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40 Jahre Christliche Sozialhilfe in Köln-Mülheim: unverzichtbare Arbeit im sozialen Brennpunkt

Als „Musterbeispiel für die Ökumene“ bezeichneten Helga Blümel, Geschäftsführerin des Amtes für Diakonie des Evangelischen Stadtkirchenverbandes Köln, und Pfarrer Franz Decker, Direktor des Caritasverbandes für die Stadt Köln, die Christliche Sozialhilfe Köln (CSH).


Vor 40 Jahren wurde der Verein von Diakonie und Caritas gegründet. Er hat seinen Sitz in Köln-Mülheim inmitten der Hacketäuer-Wohnsiedlung. In den 60er Jahren kümmerten sich die Vereinsmitglieder um Spielstuben-Kinder und eine Mutterschule. Heute hat sich das Leistungsspektrum des Vereins deutlich erweitert. Es umfasst vier Kindertagesstätten, eine Familienbildungsstätte, eine Stelle für Erziehungs-, Partnerschafts- und Lebensberatung, Gemeinwesenarbeit, die Jobbörse ProVeedel Mülheim und verschiedene Qualifizierungsprojekte für Arbeitslose. Im benachbarten Stadtteil Dünnwald betreibt die Christliche Sozialhilfe Köln das Jugend- und Nachbarschaftshaus OT Henry’s H.O.P.E., das maßgeblich aus Geldern der Henry-Maske-Stiftung finanziert wurde. Der ehemalige Box-Weltmeister schaut regelmäßig vorbei, um sich über das Projekt zu informieren.


Ein Drittel lebt von der Sozialhilfe
 „Wir leisten hier unverzichtbare Arbeit in einem sozialen Brennpunkt“, erklärt Fritz-Rolf Sonnen, kommissarischer Leiter der Christlichen Sozialhilfe. Ein Drittel der Bewohner im Mülheimer Norden leben von der Sozialhilfe, eine ähnliche große Gruppe ist arbeitslos. Die Zahl der Erwerbslosen steigt, weil große Industriebetriebe ihre Produktionsstätten in Mülheim geschlossen haben. Als wichtigste Aufgabe nennt Helga Blümel, die „Selbstorganisation der Mülheimer“ zu unterstützen, als dringlichstes Ziel, akzeptablen Wohnraum und Arbeitsplätze zu vermitteln. Auch die Arbeit mit Migranten und Jugendlichen wurde in den vergangenen Jahren deutlich ausgeweitet.

Bewohner erkämpften umnfassende Sanierung
Angefangen hat die Arbeit vor 40 Jahren in der Hacketäuer-Siedlung. Die galt damals als größter sozialer Brennpunkt in der Bundesrepublik Deutschland. Wie schon nach dem Ersten Weltkrieg wurden ehemalige Kasernen als Unterkünfte für vormals obdachlose Familien genutzt. In den 70er Jahren begleitete die CSH federführend den durch einen Ratsbeschluss angestoßenen Prozess, die Bewohner der Hacketäuer-Siedlung mit ordentlichen Mietverträgen auszustatten. Die Kasernenbauten wurden abgerissen, Sozialwohnungen in Plattenbauweise gebaut. Als wichtigstes Thema der Gemeinwesenarbeit, die die CSH unterstützt, steht die politische Teilhabe der Hacketäuer-Mieter im Vordergrund. Die Grubo, der die Wohnungen gehören, stellte Material für die individuelle Gestaltung der Vorgärten zur Verfügung. Die Bewohnerinnen und Bewohner schlossen sich in 80er Jahren zu einer Siedlungsinitiative zusammen und erkämpften schließlich eine umfassende Sanierung ihrer Wohnungen. Eingebaut wurden Zentralheizungen und Wärmedämmung, die Fassaden wurden saniert. „Das alles wäre ohne uns nicht möglich gewesen“, sagt Sonnen.

Text: Stefan Rahmann
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