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25 Jahre „Kölsch Hätz“: Ökumenisches Vorzeigeprojekt feiert Geburtstag im Gürzenich

„Viele kleine Leute an vielen kleinen Orten, die viele kleine Dinge tun, können das Antlitz der Welt verändern.“ Dieses afrikanische Sprichwort fasst sehr gut die Grundüberzeugung zusammen, die hinter „Kölsch Hätz“ steckt. Was vor 25 Jahren recht bescheiden als Besuchsdienst begann, ist heute zu einer ökumenischen Einrichtung mit 13 Standorten im Kölner Stadtgebiet angewachsen.

Mittlerweile engagieren sich 640 Ehrenamtliche in 29 Stadtteilen für ihre Nachbarn und Nachbarinnen, begleitet von einem hauptamtlichen Team und getragen von der breiten Unterstützung durch Spenden und Stiftungen sowie der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden. Grund genug, den Geburtstag ein ganzes Jahr lang gebührend zu feiern.  Höhepunkt der Feierlichkeiten war ein Festakt in „Kölns guter Stube“, dem Gürzenich.

„Ehrenamt braucht Struktur, braucht Koordination“

Martina Schönhals, die die Geschäftsleitung des Diakonischen Werkes Köln und Region vertrat, ermutigte in ihren Begrüßungsworten zum Engagement. Sich zu engagieren schütze vor Vereinsamung, schaffe eine sichere Struktur und vermittele das Gefühl von Selbstwirksamkeit. Peter Krücker (Vorstand Caritas Köln) betonte: „Ehrenamt braucht Struktur, braucht Koordination.“

Bürgermeister Dr. Ralf Heinen, der Oberbürgermeisterin Henriette Reker vertrat, wies darauf hin, dass „Nachbarschaftshilfe“ ein recht neuer Begriff ist, der erst 1986 zum ersten Mal im Duden auftaucht. Früher sei es selbstverständlich gewesen, dass man sich gegenseitig aushalf oder sich auf eine Tasse Kaffee oder ein Kölsch traf. Heute hätten viele Menschen keinen oder kaum Kontakt zu den Menschen, mit denen sie „Tür an Tür“ leben. „Kölsch Hätz“ sei „ein Erfolgsmodell, das optimal auf die gesellschaftlichen Veränderungen in den Stadtteilen und Kirchengemeinden reagiert und sich seit 25 Jahren immer wieder neu verortet, um Einsamkeit und Isolation im Veedel zu begegnen.“

„Licht in schweren Zeiten“

Stadtdechant Msgr. Robert Kleine bescheinigte „Kölsch Hätz“, die Welt ein Stückchen solidarischer zu machen. Schon die Bläck Fööss hätten in ihrem Hit „Unser Veedel“ von 1977 eine Vision des Zusammenlebens beschrieben, wie „Kölsch Hätz“ heute, trotz aller Herausforderungen unserer Zeit, zu verwirklichen helfe. Damit leiste „Kölsch Hätz“ einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen der Stadtgesellschaft. Das sei „gelebte Ökumene“ und ein „Licht in schweren Zeiten“.

Auch Superintendent Bernhard Seiger lobte die dezidiert ökumenische Ausrichtung von „Kölsch Hätz“ und gab zu bedenken, dass es sich bei Nachbarschaftshilfe nicht um eine Dienstleistung nach dem Vorbild von Amazon handele. Stattdessen sei Kontakt das Stichwort für das Kölsch Hätz: „Kontaktstelle von Diakonie und Caritas von evangelischen und katholischen Gemeinden. Kontakt zwischen Nachbarinnen und Nachbarn, ganz nah, miteinander unterwegs sein“.

Als Geburtstagsgeschenk gab es dann einen Scheck der Beatrix Lichtken Stiftung über 5.000 Euro.

Das kabarettistische Urgestein Wilfried Schmickler, für den „Gutmensch“ bekanntlich ein Ehrentitel und kein Schimpfwort ist, ließ es sich nicht nehmen, persönlich zu gratulieren. Und auch Björn Heuser brachte ein Geburtstagsständchen, bevor dann bei einem Imbiss im Foyer Erinnerungen aus Vierteljahrhundert „Kölsch Hätz“ ausgetauscht werden konnten.

Text: Priska Mielke
Foto(s): Robert Schlappal