946 einen privaten Kreis von deutschen Theologen beider Konfessionen initiiert, „unter ihnen die Pioniere eines ökumenischen Dialogs“. Sie hätten in jährlichen Zusammenkünften Kontroversen zwischen den Konfessionen mit dem Ziel einer ökumenischen Verständigung diskutiert. „Nichts davon drang in die Öffentlichkeit, aber in Rom hat man sicher davon gewusst und weise die Augen weggedreht.“ Jaeger sei vom Papst zum Kardinal und zu seinem Chef-Berater in Fragen der Ökumene ernannt worden.

Wirkung des Heiligen Geistes
Pesch umriss Aufbau und Inhalt des Ökumenismusdekretes. Bereits in der dritten Tagungsperiode am 21. November 1964 verabschiedet, sei dessen Erarbeitung vergleichsweise problemlos verlaufen. Es behandele unter anderem die praktische Verwirklichung des ökumenischen Anliegens im Allgemeinen, formuliere „Forderungen, die katholische Christinnen und Christen zu beherzigen haben, wenn sie sich ins ökumenische Gespräch begeben“. In ihm fänden sich „die Anwendung auf die getrennten Kirchen“ und konkrete Weisungen für den ökumenischen Dialog. Etwa die „Pflicht (der Priester) zur Sachkunde“, „die Anregung interkonfessioneller Begegnungen und Diskussionen auf Augenhöhe“, „die gemeinsame Arbeit insbesondere im sozialen und erzieherischen Bereich“. „Vor allem aber“, so Pesch, „wird ausdrücklich anerkannt, dass die von der römischen Kirche getrennten Christen durch das Wirken des Heiligen Geistes in ihren Kirchen und Gemeinschaften das Heil erlangen. Nicht etwa trotz ihrer Mitgliedschaft in den getrennten Kirchen, sondern weil auch in ihnen der Heilige Geist seine Wirkung entfaltet.“

„Ökumenismusdekret ein Paradox“
Gleichwohl bewertet Pesch das Ökumenismusdekret als ein Paradox. „Es weiß keinen konkreten Weg zur Einheit in der einen Kirche. Denn gleichzeitig wird in geradezu beleidigend harten Formulierungen darauf bestanden, dass die Katholische Kirche natürlich um keinen Millimeter von ihrem Selbstverständnis abrücken wird, die allein wahre Kirche Jesu Christi zu sein“, verdeutlichte er mittels einer knappen Textanalyse. „Diese harte Wahrheit wird oft unterschätzt.“ Gemäß dieser Überzeugung könne man nur durch die Katholische Kirche Zutritt zu der gesamten Fülle des Heils haben. „Die Einheit der Kirche kann es nach der Auffassung des Konzils nur geben, indem die schon ‚irgendwie‘ zum Volke Gottes gehörenden nicht-katholischen Christen in die Katholische Kirche ‚voll eingegliedert‘ werden. Eben darin besteht das Paradox des Ökumenismusdekretes. Wie soll man sich das vorstellen: ´Voll eingegliedert´, und doch keine ‚Rückkehr-Ökumene‘?“ Denn entgegen der Forderung Pius XI. werde beharrlich vermieden, von einer „Rückkehr“ und gar einer solchen zur Römisch-katholischen Kirche zu sprechen.

Worüber man nicht mehr streiten muss
Zur Erfolgsgeschichte des Ökumenismusdekretes gehört laut Pesch als erste unmittelbare Folge die Gründung von ökumenischen Kommissionen und Arbeitsgemeinschaften – „sowohl auf nationaler wie auf internationaler Ebene, bilateral und multilateral. Was bislang ausdrücklich illegal war, ist jetzt nicht nur legal, sondern sogar erwünscht“, nannte der Theologe unter anderem die internationale lutherisch-römischkatholische Kommission. Ebenso den Ökumenischen Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen, in dem er selbst korrespondierendes Mitglied ist. Zahlreich seien die von den Gremien hervorgebrachten Dokumente, Erklärungen und Konsenstexte. Diese Überfülle der Dokumente berge die „akute Gefahr, dass eine neue Generation von katholischen und evangelischen Theologen, zu schweigen von den Gemeinden, gar nicht mehr wissen, was alles schon an ökumenischem Einklang oder Fast-Einklang erarbeitet worden ist“. Deshalb redet auch Pesch der (in vorläufiger Form bereits realisierten) Anregung das Wort, mittels einer „Erklärung auf dem Wege“ zusammenfassend das zu dokumentieren, „was im ökumenischen Dialog schon erreicht wurde, worüber man also nicht mehr streiten muss, wovon man vielmehr für die nächsten Schritte ausgehen kann“.

Ökumenische Selbstverständlichkeiten
In den 1950er Jahren noch undenkbar, hätten inzwischen „all diese Initiativen, Erklärungen und wissenschaftlichen Gutachten, direkt oder indirekt, auch kirchenamtliche Maßnahmen und Verabredungen angeregt oder ermöglicht“, stellte Pesch fest. Beispielsweise seien ökumenische Gottesdienste („freilich noch ohne Gemeinschaft beim Herrenmahl“) heute selbstverständlich, sogar „inzwischen grundsätzlich erwünscht, und zwar zu allen erdenklichen Anlässen und für alle erdenklichen Anliegen“. Auch hätten die Evangelische und Katholische Kirche bereits mehrfach gemeinsame Erklärungen oder Denkschriften zu gesellschaftlichen wie politischen Fragen herausgegeben. Pesch sprach über die ökumenischen Selbstverständlichkeiten auf der offiziellen und fachwissenschaftlich-theologischen Ebene sowie der Ebene der Gemeinden. Über die lebendige, vielgestaltige Kooperation von benachbarten katholischen und evangelischen Gemeinden. „An der sogenannten ‚Basis‘ fühlen sich Christenmenschen nicht mehr in getrennten Kirchen, sondern in verschiedenen Gemeinden.“ Zu den indirekten Potentialen des Ökumenismusdekretes zählt der Theologe die außerordentlich bedeutende Formulierung, dass es Kirchlichkeit auch außerhalb der römisch-katholischen Kirche gebe, „dass auch die nicht römischen Kirchen Kirchen sein können“.

„Ökumene noch nicht am Ziel“
Auch wenn das Dekret eine Erfolgsgeschichte ausgelöst habe, betonte Pesch, sei nach vielen Jahrhunderten der Spaltung und gegenseitigen Verfeindungen erwartungsgemäß die Ökumene noch längst nicht am Ziel. Als Rückschläge bezeichnete er etwa „die Diskriminierung der Kirchen aus der Reformation als bloße ‚kirchliche Gemeinschaften‘, als ’nicht Kirchen im eigentlichen Sinne‘ im Dokument Dominus Jesus“ (2000/2007). Hinzu komme „eine Reihe innerkatholischer Maßnahmen, die in der Summe den Verdacht nähren, Rom wolle hinter das Zweite Vatikanische Konzil und damit auch hinter das Ökumenismusdekret zurück“. Aber „das gewachsene ökumenische Vertrauen, die vielen Freundschaften auf der Gemeindeebene und unter Amtsträgern“ ließen sich weder einschüchtern noch zurückfahren, bestärkte Pesch. Die Ökumene bleibe auf dem Wege. Dazu gehöre, sich beiderseitig kritisch und selbstkritisch die Fragen aus der Schwesterkirche anzuhören und zu beherzigen. Insgesamt, stellte Pesch nüchtern fest, habe das Zweite Vatikanische Konzil in der römisch-katholischen Kirche weder den ökumenischen Dialog begründet, noch in Gang gesetzt. „Es hat vielmehr denen endlich Heimatrecht in der Kirche verschafft, die schon mehrere Jahrzehnte lang zuvor heimlich und bei Gefahr kirchlicher Maßregelung das geübt haben“, was der Münchener Kardinal Julius Döpfner, einer der Präsidenten des Konzils, den „vorauseilenden Gehorsam“ genannt habe. „Ich fürchte – oder sollte ich sagen, ich hoffe -, dass auch in Sachen ökumenischer Öffnung es in Zukunft nicht ohne solchen ‚vorauseilenden Gehorsam‘ gehen wird, den unsere geliebte Kirche dann einige Jahrzehnte später als ihr ‚ureigenes Anliegen‘ herausstellen wird“, schloss Pesch.

Zum Jubiläum eine Erklärung
Im Anschluss an die Tagung und anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens gab die deutsche IEF-Region mit ihrem Leiter Dr. Hans-Georg Link eine Erklärung zu ökumenischen Erfahrungen und Herausforderungen ab. „Wir sind Menschen begegnet, die in verschiedenen europäischen Ländern von dem gleichen ökumenischen Geist beseelt sind, Menschen aus anderen Kirchen kennen zu lernen und sich mit ihnen zusammen auf den Weg zu mehr Gemeinsamkeit zu begeben. Daraus sind langjährige deutsche und internationale freundschaftliche Beziehungen entstanden“, geht die Erklärung auf die in den letzten 40 Jahren gesammelten Erfahrungen ein. Die bei den internationalen Konferenzen gefeierten verschiedenen Gottesdienste und Liturgien der unterschiedlichen Konfessionen hätten die spirituellen Erfahrungen und das Glaubensleben vertieft. „Trotz mancher Enttäuschungen und schmerzlicher Erfahrungen von konfessionellen Trennungen ist in unseren Begegnungen die Gewissheit immer tiefer geworden: als Getaufte sind wir durch das Wirken des Heiligen Geistes in Christus eins. Wir sind dankbar für eucharistische Gastfreundschaft, die wir vielfach erlebt haben.“ Ebenso habe man „die konfessionelle Vielfalt in Europa kennen und schätzen gelernt.

Wegweisende ökumenische Texte
Der Erklärung zufolge hängen die aktuellen Herausforderungen „aufs engste mit einem Rückblick auf die Anfänge zusammen“: „Durch Gebet, Studium und Aktion sucht die IEF, der Bewegung zur sichtbaren Einheit der Kirchen zu dienen, in Entsprechung zu dem ausdrücklichen Willen Jesu Christi und auf die Weise, die ER will“, habe man damals die die Aufgabe formuliert. Habe der Akzent bislang überwiegend auf der spirituellen Ebene von Gebet, Liturgie und Gottesdienst gelegen, wolle man sich nun „ergänzend verstärkt dem Studium der Heiligen Schrift und wegweisender ökumenischer Texte zuwenden“. Ebenso sich mit „mit öffentlichen Erklärungen in die ökumenische Bewegung einbringen und gemeinsame Aktionen mit anderen Kirchen unterstützen“.

Spirituell, theologisch und praktisch
Entsprechend dem IEF-Leitgedanken („Heute die Kirche von morgen leben“) wolle die deutsche Region als Teil der internationalen Basisbewegung „heute Schritte tun und Zeichen setzen, die morgen der Gemeinschaft vieler Kirchen zugutekommen“. Gemeint sind etwa die aktive Beteiligung an Gottesdiensten anderer Konfessionen, die Entwicklung spezifischer ökumenischer Gottesdienstmodelle und die Vernetzung mit anderen ökumenischen Gruppierungen. „In 40 Jahren haben wir gelernt: Gemeinschaft zwischen unseren Kirchen, deren Spaltung wir vor Gott beklagen, wird nicht so zustande kommen, dass sie ‚von oben‘ erklärt wird.“ Vielmehr derart, dass sich immer mehr Menschen aus ihrer jeweiligen Kirche zu Menschen aus anderen Kirchen spirituell, theologisch und praktisch hinbewegten, „bis es uns eines Tages wie Schuppen von den Augen fällt, dass (wie Roger Schutz gesagt hat) Gemeinschaft zwischen den Kirchen bereits entstanden ist. Dazu wollen wir als deutsche Region der IEF auch in Zukunft unseren Beitrag leisten.“

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich