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10. September: Kölner Musiknacht – auch in evangelischen Kirchen

„Als vor acht Jahren die Kölner Musiknacht vom Initiativkreis Freie Musik als ein kulturpolitisches Signal ins Leben gerufen wurde, war nicht abzusehen, dass dieses musikalische Ereignis sich zu einer überregional beachteten Veranstaltung entwickeln würde. Heute nimmt die Kölner Musiknacht einen festen Platz im Kulturangebot der Stadt Köln ein und wird von einem breiten Publikum wegen ihrer Vielfalt, Qualität und Unmittelbarkeit geschätzt“, schreibt Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters in seinem Vorwort zur diesjährigen „Ausgabe“ der Kölner Musiknacht am 10. September. Die Vielfalt ist in der Tat riesig: rund 100 Konzerte an 25 Spielorten der Stadt. Dabei zahlen Gäste nur jeweils 15 Euro „pro Kopf“ für den ersten der von ihnen ausgewählten Spielorten – dort ist ihnen dann auch ein Platz reserviert. Die Karte ist dann noch die ganze Nacht über für alle anderen Konzerte gültig, allerdings ohne „Platzgarantie“. In der Vielfalt der Angebote gibt es durchaus auch evangelische Spielorte, allein die sind hier unten dokumentiert. Das komplette Programm kann man hier einsehen: http://www.koelner-musiknacht.de

In der Kartäuserkirche der Kölner Südtstadt, Kartäusergasse 7, spielt um 20 Uhr das Ensemble delasolRe „Joie douleureuse“. Aus der Beschreibung: „Joie douleureuse“ („von Schmerz belastete Freude“) war eine typische Gemütshaltung des 15. Jahrhunderts. Und so verarbeiteten Großmeister der franko-flämischen Schule diese „Joie douleureuse“ in ihren bahnbrechenden Chansons. Das Vokal- und Instrumentalensemble delasolRe taucht mit Musik von unter anderen Guillaume Dufay, Gilles Binchois und Jacobus Vide in diese große, seelentherapeutische Klangkunstwelt ein.
Um 21 Uhr treten Die Sopranistin Martina Schilling und das Klarinettenduo Beate Zelinsky / David Smeyers auf. Sie präsentieren ein Rondo mit Werken des ungarischen Neue-Musik-Stars György Kurtäg. Im Mittelpunkt stehen seine Vertonungen von Aphorismen, die er in den „Sudelbüchern“ Georg Christoph Lichtenbergs gefunden hat. Dazwischen reist man aber immer wieder in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück, mit Liedern von Mätyäs Seiber, Hanns Eisler und Anton Webern.
Um 22 Uhr spielen Simon Rummel und das Ensemble „Neues Werk für Großes Gläserspiel, Mezzosopran und Klarinette“: Während seiner Experimente mit dem Gläserspiel fiel Simon Rummel und seinen Mitstreitern auf, dass vielstimmige Akkorde aus gestrichenen Gläsern klingen, als ob eine schwebende Frau singen würde. Anlässlich der Musiknacht machen sie nun den naheliegenden Versuch, was passiert, wenn wirklich eine Frau mitsingt.

In der Lutherkirche, Martin-Luther-Platz 2-4, ebenfalls in der Südstadt, spielen um 20 Uhr der Saxophonist/Komponist Norbert Stein und sein Pata-Ensemble: Sie reißen schon immer gerne die Grenzen zwischen scheinbar widerstrebenden Idiomen ein. Mit großem Spielwitz, kurzweiligen Improvisationen und einer unterhaltsamen Melange aus Avantgarde und Tradition garantiert auch die neubesetzte Pata-Formation eine grenzenlose Sound-Reise mit überraschungen und exotischen Inspirationsquellen. Imaginäre Musik? Ja, bitte!
Um 21 Uhr tritt das FLOW-Ensemble auf: In dem Projekt „WORT: LOS“ lässt sich das FLOW-Ensemble um den Stimmkünstler Peter Wolf auf einen Selbstversuch ein: Was geschieht, wenn Sprache und Musik in der Improvisation aufeinander einwirken? Vorher festgelegt sind assoziative Titel als Impulsgeber für geplante Stücke. Sonst ist nichts vorbereitet. Das Publikum sitzt mit im Boot und wird Zeuge des Geschehens.
Um 22 Uhr folgt der kurdische Sänger Mehmet Akbas, der mit der Band Per Sound erstmalig in der Kölner Musiknacht gastiert. Akbas Musik ist Avantgarde, ohne ihre Wurzeln zu verleugnen. Westliche und östliche Instrumente, Belcanto und das einfache Hirtenlied finden durch die Improvisationskünste des Sängers wie selbstverständlich zueinander.
Um 23 Uhr verspricht der Kölner Pianist Lars Duppler, Sohn eines Deutschen und einer Isländerin, „The Best of Two Worlds“. Er hat sich mit seinem neuen Quartett „Rætur“ (Wurzel) auf musikalische Spurensuche nach Island begeben, traditionelle Songs neu arrangiert und eigene Kompositionen geschrieben. Herausgekommen ist ein erfrischend jazzrockiges, nun auch live präsentiertes Album, das den Sound der Insel einfängt – aber alle Trolle und Elfen schlafen lässt.

Auch die evangelische Trinitaiskirche, Filzengraben 4, in der Nähe des Kölner Heumarkts, ist mit von der Partie: Um 20 Uhr spielen dort CATs n FRUITS: Katy Sedna sammelt rastlos Lieder aus Afrika, Indien und Frankreich, um sie in ihren eigenen Kompositionen durchzuschütteln. Zugleich erklingt das Ein-Mann-Orchester von Herrn Weber, der in seinen Arrangements zu Geige, Akkordeon, Bass, Kinderschlagzeug und Kinderklavieren greift. So entsteht ein Sound, der sich irgendwo zwischen Worldmusic, Singer-Songwriter und alternativem Noise mit einer Spur Radiohead bewegt.
Um 21 Uhr der Bach-Verein Köln: Bach-Verein Köln Georg Friedrich Händels „Funeral Anthem for Queen Caroline“ mit Christina Kühne – Sopran, Nicole Pieper – Alt, Immo Schröder – Tenor, Marek Reichert – Bass, sowie Chor und Barockorchester des Bach-Vereins Köln unter Leitung von Thomas Neuhoff: Als Georg Friedrich Händels treueste Gönnerin Queen Caroline starb, ging dies dem Wahl-Londoner persönlich sehr nahe. Binnen einer Woche komponierte er eine aus verschiedenen Bibelversen zusammengestellte Begräbnismusik, die heute als ein Hauptwerk seiner englischsprachigen Kirchenmusik gilt. Aufgeführt wird diese expressive Trauermusik vom Chor und Barockorchester des Bach-Vereins Köln.
Um 22 Uhr tritt das Duo Fields-Schubert auf: Die Musik des mit Gitarre und Saxophon bewaffneten Duos Fields-Schubert bewegt sich im Grenzbereich zwischen Neuer Musik und Avantgarde-Jazz. Die Musik ist durchweg eine Mischung aus Improvisationen und komponiertem Material, bei dem es zu melodischen Brüchen, extremen Änderungen in der Dynamik sowie verblüffenden Spieltechniken kommt.
Um 23 Uhr ist der Romantische Chor Köln mit: „Schönster Tag, nun gute Nacht“ zu hören: In seiner Sehnsucht nach der Einheit aller Dinge empfand der „romantische“ Mensch auch die Natur als beseelt. Und so steht in der Dichtkunst gerade die Blume oft als Metapher für den Menschen. In „Schönster Tag, nun gute Nacht“ betrachtet der neugegründete Romantische Chor Köln das Leben einer Blumen-Menschen-Seele vom Morgenrot bis Mitternacht, eingefangen in Werken beispielsweise von Johannes Brahms, Robert Schumann, Richard Strauss und Ralph Vaughan-Williams.

Text: Kölner Musiknacht
Foto(s): Kölner Musiknacht