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20. November: „Rheinisches Frauenmahl“ in der Trinitatiskirche

Wem läuft bei dieser Speisenfolge nicht das Wasser im Munde zusammen? Zum Auftakt wird gewürzgebeizter Lachs mit Matjestatar-Kern und Erbsenschaum an rotem Gemüsesalat und Kürbiscremesuppe gereicht. Darauf folgt der Hauptgang – Perlhuhnbrust mit kräftiger Rotweinjus, Apfel-Pastinakenpürree und bunten Kartoffelcarées. Abschließend locken von winterlichem Kompott begleitete Mascarpone-Torronetörtchen. Dieses Menü bildet den kulinarischen Teil des „Rheinischen Frauenmahls“ in Köln. Es findet statt am 20. November, von 17 bis 21 Uhr, in der evangelischen Trinitatiskirche Köln, Filzengraben 4, nahe dem Heumarkt. Einladende sind Katja Kriener, Frauenreferentin im Evangelischen Kirchenverband Köln und Region, Heike von Hagen, Frauenbeauftragte im Kirchenkreis Köln-Mitte, und Sabine Richarz, Frauenbeauftragte im Kirchenkreis Köln-Rechtsrheinisch. Ausgerichtet wird das „Frauenmahl“ in Kooperation mit der Melanchthon-Akademie des Evangelischen Kirchenverbands Köln und Region.


Gutes Essen und Thesen und Wünsche zur Zukunft von Kirche und Religion
Seine Besonderheit bezieht dieses Mahl nicht nur aus dem gemeinsamen festlichen Abendessen von vielen Frauen. Wesentlich ist die Kombination von gemeinschaftlichem Speisen und mehreren Tischreden, in denen eingeladene Referentinnen aus sehr unterschiedlichen Perspektiven ihre vielfältigen Anregungen, Thesen und Wünsche zur Zukunft von Kirche und Religion äußern. Schließlich gehört dazu der Austausch unter den jeweiligen Tischnachbarinnen.
„Geboren“ wurde die Idee einer solchen Veranstaltung im Frauenstudien- und -bildungszentrum (FSBZ) der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Im Rahmen der Lutherdekade, die die zehn Jahre vor dem 500. Jahrestag der Reformation in 2017 umfasst, hatte man sich dort Gedanken über einen speziellen (kirchen)politischen Beitrag von und für Frauen gemacht. Als Ergebnis entwickelte das FSBZ gemeinsam mit dem Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität Marburg und der Frauenarbeit im Referat Erwachsenenbildung der Evangelischen Kirche von Kurhessen -Waldeck das „Marburger Frauenmahl“. Ausgerichtet wird es am 30. Oktober. Anklänge an das Marburger Religionsgespräch von 1529 seien gewollt, heißt es seitens der Veranstaltenden. Sie haben als „Frauenmahl“-Adresse dasselbe Marburger Landgrafenschloss gewählt, auf dem einst Reformatoren diskutierten.

Welchen Beitrag können wir Frauen leisten?
Die Idee des FSBZ ist bundesweit aufgegriffen worden. So wurden bereits drei „Frauenmahle“ ausgerichtet. Derzeit sind neben der Veranstaltung in Marburg weitere sieben terminiert, davon zwei in 2012. Und der Impuls hat auch die Rheinische Landeskirche erfasst. Deren Frauenreferat bereitet gemeinsam mit der Evangelischen Frauenhilfe im Rheinland und der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel ein zentrales Mahl für den 6. November in Düsseldorf vor. Zudem habe das Frauenreferat in der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) die Kirchenkreise ermutigt, weitere, eigene „Rheinische Frauenmahle“ durchzuführen, so Katja Kriener. „Wir in Köln beteiligen uns auch“, freut sich die hiesige Frauenreferentin. „Wir haben gerne die Anregung aufgenommen, mit der hoffentlich eine kleine Wellenbewegung in Gang gesetzt wird.“ Es gehe um Fragen wie: „Wohin soll es gehen, was muss sich ändern, damit Kirche und Religion im Zusammenspiel der vielfältigen Strömungen in unserer Gesellschaft auf die Herausforderungen unserer Zeit reagieren? Eine Zeit, die von Umbrüchen, sozialen Spannungen und Katastrophen erschüttert ist.“ Und weiter: „Welchen Beitrag können wir hier als Frauen leisten, welche Impulse setzen Frauen für die Zukunft von Kirche und Religion, welche Visionen haben sie?“

Thematisch breit gestreuter „Input“
Die Wahl des Ortes für das „Rheinische Frauenmahl“ in Köln fiel bewusst nicht auf eines der „grauen“ Tagungsgebäude oder -säle in der Stadt. „Stattdessen kommen wir in der großen, repräsentativen Trinitatiskirche zusammen“, so Kriener. „An welchem Ort könnte man sich besser Gedanken über die Zukunft von Kirche machen, als in einem Kirchenraum.“ Erwartet werden achtzig weibliche Gäste, die sich um acht Tische gruppieren, um zu speisen, zuzuhören und sich auszutaschen. Insgesamt werden sieben Rednerinnen kurze Beiträge liefern, deren Impulse innerhalb der einzelnen Tischrunden reflektiert werden. Als Rednerinnen haben zugesagt die Bürgermeisterin Elfi Scho-Antwerpes, Buchautorin Gisa Klönne sowie die Architektin und Stadtführerin Ana Maria Bermejo, die über Stifterinnen in Köln spricht. Ebenso sprechen die Pfarrerin Ulrike Gebhardt, die Vorsitzende des Kreiskatholikenrates Rhein-Berg, Gabriele Behr, die Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur und Sabine Ferenschild vom Institut Südwind e.V. „Auch bei unserem ´Frauenmahl´ kommen die Rednerinnen aus ganz verschiedenen Bereichen“, verspricht Kriener einen thematisch breit gestreuten „Input“ und reichlich Diskussionsstoff.

Der Abend ist bereits ausgebucht
Kriener freut sich auf einen schönen Abend. Und sie erwartet, „dass wir als Frauen einen Anstoß geben, wie Kirche sein könnte, wenn mehr Frauen das Sagen hätten. Ich erwarte noch mehr Impulse für die weitere Vernetzung von Frauen.“ Dass die Idee funktioniert, weiß Kriener aus eigener Erfahrung. Als Gast nahm sie an dem Frauenmahl im Bonner Haus der Kirche teil. „Dort habe ich mich sehr wohl gefühlt. Schön fand ich die Tischsituation, die Möglichkeit, bekannte wie auch neue Gesichter zu sehen. Aus meiner Sicht ist das Konzept in Bonn voll aufgegangen“, spricht sie von einer sehr guten Mischung aus gemütlichem Essen, Statements, Dialogen und Musik. Das Kölner „Frauenmahl“ wird umrahmt von Live-Musik der Instrumentalistinnen Barbara Lechner, Dorrit Bauerecker und Verena Schmidt-Wittmann, die als „Trio Imperial“ auftreten.
Laut Kriener haben sich für die Veranstaltung in der Trinitatiskirche bis Mitte Oktober bereits zahlreiche Frauen angemeldet – eigentlich sind schon alle Plätze belegt. Aber es gibt eine Warteliste, auf der allerdings auch schon rund zehn Frauen vorgemerkt sind. Die Anmeldung läuft über die Melanchthon-Akademie.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Broich