You are currently viewing 10. Kölner Ökumenetag  hat »historische Maßstäbe« gesetzt

10. Kölner Ökumenetag hat »historische Maßstäbe« gesetzt

Das hat es in der evangelischen Kartäuserkirche in der Südstadt noch nicht gegeben: Ein polnischer katholischer Erzbischof steht auf der Kanzel und zitiert sowohl Martin Luther als auch den bekannten protestantischen „Kirchenvater“ des 20. Jahrhunderts, Karl Barth. In einem von Beifall begleiteten Vortrag plädierte Erzbischof Alfons Nossol für ein ökumenisch offenes Christsein im 21. Jahrhundert: „Katholische Christen sollten weniger das Römische und mehr das Katholische, Ganzheitliche, Integrale betonen. Evangelische Christen sollten mehr vom Evangelium leben als nur gegen das Negative zu protestieren.“

Eine Woche nach der EU-Erweiterung sprach sich der Vorsitzende der polnischen Ökumene-kommission engagiert für eine „Zivilisation der Liebe und des Lebens“ in Europa aus, „um der Kultur des Todes den Boden zu entziehen“. Einer Konfession allein wird das nicht gelingen, unterstrich Nossol, es bedarf dazu der „Gemeinschaft des Geistes“ aller Christen; denn: „Wir alle sind die Kirche.“ Solche Thesen hat man in Köln aus katholischem bischöflichem Mund schon lange nicht mehr, vielleicht noch nie vernommen.

Das 2. historische Ereignis: Am Samstag Nachmittag wurde in einer Öffentlichen Ökumenischen Versammlung in Anwesenheit von Frau Bürgermeisterin Renate Canisius und der Vorsitzenden des Katholikenausschusses, Frau Hannelore Bartscherer, die beide ein Grußwort sprachen, eine Kölner Ökumenische Erklärung einstimmig (mit 5 Enthaltungen) von mehreren Hundert Teilnehmenden verabschiedet. Sie enthält einen Rückblick auf wichtige ökumenische Ereignisse der letzten 20 Jahre wie zB. den ersten Kölner Brückenweg zum Domjubiläum 1998 und macht 7 Vorschläge. Empfohlen wird u.a., ein Ökumenisches Begegnungszentrum, „das von allen Mitgliedskirchen der ACK Köln getragen wird“, ein Kölner Ökumenischer Kirchentag, „um konfessionelle Selbstgenügsamkeit zu überwinden und Verantwortung in und für unsere Stadt zu übernehmen“. Die Kirchenleitungen werden um Ermutigung gebeten, „den ökumenischen Weg weiterzugehen und dazu Vorschläge zu unterbreiten“. Diese Erklärung enthält ein ökumenisches Programm für das nächste Jahrzehnt in Köln.

Schließlich das 3. historische Ereignis: In der Basilika Sankt Aposteln setzten während des festlichen Schlussgottesdienstes Vertreter/innen von 15 verschiedenen Träger-Gruppen des 10. Kölner Ökumenetages ihre Unterschrift unter eine „Öffentliche Empfehlung zur Charta Oecumenica“ vor den Augen einer 300-köpfigen Festgemeinde. Jede Unterschrift wurde mit Beifall bedacht. Nach Abschluß des Gottesdienstes folgten viele Teilnehmende dem Beispiel und unterzeichneten ebenfalls die Empfehlung.
In der Erklärung heißt es u.a.:“Wir hoffen, dass die Gesichtspunkte und Maßstäbe der Charta Oecumenica auch in unserer Stadt zur Geltung kommen.“ Eine Verpflichtung der Charta lautet beispielsweise: „Wir verpflichten uns, dem Ziel der eucharistischen Gemeinschaft entgegenzugehen“.

Zuvor hatte der anglikanische Bischof Dr. Rupert Hoare aus Liverpool in seiner Predigt über die ökumenische Gemeinschaft „Auf dem Weg nach Emmaus“ gesprochen, die mit Fremden unterwegs ist und Christus an ihrer Seite hat. Wie am Tisch in Emmaus wurden alle Teilnehmenden zum Brot-Teilen um kleine Tische herum eingeladen. Der Kölner Oratorienchor unter Andreas Meisner und Gerda Schaarwächter sowei der Tropeter Christoph Müller-Stosch verliehen dem eindrucksvollen Gottesdienst zusätzlichen Glanz.

Zum Ausklang bewirtete die Gemeinde St. Aposteln die mehrere Hundert Teilnehmenden mit Schnitten, Kölsch und Wasser. Ökumenepfarrer Link äußerte sich tief befriedigt über den gelungenen Verlauf dieses Ökumenetages:“ Es war ein kleiner Kirchentag, wir haben ökumenische Maßstäbe für Köln gesetzt und Gott hat unsere Begegnungen reich gesegnet.“

Sonntag morgen begrüßte übrigens der leitende Geistliche, Prälat Bastgen, Bischof Hoare zur Messfeier im Kölner Dom und verwies auf das vorbildliche ökumenische Zusammenwirken zwischen anglikanischer und katholischer Kirche in Liverpool.

Text: Dr. Hans-Georg Link
Foto(s): ACK Köln