In diesem Jahr feiert der Posaunenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Frechen sein 100-jähriges Bestehen. 1921 gründete der aus dem Siegerland stammende Albert Hillnhütter mit Gleichgesinnten den Posaunenchor, der heute der älteste im Kirchenkreis Köln ist. Bis 2017, zum Fest „500 Jahre Reformation“, diente er der Gemeinde vollzählig. Dieses Fest brachte allerdings eine Zäsur mit sich. Viele Bläser, darunter der langjährige Chorleiter Gernot Tillack, legten danach aus Altersgründen ihr Instrument aus der Hand. Mit ihm schied ein Bläser aus, der 51 Jahre, also mehr als ein halbes Jahrhundert, den Posaunenchor positiv formte.
Eine kleine Gruppe entschied sich aber, weiterhin zu musizieren. Zunächst übernahm Roland Klatte als Vertreter die Leitung. Er kann in diesem Jahr auf eine 70-jährige Zugehörigkeit zum Posaunenchor zurückblicken und gehört zum musikalischen Urgestein. Dann übernahm Philipp Schwarzbach die Gruppe, um den bisherigen Auftrag fortzuführen, der allen Posaunenchören gemeinsam ist. Er wurde schon vor mehreren hundert Jahren schriftlich formuliert und auf die Empore einer alten Schweizer Kirche gemalt. Dort ist zu lesen: „Blaset mit Posaunen schön, singet, klinget, lasst erschallen, Herz und Mundes gleiche Tön, Gott und Menschen Wohlgefallen.“
Zusammenklang von Musik und Herz
Dieser Spruch fordert einmal, Gott und den Menschen zum Wohlgefallen zu musizieren. Zum anderen weist er darauf hin, dass zwischen Herz und Mund gleiche Töne gehören, also eine Harmonie vorhanden sein muss. Was der Mund bläst, soll aus dem Herzen kommen. So sehr die Gemeinde ein gekonntes Musizieren erfreut, die Virtuosität ist nicht das Wichtigste. Gefordert wird in diesem Spruch der Zusammenklang von Musik und Herz.
Eine Posaunenchorfamilie
Dieser Zusammenklang war immer ein Merkmal des Posaunenchors. Daraus entwickelte sich ein Gemeinschaftsgefühl, welches noch heute bei aktiven und ehemaligen Bläsern wirksam ist. Es fand seinen Ausdruck in dem oft benutzten Wort „Posaunenchorfamilie“. Auch die ersten Bläser vor 100 Jahren müssen ähnlich empfunden haben. Sie fühlten sich als Brüder, und so findet man unter den Briefen jener alten Bläser den Satz: „Es grüßt dich dein Posaunenbruder NN.“
Seit 2019, mit dem Beginn der Corona-Pandemie, erlitt der Chor mancherlei Beschränkungen. Zeitweise mussten die Übungsstunden ausfallen. Die Chormitglieder wünschen sich für die Zukunft, dass der Chor mit neuen Mitgliedern wächst und seine lange Tradition fortsetzen kann, der Evangelischen Kirchengemeinde Frechen musikalisch zu dienen.
Foto(s): Petra Becker