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Hans Encke beim Richtfest der Kartäuserkirche im Jahr 1949. Bild aus der Fotosammlung des Archivs des EKV.

125 Jahre Hans Encke – Archivale des Monats Januar 2021

Hans Encke zählt zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der Kölner Geschichte, besonders der evangelischen Kirche in Köln. In dieser Woche jährt sich sein Geburtstag zum 125. Mal. Das Engagement des Pfarrers für Bedürftige und Notleidende war enorm. Sein Einsatz für Juden und Judenchristen während des NS-Regimes ist unvergessen. Sein Mut, sein Organisations- und Führungstalent haben dazu beigetragen, dass das evangelische Leben in Köln nach dem Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut werden konnte.

Pfarrer Encke wurde am 12.01.1896 in Potsdam als Sohn von Helene Josephine, geborene Trip, und Friedrich August Ernst Encke geboren. 1903 kam die Familie nach Köln. Hier arbeitete der Vater als Königlicher Gartenbaudirektor. Bis heute prägen seine angelegten Parkanlagen wie der Blücherpark das städtische Panorama. Doch zurück zum Sohn, Hans Encke. Hans Encke kämpfte im Ersten Weltkrieg und studierte als Kriegsversehrter 1917-1920 Theologie an verschiedenen Universitäten und schloss 1921 sein Lehrvikariat an der Antoniterkirche bei Pfarrer Ernst Nack ab. 1923 wurde er ordiniert und tat seinen Dienst zunächst als Krankenhausseelsorger und Religionslehrer. 1925 wurde er zum Pfarrer der ev. Kirchengemeinde Riehl gewählt und bekleidete dieses Amt bis 1966.

Schon früh, ab 1932, engagierte sich Encke im Kirchenpolitischen Arbeitskreis und später in der kirchlichen Arbeitsgemeinschaft gegen die Ausbreitung des Nationalsozialismus. Ein Beispiel dafür sind die preußischen Kirchenwahlen in Nippes im Jahr 1932/1933. Nach der Wahl stellten Anhänger der Deutschen Christen (DC) im Presbyterium die Mehrheit. Das Wahlergebnis war wesentlich durch vorherigen Wahlterror beeinflusst worden, so dass Encke Einspruch erhob. Dieser blieb jedoch ohne Erfolg. Das neue Presbyterium versuchte daraufhin erfolglos Encke sowie zwei weitere Pfarrer, die der Bekennenden Kirche (BK) nahestanden, aus ihrem Amt zu entfernen. Das Kräfteverhältnis verschob sich 1936 zu Gunsten der Mitglieder der Bekennenden Kirche, nach dem Ausscheiden von 6 DC-Anhängern, die gegen die Weiterbeschäftigung des aus dem Judentum stammenden Organisten Julio Goslar waren. Ab 1937 ordnete sich das Riehler Presbyterium offiziell der Bekennenden Kirche zu.

Doch Encke engagierte sich nicht nur in Riehl, sondern war Mitglied im Bruderrat, gehörte der freien Evangelischen Synode im Rheinland an, er war Schulungsleiter der Synode, wurde Mitglied der Bekenntnissynode der Altpreußischen Union und stellvertretendes Mitglied der Reichsbekenntnissynode der Deutschen Evangelischen Kirche. Er arbeitete in Köln eng mit Pfarrer Georg Fritze zusammen, der ebenfalls Mitglied der Bekennenden Kirche war. 1939 wurde Hans Encke zum Vertrauensmann des in Berlin von der Bekennenden Kirche eingerichteten Büro Grüber in Köln, welches sich für die zunehmend ausgegrenzten und verfolgten Juden und Christen jüdischer Herkunft einsetzte. Zeitlebens beschäftigt Encke die eigene Schuld und die der evangelischen Kirche, die er deutlich auf der Kirchenkreissynode 1946 in Anlehnung an das Stuttgarter Schuldbekenntnis (1945) durch mea culpa, mea maxima culpa zum Ausdruck brachte. Ein Versuch der Wiedergutmachung und Versöhnung ist die Gründung des Vereins zur christlich-jüdischen Zusammenarbeit im Jahr 1958, an der auch Encke beteiligt war.

Die zunehmenden Bombenangriffe auf Köln veranlassten Encke 1944 mit seiner Familie Köln zu verlassen und er kehrte erst auf Bestreben Pfarrer Friedrich Schellenburg 1945 nach Köln zurück. Am 26.01.1946 übernahm Encke offiziell das Amt des Superintendenten des Kirchenkreises Köln. Vor ihm lag eine Stadt in Schutt und Asche sowie eine weitverstreute Gemeinde. Superintendent Encke machte sich daran umfängliche Baumaßnahmen bspw. der Wiederaufbau von Kirchen und ein Wohnungsbauprogramm durch die neu gegründete Antoniter Siedlungsgesellschaft durchzuführen, sowie die Wahl neuer Presbyterien voranzutreiben. Sein Streben verfolgte das Ziel wieder eine Gemeinschaft herzustellen, die die Gräben zwischen ehemaligen Anhängern der DC und der BK überwinden sollte. Daher gestaltete sich wohl der Umgang mit Presbyteriumsmitgliedern, die den DC angehört hatten, gemäßigt.

In den 1960er Jahren gestaltete Encke die Teilung des Kirchenkreises Köln in die vier gegenwärtig existierenden Kirchenkreise mit. Zudem rief er den Stadtkirchenverband 1964 ins Leben, dessen erster Stadtsuperintendent er wurde. Auch hier gab es für ihn viel zu tun. Encke lag besonders die Bildung von Kindern sowie Erwachsenen am Herzen, so dass unter ihm viele Ämter und Einrichtungen wie die Melanchtonakademie, das Amt für Schule und Bildung (heute Schulreferat) ins Leben gerufen wurden. Trotz der zahlreichen Aufgaben als Stadtsuperintendent war es ihm ein wichtiges Bestreben auch immer als Seelsorger ansprechbar zu sein. Davon legen einige Aussagen Enckes in Protokollen der Kirchenkreissynode Köln und einige überlieferte Zuschriften von Gemeindemitgliedern Zeugnis ab.

Bis 1966 bekleidete Encke die Position des Stadtsuperintendenten. Doch blieb er noch nach seinem Ausscheiden für einige Zeit in Ausschüssen aktiv. Er blieb Mitglied im Ausschuss für die Bibliothek (kurzzeitig hatte er auch die Leitung derselben übernommen) und im Verein für jüdisch-christliche Zusammenarbeit. 1966 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Am 02.08.1976 starb Hans Encke in Frechen.

Literatur:

Siegfried Hermle: Hans Encke, in: Thomas Martin Schneider, Joachim Conrad und Stefan Flesch (Hrsg.): Zwischen Bekenntnis und Ideologie. 100 Lebensbilder des rheinischen Protestantismus im 20. Jahrhundert, Leipzig 2018, S.168-171.

Günter Wollstein: Die evangelische Kirche Kölns um 1945, in: MEKGR 45./46. (1996/1997), S.485-510.

Text: Archiv des EKV
Foto(s): Archiv des EKV