Die liebevolle Sorge um Menschen an ihrem Lebensende und Sterbende ist eine zutiefst christliche – und damit auch eine ökumenische Aufgabe. Dass die Beschäftigung mit dem Lebensende keine humorlose Angelegenheit sein muss, war auf dem 25. Hospiztag im DOMFORUM zu erleben. Das „Silberjubiläum“ sei ein Zeichen für Wert und Beständigkeit, erklärte Isolde Roth, beim Katholischen Bildungswerk Köln unter anderem zuständig für den Bereich Hospizarbeit, verbunden mit einem Dank an das Vorbereitungsteam.
Stadtsuperintendent Dr. Bernhard Seiger stellte in seinem Grußwort fest, dass Corona den Umgang mit dem Sterben verändert habe. „Mit dem Thema „Leben und Tod“ sind wir selber „mitten drin““, sagte Bernhard Seiger. „Es kann uns jederzeit passieren, dass wir mit der Endlichkeit des Lebens konfrontiert werden. In der eigenen Familie, im Freundeskreis – und dann sind wir gefragt.“ Manchmal würden Menschen sogar die Nähe des Todes spüren, so wie Udo Lindenberg es in seinem Lied „Wieder genauso“ ausdrückt. Hier begegnet der Tod dem Protagonisten im Traum. Der Tod bestimme die Haltung zum Leben. Bernhard Seiger widersprach einer Äußerung von Bischof Steinhäuser in der Kölnischen Rundschau, der beklagte: „Grundlegend waren wir im Bereich der christlichen Ethik, des christlichen Handelns immer sehr nah beieinander, haben uns gut abgestimmt. Das ist so nicht mehr gegeben.“ Der Stadtsuperintendent stellte vielmehr fest, man habe gerade auf Kölner Ebene viele gemeinsame Themen, trotz unterschiedlicher Bewertung in Einzelfällen.
Als Beispiele nannte Bernhard Seiger diesen Hospiztag oder auch das gemeinsame öffentliche Eintreten gegen den mit Macht aufkommenden Antisemitismus und das Einstehen für Solidarität mit den jüdischen Nachbarn. Zum Schluss seines Grußwortes erinnerte Bernhard Seiger an die Geschichte von den anvertrauten Talenten. Er legte den Fokus jedoch nicht auf den Gerechtigkeitsaspekt, sondern vielmehr auf die Tatsache, dass Menschen als begabte Wesen während ihrer Lebensspanne die Fähigkeiten zu ihrer eigenen Freude und zum Wohle anderer einsetzen dürften. An die zahlreich anwesenden ehrenamtlichen Sterbebegleiterinnen und Sterbebegleiter gewandt, sagte er: „Sie setzen Ihre Talente für etwas Gutes und Segensreiches ein. Das verdient Dank und hohen Respekt!“
Bürgermeister Dr. Ralf Heinen bezeichnete das ehrenamtliche Engagement in der Hospizarbeit als „feste Größe“. Er erinnerte an die 182 verschiedenen Nationalitäten in Köln, die auch in der Sterbebegleitung viel interkulturelle Kompetenz und Sensibilität erfordern. Die Stärkung des Gemeinschaftlichen sei „oberstes Ziel“. Auch Heinen dankte allen Ehrenamtlichen und stellte fest:„Wir dürfen auch stolz sein, dass unsere Stadt hier ein so breites Spektrum anbietet!“ Der katholische Pfarrer Bernd-Michael Fasel berichtete, er sei 1976/77 zum ersten Mal mit der Hospizbewegung in Berührung gekommen, zunächst durch seine Tätigkeit als Krankenhausseelsorger in Kalk und Ehrenfeld, später im Hospiz St. Marien in Nippes, das seien „gute und intensive Erfahrungen“ gewesen. Später habe er ein Angebot zur Fortbildung für Ehrenamtler*innen zum Thema Schuld, Sühne, Sündenvergebung betreut – theologische Fragen, die am Lebensende zunehmend relevant werden. Zuletzt erinnerte sich Fasel an eine Vorlesung in Alter Kirchengeschichte, in der die These vertreten wurde, dass die Faszination für das Christentum auf dessen anderen Umgang mit dem Sterben/ den Sterbenden beruhen würde.
Christine Holzer und Simone Schmitt alias „Die Tabutanten“ gelang es mühelos, dem Vormittag – zumindest für eine gute Dreiviertelstunde – das Ernsthaft-Offizielle zu nehmen. Nach einer ultrakurzen „Vorstellungsrunde“, in der alle Anwesenden auf Kommando ihren Namen nannten und der Bitte, doch einmal ihr „gefühltes Alter“ zu nennen – das bei den meisten offensichtlich vom „wahren“ Lebensalter abwich, griffen die beiden Improvisationstalente Anregungen aus dem Publikum auf, um sie in humorvoll-tiefsinnige Spielszenen einzubauen. Dabei entstanden dann bisweilen spontan solch wunderbar philosophische Sätze wie: „Das Leben ist ein Flaschenöffner.“ „Die Konfrontation mit der Endlichkeit ist oft die Konfrontation mit der Endlichkeit der anderen“, ließen „Die Tabutanten“ ihr Publikum wissen und setzten damit vermutlich bei dem einen oder der anderen einen selbstkritischen Denkprozess in Gang.
Nach ihrem Auftritt standen Christine Holzer und Simone Schmitt noch für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung, die sich nicht nur um die Technik des Improvisationstheaters drehten, sondern auch um die Frage, ob es Situationen gebe, in denen Humor unangemessen sei. Dann stellte die Kunsthistorikerin Dr. Monika Schmelzer die Ausstellung „Trauer in Formen und Farben“ vor, die in Teilen im DOMFORUM zu sehen war. Diese beruht auf einem Buch der Grafikerin Cornelia Steinfeld und besteht aus 16 abstrakten Visualisierungen biblischer Texte, die sich mit Aspekten der Trauer befassen. Der Hospiztag dient nicht zuletzt dem Austausch und der Vernetzung der Aktiven, wofür dann bei einer Tasse Kaffee oder Tee noch Zeit und Gelegenheit war.
Foto(s): Priska Mielke