You are currently viewing 15 Jahre ökumenische Begegnungsstätte „Lichtblick – Café + mehr“

15 Jahre ökumenische Begegnungsstätte „Lichtblick – Café + mehr“

Vier Rentner sitzen beim Skat, Seniorinnen halten ein Schwätzchen, zwei Stühle weiter wird vorgelesen. Im leicht erhöhten Fensterfront-Bereich trifft sich eine Mutter-Kind-Gruppe, einige Tische entfernt ist eine Mitvierzigern in ihre Lektüre vertieft. Derweil schauen sich weitere Besuchende im Buch- und Eine-Welt-Laden um oder lassen sich am Tresen des Cafés ein frisch belegtes Brötchen schmecken. Alles das findet unter einem Dach statt. Die Adresse lautet Gisbertstraße 98 in Köln-Stammheim. In dem ehemaligen Ladenlokal an der Ecke Scharffensteinstraße eröffnete 1996 das „Lichtblick – Café + mehr„. Am 3. März besteht die Begegnungsstätte 15 Jahre.

Menschen erfahren „konkrete Hilfe“
Die Idee, hier einen Treffpunkt für junge wie alte Menschen, für alle Interessierten im rechtsrheinischen Stadtteil einzurichten, wurde in der Evangelischen Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim geboren. Realisiert wurde das Projekt, das Kirche in einer besonderen Weise erfahrbar machen und „in den Alltag der Menschen tragen“ möchte, in Kooperation mit der katholischen Kirchengemeinde vor Ort. Diese ökumenische Partnerschaft hat unverändert Bestand. 15 Jahre also gibt es dieses niederschwellige Angebot bereits, in dem laut Pfarrer Gerold Vorländer „Menschen Kirche auf ganz andere Art und Weise begegnen und gegebenenfalls konkrete Hilfe erfahren können“.

Auch Jugendliche engagieren sich
Ein eingetragener, gemeinnütziger Förderverein sorgt wesentlich mit für die Finanzierung der Einrichtung. Deren Rechtsträger ist die Evangelische Brückenschlag-Gemeinde. Gleichwohl ruhe, so Vorländer, das Projekt auf einem ökumenischen Fundament. Diese Zusammenarbeit spiegle sich auch in der paritätisch evangelisch-katholischen Besetzung von Leitungskreis, Mitarbeiterkreis und Fördervereinsvorstand wider. Inzwischen hält auch der katholische Pfarrgemeinderat im „Café Lichtblick“ seine regelmäßigen Sitzungen ab. So ist für Vorländer die Einrichtung „gerade als Zeichen für das, was an ökumenischer Zusammenarbeit an der Basis möglich ist, unverzichtbar“. Hier werde erlebbar, wie gut es tut, wenn Christen verschiedener Konfession an einem Strang ziehen und aus dem Glauben heraus Brücken bauen, statt sich Steine in den Weg zu legen. „Lichtblick – Café + mehr“ sei eine Begegnungsstätte, die ihrem Namen alle Ehre mache, „weil hier Menschen zusammenfinden, die sonst nie etwas miteinander zu tun hätten“. Erstaunlich sei auch, wie viele Jugendliche sich inzwischen hier engagierten, freut sich Vorländer.

Regelmäßige Treffen, Feiern und Schulungen
„Jährlich zählt das Café bis zu 15.000 Besuchende. Mit den Laden-Kunden sind es weitaus mehr“, so Antje Gensichen. Sie löste im November 2003 Gründungs-Geschäftsführer Gerd Pfahl ab. Gensichen ist die einzige Hauptamtliche im „Lichtblick“. 45 Mitarbeitende engagieren sich ehrenamtlich. „Zwölf bis 15 von ihnen, mehrheitlich Frauen, übernehmen die Schichten im Café und Laden, andere arbeiten eher im Hintergrund, sind für die Wäsche oder die Computertechnik zuständig.“ Die meisten seien hier tätig, „weil sie soziale Kontakte pflegen, helfen, Gutes tun wollen. Und sie haben Spaß nicht nur in der Arbeit mit den Besuchenden, sondern auch untereinander. Sie fühlen sich gut aufgehoben im Mitarbeiterkreis“, weiß Gensichen. Regelmäßig fänden Treffen, Feiern und Schulungen statt. Neue Interessierte an einer Mitarbeit seien herzlich willkommen.

Literarisches im Lichtblick
Neben dem Laden-Angebot (neue Bücher und solche aus zweiter Hand, fair gehandelte Lebensmittel) besteht von Beginn an die Kleiderkammer. „Dort geben wir Second-Hand-Kleidung gegen eine geringe Spende ab“, so Genichen. Kontinuität, aber auch Neuerung prägen das Kulturprogramm der Einrichtung. Es beinhaltet unter anderem Konzerte, Ausstellungen und Vorträge. 2004 wurde die Lesungsreihe „Literarisches im Lichtblick“ eingeführt. Seitdem wird jeden 3. Freitag im Monat (19.30 Uhr, der Eintritt ist frei, Spenden erbeten) im „Lichtblick“ vorgelesen. Autoren wie Barbara Beuys, Tilman Röhrig oder Alt-Präses Manfred Kock bringen ihre eigenen Bücher mit. Oder Mitwirkende der Lesegruppe tragen fremde Texte vor. Zuletzt war die Kölner Bürgermeistern Angela Spizig zu Gast. Sie brachte Passagen aus Werken von Heinrich Böll zu Gehör. „Unsere Lesereihe ist zu einem festen Standbein gewachsen, das auch wieder einen anderen Kreis von Menschen, eine andere ´Klientel´ in unser Haus holt“, sagt Gensichen. Die nächste Lesung in dieser Reihe findet am Freitag, 18. März, 19.30 Uhr, statt: „Du sollst nicht töten! Ermittler in religiöser Funktion“. Darin stellt Regina Krah Kriminalromane vor, in denen Priester, Ordensleute oder Rabbiner Verbrechen aufklären.

Weihnachten einmal anders
Zu den neueren Angeboten mit spirituellem Akzent im „Lichtblick“ zählt „Weihnachten einmal anders“. „Seit 2006 laden wir an Heiligabend zu einem traditionellen Essen. Es werden Geschichten vorgelesen, wir nehmen uns Zeit zum Reden, bieten einen Platz, wo man hingehen kann, wenn man möchte“, fasst Gensichen zusammen. Relativ jung ist auch eine Aktion in der Passionszeit. Dann liegen im Café Postkarten mit verschiedenen Motiven aus. Die Rückseite bleibt bis auf die Worte „Mein Gott“ oder „Gott sei Dank“ frei. „Wir bitten die Besuchenden, dazu ein kurzes Statement abzugeben.“ Anschließend werden die beschrifteten Karten auf Fäden gezogen, ins Fenster gehängt oder anderweitig zur Lektüre präsentiert.

Gutscheinblatt an einen Zweig hängen
Bei dem ebenfalls neuen Angebot „Frühstück vom Baum“ handelt sich nicht um Selbstbedienung am Apfel- oder Birnbaum. Vielmehr ist damit ein grünes Gutscheinblatt gemeint, mit dem Menschen ihnen Unbekannte einladen – zu einem Frühstück, Getränk oder ein Stück Kuchen. Nachdem sie ihre Einladung an der Café-Kasse bezahlt haben, erhalten sie ein entsprechendes Gutscheinblatt. Dieses wiederum hängen sie „an dem großen Zweig in der Vase hier im Raum“ auf, und wer Lust hat, die Einladung eines ihm unbekannten Spenders anzunehmen, nimmt es herunter und bestellt.

Gefeiert wird am 6. März!
Anlässlich des 15-jährigen Bestehens wird im und am „Lichtblick“ gefeiert. Zunächst am 6. März – Karnevalsonntag. Exakt 15 Jahre und drei Tage nach der Eröffnung 1996 wird vormittags im evangelischen Gottesdienst und in den katholischen Messen der beteiligten Kirchengemeinden an das Gründungsdatum erinnert. Anschließend lädt die Einrichtung von 13.30 bis 17 Uhr zu buntem Treiben. Vor Ort erwarten die Gäste Musik, Getränke und selbst gemachte Speisen. Entsprechend gestärkt kann dort auch der vorbei ziehende Umzug verfolgt werden. Unter den Teilnehmenden am Umzug wird die Gruppe des „Lichtblick“ nicht zu übersehen sein. Inklusive Samba-Musikern ist sie dreißig Personen stark. Sie werden die vielfältigen Angebote des „Lichtblick“ durch den Ort tragen. Ihre auffälligen Kostüme sind als „Kaffeetassen“ und „belegte Brötchen“ geschneidert. Sie machen auf die Kleiderkammer aufmerksam – und statt Kamelle wird am Zugweg heißer Kaffee in kleinen Tässchen ausgeschenkt.

Großer Geburtstags-Trödelmarkt
Am Samstag, 18. Juni, 11 bis 17 Uhr, findet am Café der große „Geburtstags-Trödelmarkt“ statt. Bei dieser Veranstaltung der Kirchengemeinde zugunsten des Fördervereins ist allein privater Trödel zugelassen. „Wir verkaufen nicht selbst Dinge, sondern bieten für Interessierte auf der Scharffensteinstraße Flächen an. Die Standmiete fällt an den Förderverein“, erläutert Gensichen. Auch bestehe die Hoffnung, dass Mitmachende ihren Trödelerlös an den Förderverein spenden. „Wer das macht, dem wird die Standmiete erlassen.“ Auch Kinder sind eingeladen, entbehrlich gewordene Dinge anzubieten. „Für die Kinder möchten wir kleine Pavillons aufstellen, in denen sie ihre Angebote auf mitgebrachten Decken für jeweils zwei Stunden und ohne Gebühr ausbreiten können.“ Selbstverständlich ist an diesem Tag auch das Café geöffnet. Interessierte können sich ab Mitte Mai anmelden.

Öffnungszeiten und Kontakt
Die ökumenische Begegnungsstätte „Lichtblick – Café + mehr“ in Köln-Stammheim, Gisbertstraße 98/Ecke Scharffensteinstraße, ist geöffnet dienstags bis freitags von 9.30 bis 13 Uhr und von 15 bis 18 Uhr, samstags von 9.30 bis 13 Uhr, sonntags und feiertags (außer montags) von 15 bis 18 Uhr. Die Kleiderkammer ist geöffnet donnerstags von 9.30 bis 12 Uhr.

Text: Engelbert Broich
Foto(s): Engelbert Broich