Herzerwärmend-mitreißende Gospelmusik hat sich am Sonntag Kantate mit dem geräuschvollen Blubbern und Knattern von rund 40 Motorrädern zu einem sehr speziellen, in der Regel eher selten gehörten Klangteppich verbunden. In der Lindlarer Jubilate-Kirche fand am vierten Sonntag nach Ostern der Motorrad-Gospel-Gottesdienst, kurz MoGoGo, statt. Es war der 18. MoGoGo insgesamt und der zweite, bei dem die evangelische Gemeinde in Lindlar Gastgeberin war.
Pfarrer Thomas Rusch von der evangelischen Gemeinde Volberg-Forsbach-Rösrath ist Initiator dieser Tradition und selbst begeisterter Biker. Er hatte für diese besondere Gelegenheit seine Triumph Scrambler 1200 XE gestartet, um nach Lindlar zu kommen und erklärte lachend, mit dieser Maschine habe er sich vor fünf Jahren einen Traum erfüllt. Für ihn ist der Motorrad-Gottesdienst ein Highlight, doch er stellt auch klar, dass selbst ein so außergewöhnliches Event immer Gott in den Mittelpunkt stellt: „Dieser Gottesdienst ist sehr mitreißend, aber er transportiert auch eine wichtige Botschaft: Bei Gott sind wir willkommen.“
Dranbleiben, groß im Glauben werden

Musikalisch gestalteten der Gospelchor aus Rösrath, geleitet von Katharina Wulzinger, und die Lindlarer Jubilate-Singers mit Dirigentin und Pianistin Laia Genc sowie Rolf Fahlenbock am E-Bass und Drummer Dirk Fahlenbock den Gottesdienst. Sie alle bekamen für ihre Musik und den Gesang verdient viel Beifall. Ebenso wie die Predigt von Pfarrer Rusch, in der es um Jesus und seine Begegnung mit einer Frau aus Kanaan ging, die ihn bittet, ihre von einem Dämon beherrschte Tochter zu heilen. Jesus wehrt die die Frau, wie im Matthäus-Evangelium beschrieben, zunächst ab. Doch die Mutter bleibt hartnäckig. Schließlich entspricht Jesus der Bitte und befreit die Tochter von dem Dämon. „Das ist eine Geschichte, die zunächst durch Jesu abweisendes Verhalten irritiert“, räumte Pfarrer Rusch ein. Letztlich aber mache sie Mut, etwas zu wagen, dranzubleiben, groß im Glauben zu werden.
Verbindung zu Gott
In der Predigt ging es auch darum, in Verbindung zu Gott zu bleiben. Als Analogie nutzte Pfarrer Rusch sein Smartphone. Ein Gerät, das ihm als Navi beim Motorradfahren Orientierung gibt. Das Notrufe absetzen kann und so Sicherheit schenkt. Und wer hätte gedacht, dass der Volberger Pfarrer sogar die Rufnummer Gottes kennt und sie in seinem Herzen abgespeichert hat. 5015 lautet sie, angelehnt an Psalm 50, Vers 15: Ruf mich an im Tag der Not, so will ich dich erretten, und du sollst mich ehren! „Bei Gott gibt es immer ein Netz. Denn sein Netz ist die Gemeinschaft der Christen“, ist Rusch sicher und verriet weiterhin: „Der christliche Akku lädt sich übrigens durch Gebrauch auf.“ Mit Applaus bedankten sich die Zuhörenden für diese humorvolle und doch ernste Predigt, bevor der Gottesdienst mit berührenden Segensworten zu Ende ging. Mit Dietrich Bonhoeffers Gedicht „Von guten Mächten“ entließ Thomas Rusch die Gemeinde in einen Sonntag, der für die Bikerinnen und Biker mit einer gemeinschaftlichen Ausfahrt ins sauerländische Nachrodt-Wiblingwerde zur Brenscheider Mühle weiterging.
Gemeindemitglied Joachim Schellhorn aus Rösrath hatte die rund 120 Kilometer lange Tour ausgetüftelt und nahm mit Ehefrau Sonja auf ihrem bordeauxfarbenen Trike teil. Er freute sich, dass erneut Mitglieder der DRK-Motorradstaffel aus Rösrath mit dabei waren und erzählte entspannt, er fahre schon seit 20 Jahren leidenschaftlich gerne Trike. „Da sind sicherlich 100 000 Kilometer über die Jahre zusammengekommen“, berichtete er lächelnd. Es wurde ein entspannter Nachmittag, der wieder in Lindlar endete und für Thomas Rusch noch eine bewegende Begegnung bereithielt. „Ein Gottesdienstbesucher, auch ein Biker, kam auf mich zu und sagte, er sei rund 30 Jahre nicht in der Kirche gewesen. Ein Freund hatte ihn mitgebracht – auch er an sich kirchenfern, aber Motorradfahrer.“ Der Gottesdienstbesucher erklärte, er sei aus der Kirche ausgetreten, werde nun aber neu darüber nachdenken. „Ich freue mich immer, wenn mir jemand sagt: ,Thomas, ich bin zwar kein Kirchgänger, aber dein Segen tut mir gut.‘ Solche Sätze bedeuten mir wirklich viel“, betonte der Pfarrer.
Foto(s): Matthias Pohl