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25 Jahre und (k)ein bisschen pleite

Vor 25 Jahren ist die Schuldnerberatung des Diakonischen Werkes Köln und Region an den Start gegangen. Unter dem Motto „25 Jahre und (k)ein bisschen pleite“ feierte sie jetzt in der Brandenburger Straße mit rund 40 geladenen Gästen. Die Freude über dieses Jubiläum sei geteilt, räumte Helga Blümel, Geschäftsführerin des Diakonischen Werks Köln und Region, während der Jubiläumsfeier ein. Zum einen sei es traurig, dass es immer mehr Menschen gebe, die in die Schuldenfalle tappten, zum anderen sei es gut, auch hier helfen zu können. Gerade ein kirchlicher Träger müsse sich um die existentiellen Nöte der Menschen kümmern, der „schnöde Mammon“ sei in den meisten Fällen der Dreh- und Angelpunkt vieler Probleme. „Überschuldung ist ein Thema, das sich in allen unseren 29 diakonischen Arbeitsfeldern wieder findet“, so Blümel, „bei Familien in Not ebenso wie bei wohnungslosen oder suchtkranken Menschen, bei keinem reicht das Geld.“ Viele Ratsuchende, die die Diakonie aufsuchen, würden daher früher oder später in der Schuldnerberatung landen.



Drei Teams beraten pro Jahr mehr als 2000 Haushalte
Die kostenlose Beratung bietet das Diakonische Werk heute an drei Standorten an: in Köln, in Brühl und in Bergisch Gladbach, hier zusammen mit dem Caritasverband RheinBerg. Die drei Teams mit insgesamt 13 hauptamtlichen und zwei ehrenamtlichen Beraterinnen und Beratern und vier Verwaltungskräften unterstützen pro Jahr mehr als 2000 Haushalte bei der Schuldenregulierung.
„Den typischen Fall gibt es bei uns nicht,“ betonte Maike Cohrs, Teamleiterin für Köln und Brühl. Die Ratsuchenden kämen aus allen Schichten. Häufigste Ursache seien Arbeitslosigkeit sowie Trennung vom Partner, außerdem gescheiterte Existenzgründungen oder Immobilienkredite. „Für viele ist der Weg in die Privatinsolvenz dann die letzte Möglichkeit, um aus der Schuldenfalle wieder heraus zu kommen“, so Cohrs. 274 Insolvenzverfahren wurden 2010 mit Hilfe der diakonischen Schuldnerberatungen im Bereich des Evangelischen Kirchenverbandes Köln und Region eingeleitet.

Bundesaktionswoche 2011: „Finanzierung der Schuldnerberatung“
Fehlendes Geld ist ein Thema, das auch die Schuldnerberatungen selbst seit 25 Jahren begleitet. „Finanzierung der Schuldnerberatung“ ist daher das Thema der diesjährigen bundesweiten Aktionswoche der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände vom 27. Juni bis 1. Juli, in deren Rahmen die Kölner jetzt ihren 25. Geburtstag feierten.


„Unsere drei Beratungsstellen finanzieren sich aus elf verschiedenen Quellen“, erläuterte Fachdienstleiter Andreas Reball-Vitt während der Feier. „Die einzig zuverlässigen sind unsere Eigenmittel, alles andere müssen wir jedes Jahr neu aushandeln.“ Das Diakonische Werk Köln und Region übernimmt mit rund 650.000 Euro jährlich fast ein Drittel der Kosten. Den Restbetrag zahlen Kommunen, das Land Nordrhein-Westfalen und anderen öffentliche Stellen. Die Beratung überschuldeter Haushalte ist in den gesetzlichen Rahmenbedingungen im Sozialgesetzbuch (SGB) II und XII verankert.


Nach Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung werden jedoch nur 10 bis 15 Prozent der überschuldeten Haushalte überhaupt erreicht. Davon ausgehend, dass pro 50.000 Einwohner zwei Schuldnerberater erforderlich wären, würden in Deutschland etwa 1.600 Berater fehlen.



Weitere Informationen
auch unter www.diakonie-koeln.de/angebote/schuldnerberatung.html


Text: Martina Schönhals
Foto(s): Schönhals